1. FC Köln: Zielwasser braucht der Kölner Geißbock


Irgendwie zeigt auch der objektive Berichterstatter in diesen Tagen Mitleid mit dem Bundesliga-Absteiger 1. FC Köln. In den bisherigen fünf Saisonspielen der 2. Bundesliga wurde noch kein Sieg eingefahren. Nur ein mickriges Tor bedeutet ebenfalls Negativrekord. Auch das gestrige Heimspiel gegen den FC St. Pauli musste mit einem 0:0 Unentschieden verkraftet werden. Den Aufstieg kann sich der rheinische Traditionsverein jetzt erst Recht abschminken.

Realismus sollte in der Domstadt so ganz langsam Priorität genießen, denn die Defizite sind letztlich zu gravierend, als dass mit einer direkten Bundesliga-Rückkehr gerechnet werden kann. Vielmehr muss der Blick nach unten gehen. Bei einer Negativspirale ist sogar der Abstieg in die Drittklassigkeit möglich. Mit zwei Punkten haben die „Geißböcke“ den 16. Tabellenplatz inne.

Wenn Holger Stanislawski nicht wäre, dann würde die Karnevalshochburg in eine tiefe Depression fallen. Immer wieder lobt er ausdrücklich oft und intensiv seine Kicker. Auch nach dem torlosen Remis gegen die Hamburger Stadtteilkicker, als er den Medien mitteilte: „Außer dass meine Mannschaft kein Tor geschossen hat, kann ich ihr keinen Vorwurf machen.“ Und versucht bewusst Optimismus zu verbreiten, wenn er sagt: „Ich kann die Jungs nicht an die Wand stellen. Was sie investiert haben, macht Freude. Wir sind auf dem richtigen Weg.“

Wie eingangs erwähnt, sind viele zur Objektivität verpflichtete Journalisten auch Sympathisanten des FC. Auch nicht verwunderlich angesichts der Tatsache, dass dieser Verein die Massen mobilisiert. Fast schon erstaunlich, dass 45.200 Zuschauer an einem Montagabendspiel ins Stadion pilgern, um einem Aufeinandertreffen beizuwohnen, indem zwei Teams bisher unter ihren Erwartungen gespielt haben. Immerhin könnte der Kölner Torschützenkönig mit einem Treffer beruhigt feststellen: „Die Fans haben applaudiert. Sie sind zufrieden“, so Publikumsliebling Thomas Bröker.

So war es auch ein gutes Zeichen, dass viele Besucher an einer Aktion der Kölner Fan-Initiative mit dem Motto „Für den Verein, gegen Gewalt“ teilgenommen haben. Dazu ein aufgeräumt wirkender Stanislawski: „Das ist
der richtige Weg und nicht, dass ein paar Verträumte mit einer Viertel-Gehirnzelle ihrem Frust Luft verschaffen.“ Hintergrund dieser Aktion war der unfreiwillige Abgang von Abwehrspieler Kevin Pezzoni.

Die Trainingsarbeit dürfte nun mit dem Schwerpunkt Chancenverwertung angereichert werden. Das Gastspiel beim ebenfalls krisengeschüttelten 1. FC Union Berlin soll mit einem Torerfolg belohnt werden. Auch dazu hat der ehemalige Pauli-Coach eine Meinung: „Ich werde den Jungs weiter Lösungsmöglichkeiten an die Hand geben, bis das Ding mal über die Linie rollt.“ Und er fügt leicht ironisch hinzu: „Wahrscheinlich wird es dann ein Eigentor sein, aber egal. Dieses Gefühl, der Gegner muss den Anschluss machen, ist das, was den Spielern momentan fehlt.“

Zweifelsfrei hat der FC auf dem Transfermarkt endlich einmal Volltreffer gelandet. Zumindest war dies der erste Eindruck der Neuzugänge Sascha Bigalke und Anthony Ujah, die auffällig gut ihr Debüt im Kölner Shirt feiern konnten. Der feine Techniker Bigalke meinte nach dem Spiel ein wenig enttäuscht: „Ich wäre ganz zufrieden, wenn der Ball mal drin gewesen wäre. Das 0:0 ist nicht okay.“ Der nigerianische Stürmer Ujah lobte sein neues Team ausdrücklich: „Ich bin stolz auf die Mannschaft und froh über die Art und Weise, wie wir gearbeitet haben. Alles was wir brauchen, ist ein Sieg.“

Für den gelassenen Coach sollte mehr Realismus in der Rheinmetropole Einzug halten. Deshalb sagt er auch: „Wir haben weder das Ziel Aufstieg ausgegeben noch, dass wir das Relegationsspiel gebucht haben, weil wir Sechzehnter sind. Ein bisschen Ruhe und Gelassenheit tun jedem gut. Ich werde dies der Mannschaft geben, so lange man mich lässt.“


Informationen
Quelle: www.aachener-zeitung.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: 1. FC Köln; Stanislawski; FC St. Pauli; Bröker; Ujah; Bigalke; Pezzoni
Datum: 18.09.2012 17:21 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-1--fc-koeln--zielwasser-braucht-der-koelner-geissbock-2229.html
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