1. FC Köln Vize Schumacher: „Lehmann hat sein Potential noch nicht ausgespielt“


Dieser 2:0-Sieg des 1. FC Köln gegen ein äußerst schwaches 1860 München kam etwas überraschend daher, da der Bundesliga-Absteiger in den Spielen fast schon wie ein Bewerber für die kommende Drittliga-Saison agiert hat. Statt wie insgeheim erhofft ein munteres Mitmischen im Aufstiegskampf zur Bundesliga muss man sich derzeit in Köln mit dem tristen Tabellenmittelfeld im deutschen Unterhaus zufrieden geben. Ein Zustand, der aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten sicherlich realistisch eingeplant werden musste. Dennoch herrscht Unzufriedenheit wegen der bisherigen Saison, die so gar nicht nach den Wünschen der FC-Bosse ist. FC-Vizepräsident Toni Schumacher hat in seiner aktiven Spielerkarriere schon deutlich bessere Zeiten mit der Geißbockelf durchgemacht. Nun bezieht er einen Tag vor dem Heimspiel gegen den VfL Bochum kritisch und ehrlich Stellung zur derzeit unbefriedigenden Saison des Stanislawski-Teams.

Nach dem 14. Spieltag steht der einst ruhmreiche 1. FC Köln auf dem elften Tabellenplatz und hat einen Vorsprung von fünf Zählern auf den Abstiegsrelegationsplatz. Zu wenig für viele Beteiligte aus dem Kölner-Umfeld. Schumacher nimmt zur derzeitigen Situation in der „Sport Bild“ Stellung, wenn er sagt: „Wir haben 44 Transfer-Bewegungen getätigt, das muss man sich mal reinziehen. Aber was wir jetzt hinter uns haben, war nur ein erster Schritt. Im Winter wird der zweite Schritt gemacht, im nächsten Sommer der dritte. Wir sind hier in einem Marathon und nicht in einem 100-Meter-Lauf. Bei 30 Millionen Euro Schulden kann man das Geld halt nicht rausblasen, ohne sich intensive Gedanken zu machen.“

Im Rückblick auf die Punkteverluste in einigen Spielen kann sicherlich gesagt werden, dass einige unnötige Punktverluste hingenommen werden mussten. Beim FC kann diese Behauptung auch tatsächlich nachgewiesen werden, da die Traditionsmannschaft in zahlreichen Spielen die deutlich bessere Mannschaft gewesen ist. Einzig die notwendige Effizienz vor dem gegnerischen Gehäuse gestaltete sich als defizitär, weshalb ein Mitmischen im Aufstiegskampf für diese Saison illusorisch erscheint. Auch „de Tünn“ drückt dies in seiner Aussage aus, wenn er sagt: „Wenn man sich die Spiele anschaut, hätten wir fünf, sechs Punkte mehr holen können.“ Und versucht eine Erklärung zu finden: „Aber wir haben den jüngsten Kader der Liga. Mit Herz kann man einiges an Erfahrung ausgleichen, aber nicht alles.“

Ambitioniert und extrem ehrgeizig ist der ehemalige deutsche Nationalspieler, der jedoch auch realistisch erkennen muss: „Ich stehe total auf Stars, keine Frage. Aber sie müssen passen. Einen Ronaldo würde ich nicht haben wollen, wenn er nicht charakterlich reinpassen und Neid entstehen würde. Aber aus finanziellen Gründen sind Stars ohnehin kein Thema. Auch ich möchte hier irgendwann gerne wieder Nationalspieler haben in Köln.“ Identifikation ist für ihn besonders wichtig, wie er „Sport Bild“ verraten hat: „Aber dann bitte auch solche, die hier aus der Region kommen. Talente gibt es hier genug. Wir müssen sie finden und über die Nachwuchs-Abteilung fördern.“

Ein klares Defizit im bisherigen Saisonverlauf ist gewesen, dass die potentiellen Führungsspieler ihre Rolle aufgrund von fehlender Leistungsfähigkeiten nicht ausfüllen konnten. Auch diesbezüglich übt der meinungsfreudige Schumacher gezielte Kritik: „Dass Matthias Lehmann mehr kann, als er zuletzt gezeigt hat, wissen wir, und das weiß er auch. Er hat sein Potential noch nicht ausgespielt. Von ihm erwarte ich genauso wie von den anderen Älteren wie Maroh oder Eichner, dass sie die Jungen führen. Bröker ist ja zurzeit leider verletz
t“, merkt er an.

