1. FC Köln: Aggressive FC Fans zwingen Pezzoni zum Rücktritt


Beim 1. FC Köln ist vieles fröhlich und erheiternd. Alkoholeskapaden und verbale Ausrutscher können verziehen werden. Im Fall Kevin Pezzoni hingegen muss konstatiert werden, dass der „Bogen überspannt“ worden ist und der Spieler völlig sinnfrei körperlich und verbal von einigen Köln-Chaoten angegriffen worden ist. Die Konsequenz ist die Flucht des Kölner Abwehrspielers, der seinen Vertrag beim Zweitligisten mit sofortiger Wirkung aufgelöst hat.

Nun ist der 23-Jährige zurück in seine Heimat nach Frankfurt geflüchtet, weil er die ständigen Provokationen und Fehltritte von so genannten Fans gegenüber seiner Person nicht länger ertragen konnte. Es ist nur allzu verständlich, dass er nicht über die Vergangenheit sprechen möchte, denn die Umstände der plötzlichen Vertragsverhandlungen waren alles andere als erfreulich. Es ist sehr gut möglich, dass dieses „Mobbing“ von einigen Anhängern auch dazu geführt hat, dass die sportlichen Leistungen von Pezzoni rapide gesunken sind. Nun erscheinen die eklatanten Schwächen des Abwehrspielers auch in einem völlig neuem Licht. In einem Zustand der Angst zu spielen, ist wahrscheinlich das Schlimmste, was einem Fußballer passieren kann. Speziell ein noch nicht komplett fertiger Spieler braucht die Unterstützung aus dem Umfeld.

Sehr löblich ist die Tatsache, dass sich auch Trainer Holger Stanislawski gegenüber diesen aggressiven Unruhestiftern verbal auf der Pressekonferenz zur Wehr setzt, indem er sagt: „Mit diesen Menschen möchte ich nichts zu tun haben.“ So wird nun publik, dass eine ganz bestimmte Gruppe sich zusammengehortet hat, um Pezzoni massiv zu bedrohen und ihm einen Vereinsaustritt nahe zu legen. Die Fehler in der Vergangenheit waren für diese Fans nicht akzeptierbar, deshalb haben sie diese Art von Selbstjustiz ausgeübt, die absolut unentschuldbar erscheinen. Der Trainer fügt hinzu, dass diese spezielle Gattung ein Gefahrenpotential für die Allgemeinheit darstellt: „Und ich glaube, mit diesen Menschen möchte kein normaler FC-Fan irgendwas zu tun haben.“

Zuerst gab es das allseits bekannte Internet-Mobbing, welches in der Facebook-Gruppe seinen Ursprung genommen hat. Unfassbare 445 User haben sich in diesem sozialem Netzwerk dazu verabredet, dass bei einer der kommenden Trainingseinheit der seit 2008 für den FC kickende Akteur verbal ins Kreuzfeuer kommt, damit dieser eine andere Leistung auf dem Platz präsentiert. Eine Einschüchterungstaktik sollte so entstehen, deren Erfolg jedoch mehr als zweifelhaft ist und deren Durchführung von der großen Mehrzahl aller Kölner Fans strikt abgelehnt werden würde.

Von diesem unbegreiflichen Vorhaben machten fünf Chaoten dann auch Gebrauch und haben den ehemaligen deutschen U-Nationalspieler vor seiner Wohnung aufges
ucht, um ihm mit möglichen Konsequenzen zu drohen. Recht auf Privatleben sieht bekanntlich anders aus. Eine Situation, die ein Novum in der langen Historie der Bundesliga darstellt. Stanislawski kann mit dem Opfer mitfühlen: „Was da mental für einen jungen Burschen und seine Freundin dranhängt. Wenn die mal um zehn Uhr im Dunkeln nach Hause kommen – man möchte sich gar nicht ausmalen, was da in den Köpfen vorgeht.“

Dennoch ist der psychologisch hervorragend geschulte „Stani“ bestens informiert und hat ein gewisses Wissen über solch eine Eigendynamik, die hätte entstehen können. Deshalb gibt er auch gegenüber dem „Express“ ehrlich zu, dass „eine gewisse Hilfestellung nicht mehr gegriffen hat.“ Und versucht diese Situation abzuschließen, auch wenn es sichtlich schwer fällt: „Es ist Zeit, dieses Buch zu schließen und ein neues aufzuschlagen. Ich hoffe, dass Kevin schnell einen Job findet und wieder befreit Fußball spielen kann.“

In der gesamten Welt des deutschen Profifußballs hat dieser einmalige Vorgang die Emotionen geweckt. So auch bei Dortmunds Meistertrainer Jürgen Klopp, der Pezzoni sogar persönlich kennt. Klopp hat eine ganz spezielle Meinung bei „LigaTotal“: „Ich glaube nicht, dass Kevin den Vertrag auflösen wollte. Ich denke, der Verein war auch daran interessiert, dass das Ganze beendet wird.“

Gegenüber dem Fernsehsender führt er weiter aus: „Ich weiß nicht genug darüber, aber Fakt ist, dass das definitiv alle Grenzen gesprengt hat. Das geht überhaupt nicht. Ich weiß allerdings, dass das 99 Prozent der Fans auch so sehen.“ Mag sein, doch eine kranke Minderheit hat im Fall Pezzoni ihr Ziel leider erreicht.

Ohne Frage muss das Schlusswort dieser traurigen Geschichte dem Spieler Kevin Pezzoni selbst gehören, der in der letzten Zeit gewiss viel mitmachen musste. Auf seiner Facebook-Seite wird er mit den Worten zitiert: „Es freut mich, hier zu lesen, wie viel Verständnis für unsere Entscheidung entgegengebracht wird. Und wie viel Unverständnis wir gemeinsam gegenüber Mobbing, Beleidigungen, Gewalt & Co. haben. Dies hat weder auf oder neben dem Platz, noch im privaten Umfeld etwas zu suchen. Die positiven, aufmunternden Rückmeldungen bleiben mir mit vielen schönen und erfolgreichen Spielen mit dem FC in Erinnerung.“


Informationen
Quelle: express.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: 1. FC Köln; Pezzoni; Stanislawski
Datum: 02.09.2012 20:51 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-1--fc-koeln--aggressive-fc-fans-zwingen-pezzoni-zum-ruecktritt-1123.html
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