1.FC Kaiserslautern: Kuntz kämpferisch


Schon immer war Stefan Kuntz eine Person, die sich der Kritik gestellt hat. So auch nun in der extrem aufgeheizten Situation nach dem dritten FCK-Abstieg, der auch das Vertrauen in seine Person stark eingeschränkt hat. Der Frust hat sich so langsam gelegt. Nun geht es darum, dass der Fokus auf die Zukunft gelegt wird. Im Interview äußert sich der FCK-Boss zuversichtlich.

Kuntz ist eine ehrliche Haut. Diese Charaktereigenschaft hat ihn zu einem Publikumsliebling am Betzenberg werden lassen. Die verfehlte Personalpolitik vor der letzten Saison hat ihn jedoch bei einigen Anhängern zum Sündenbock mutieren lassen. Er beschreibt seine derzeitigen Gefühle wie folgt: „Na ja, ich fühle mich etwas zwiegespalten. Auf der einen Seite ist da diese riesige Enttäuschung. Aber auf der anderen Seite müssen wir ja trotz allem nach vorne schauen und in die Planungen für die neue Saison gehen.“

Kuntz stellt sich der Kritik. Seine Begründung für die Mitliederversammlung: „Durch den schlechten sportlichen Verlauf sind natürlich auch Fragen offen, die beantwortet werden sollen. In so einer schlechten Phase ist der Nährboden für Gerüchte größer. Dem möchten wir auch begegnen. Damit die Saison mit diesem 9. Mai abgehakt ist, dass dann die Ängste und Sorgen der Mitglieder besänftigt sind und wir wieder gemeinsam nach vorne schauen können. Deshalb ist es wichtig, dass viele Mitglieder kommen, die an Fakten interessiert sind und deren Herz am 1. FC Kaiserslautern hängt und nicht, damit eigene Interessen verfolgt werden.“

Auch ihm ist natürlich bewusst, dass seine Fehler auch mitverantwortlich für den bitteren Abstieg gewesen sind. Feinfühlig kann der FCK-infizierte Kuntz die Fans verstehen, wenn er sagt: „Wir haben einen Großteil der Fans, die wissen, dass die Leidensfähigkeit eines Anhängers beim FCK durchaus strapaziert wird. Aber in erster Linie gibt es aufgrund der Vergangenheit einfach viele Ängste bei den Menschen – und darauf hätten sie gerne Antworten. Mit unserem Team hatten wir jetzt drei fast nur erfolgreiche Jahre. Und dass da eine gewisse Unsicherheit ist, wie es aussieht, wenn uns mal der Wind ins Gesicht bläst, ist doch selbstverständlich.“

Intensiv liegt nun der Fokus auf einem ambitionierten Ziel, dem direkten Wiederaufstieg. Ein mögliches Rezept hat der eloquente Funktionär auch schon gefunden: „Die Integrationszeit der Spieler muss sich deutlich verkürzen. Die Mannschaft muss aber auch Teamgeist entwickeln. Das Wichtigste ist aber, dass das Auftreten auf dem Platz auch den Tugenden des FCK entspricht. Die kennt jeder und die kann jeder abrufen – egal, was drum herum passiert.“

Konkret nennt er Tendenzen in dem neuen Zweitligakader: „Es muss diese Mischung sein. Wir haben zum Beispiel mit Ariel Borysiuk, Konstantinos Fortounis und Julian Derstroff junge Wilde. Aber die brauchen auch die Erfahrung um sich herum. Wir haben diese Saison gesehen, dass zu den fußballerischen Qua
litäten noch andere Qualitäten hinzukommen müssen. Und da gehört eine gewisse Druckresistenz dazu. Es geht auch darum, mal unangenehme Sachen anzusprechen, mit denen ich für den Moment vielleicht anecke, die aber langfristig zum Erfolg führen, statt immer nur mit ganz harmonischer Stimmung in der Kabine. Das war manchmal schwer zu verstehen, dass die Harmonie in dieser Saison so stark vorgeherrscht hat, trotz der Situation.“

Über die finanziellen Einschnitte erklärt er folgendes. Immerhin muss der Etat durch den Abstieg von 14 auf zehn Millionen reduziert werden. Der Verkauf von Stammtorwart Kevin Trapp für vermutete 1,5 Millionen zu Bundesliga-Aufsteiger Eintracht Frankfurt sichert einen finanziellen Spielraum: „Bei den meisten Spielern liegen die wirtschaftlichen Einbußen durch den Abstieg bei 30 bis 40 Prozent. Zudem werden uns mit Sandro Wagner, Thanos Petsos, Nicolai Jörgensen und Dorge Kouemaha alle Leihspieler verlassen.“

Viele Gerüchte gab es in den letzten Wochen um Christian Tiffert. Nachdem der Routinier in der Aufstiegssaison 2010/11 mit 17 Vorlagen zu einem der besten Vorbereiter der Bundesliga mutiert ist, erlebte der einstige Führungsspieler in der Abstiegssaison eine sportliche Krise: „Wir müssen sehen, mit welchem Spieler es noch Sinn hat, oder wem wir die Zukunft verbauen. Da muss man auch mit eventuellen Interessenten darüber sprechen. Wer hat bei uns keine Zukunft? Wo ist es besser, jemanden auszuleihen oder zu verkaufen? Das sind die Basis-Entscheidungen. Insgesamt wollen wir aber erst die Versammlung abwarten und vor allem erst mit den Spielern selbst sprechen, bevor wir etwas kommunizieren.“

Es ist bekannt, dass finanzschwache Vereine, wie es der FCK nun einmal ist, sich vor allem auf günstige Nachwuchsspieler verlassen müssen. Daher ist das Nachwuchsleistungszentrum von einer großen Bedeutung, da bei Spielern aus der eigenen Jugend auch das besondere Gut der Identifikation gewährleistet ist. Dennoch möchte Kuntz nicht von negativen Folgen für die FCK-Jugendarbeit sprechen, wenn er sagt: „Ganz klar: Nein. Wir haben ja schon vor zwei Jahren gesagt, dass sich da etwas tun wird, und arbeiten seitdem an einer unabhängigen Finanzierung für das Nachwuchsleistungszentrum. Denn gerade in sportlichen Krisen wird am liebsten dort gespart. Wobei man auch sehen muss, dass es ja dennoch einige Spieler wie Derstroff, Dominique Heintz, Steven Zellner oder Willy Orban schaffen, nach oben zu kommen. Aber wir versuchen, da spätestens bis zur regulären Mitgliederversammlung konkrete Pläne vorzustellen.“


Informationen
Quelle: www.saarbruecker-zeitung.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: 1. FC Kaiserslautern; Kuntz; Borysiuk; Fortounis; Derstroff
Datum: 12.05.2012 19:22 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-1-fc-kaiserslautern--kuntz-kämpferisch-937.html
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