In der abgelaufenen Bundesliga-Saison war das Kölner-Team in der Fairnesstabelle auf einem der hinteren Plätze, da zahlreiche Karten die Aggressivität aber teilweise auch die Disziplinlosigkeit der Kölner Spieler symbolisierte. In der laufenden Spielzeit hingegen belegt das Stanislawski-Team einen vorderen Platz, was Schumacher nicht unbedingt als absoluten Vorteil sehen möchte: „Die Disziplin ist hervorragend. Allerdings ist es mir lieber, wenn man auch in der Fairness-Tabelle erkennt, dass mit Haut und Haaren gekämpft wird. Wir brauchen Straßenköter.“

Ungeduld ist eine Kölner-Tugend, da einige FC-Fans den höchsten Anspruch an ihr Team haben. Zumindest die kämpferische Einstellung muss in jedem Spiel zu sehen sein. Schumacher sieht die erfolgreiche Vergangenheit als ein mögliches Problem an: „Es ist natürlich nicht einfach, in Köln diese Geduld zu vermitteln. Köln ist eine verwöhnte Stadt. Hier gab es früher große Erfolge. Aber ich habe das Gefühl, dass der Umbruch mitgetragen wird, und wir werden ja spätestens in der nächsten Saison wieder angreifen. Mir ist klar: Drei Jahre 2. Liga – das versteht in Köln kein Mensch.“

Durch die glorreiche Vergangenheit gibt es auch viele Klublegenden, die sich in schwierigen Zeiten kritisch zu Wort melden. Hannes Löhr ist einer von diesen ehemaligen Kickern, die sogar einen Abstieg bis in die 3. Liga befürchten. Der Vize-Präsident des Vereins will sich solche Vorstellungen nicht machen, wenn er sagt: „Für die 3. Liga kalkulieren wir trotzdem nicht. Wir sind zu stark, um abzusteigen. Ich habe zu Saisonbeginn gesehen, mit welchem Elan alle Beteiligte am Werk sind, und mir gesagt, dass wir gut genug sind für Platz sechs bis acht. Es gibt keinen Grund, diese Einschätzung über Bord zu werfen.“

Im Fokus der Kritik steht bei einigen Medien Trainer Holger Stanislawski, der angeblich eine zu große Rotation betreibt und damit das Team völlig verunsichert. Automatismen können sich nicht einspielen und die Sicherheit der Spieler für die jeweilige Spur ist durch diese ständige Wechselei auch nur schwerlich möglich. Für Schumacher stellt diese Tatsache jedoch kein allzu großes Problem dar: „Andere Trainer rotieren auch. Das muss man ihm zugestehen. Wenn er meint, rotieren zu müssen, dann ist das sein Recht. Er sieht die Spieler in jeder Einheit und kann das am besten beurteilen. Ich sage Ihnen gleich. Eine Trainer-Diskussion wird es bei uns nicht geben.“ Zugleich schenkt der 58-Jährige dem Trainer sein Vertrauen: „Wir sind rundum zufrieden mit Holger Stanislawski. Er ist genau der richtige Trainer, und er bleibt mindestens bis 2014. Und wenn wir im zweiten Jahr aufsteigen, dann verlängert sich sein Vertrag.“


Informationen
Quelle: sportbild.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: 1. FC Köln; Stanislawski; Schumacher; Bröker; Eichner; Lehmann; Maroh
Datum: 22.11.2012 16:38 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-1--fc-koeln-vize-schumacher--„lehmann-hat-sein-potential-noch-nicht-ausgespielt“-2939.html
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