1860-Legende Olaf Bodden: „Viele Neuzugänge kannst du in die Tonne kloppen“


Für den echten 1860-München-Fan ist Olaf Bodden zweifelsfrei ein absoluter Publikumsliebling, denn kämpferisch und spielerisch demonstrierte der einstige Stürmer in 67 Bundesligaspielen für die Löwen eine extrem leidenschaftliche Darbietung. Zwischen 1994 und 1997 konnte der robuste Angreifer immerhin 25 Treffer erzielen, bis er im Jahr 1997 wegen eines Chronischen Erschöpfungssyndrom seine Fußballkarriere beenden musste. Im Gespräch mit der „Münchener Tageszeitung“ spricht er vor allem auch über die Chancen seiner „Löwen-Nachfolger“ für die restlichen Spiele in der Rückrunde.

Gewohnt meinungsfreudig äußert er sich auch kritisch bezüglich der Hinrunde der Kicker aus München-Gießing, die vor allem Konstanz haben vermissen lassen. So macht er deutlich, dass er sich deutlich mehr erhofft hat: „Äußerst durchwachsen. Im Grunde war nie eine Struktur im Spiel erkennbar, vor allem offensiv ist die Mannschaft fast alles schuldig geblieben. Das einzig halbwegs Positive war die Chancenverwertung. Wenn man sieht, wie wenig Tormöglichkeiten sich Sechzig erarbeitet, dann sind 21 Tore ein ordentlicher Wert. Und acht davon gehen aufs Konto von Benny Lauth. Das sagt auch einiges.“
Bekanntlich wird der Fußball auch in der zweiten Liga maßgeblich durch Statistiken bewertet. Deshalb äußert er sich zu einer für ihn etwas überraschend anmutenden Statistik: „Dass Sechzig ligaweit die beste Passgenauigkeit in der gegnerischen Hälfte hat. Darauf wäre ich nun wirklich nicht gekommen Der Rest der Daten hat meine Eindrücke bestätigt.“
Während dieser Wert noch als äußerst positiv angesehen werden kann, wird auch deutlich, dass die 60er die zweitwenigsten Torschüsse aller Zweitligateams, die wenigsten Großchancen, überhaupt kein einziges Jokertor, die meisten Pässe in der eigenen Hälfte abgegeben haben. Deshalb scheint es auch absolut überraschend, dass die 60er auf dem sechsten Tabellenplatz stehen und sich berechtigte Hoffnungen auf den Aufstieg machen können. Auch dies ist Bodden aufgefallen, der kritisch anmerkt: „Kann man so sagen. Und das spricht nicht für das Niveau der Liga. Außer Braunschweig und Hertha ist doch kaum mal was zu sehen, das nach Fußball ausschaut. Das ist alles eine zähe, graue Masse. Und Sechzig gehört – leider – völlig zu Recht dazu.“
Positiv hingegen merkt er den vollzogenen Trainerwechsel von Reiner Maurer zu Alexander Schmidt an, auch wenn der neue Coach sich primär mit Unentschieden zufrieden gegeben hat: „Ansatzweise ja. Ich sehe mehr Willen zum Offensivspiel, aber nicht mehr Durchschlagskraft. Viele Spieler sind für das aggressive Pressing, das Schmidt fordert, einfach nicht fit genug. Und dass es vor allem in der Zentrale an Schnelligkeit mangelt, ist kein Geheimnis.“
So nennt er konkret die vorhandenen Probleme in diesem Offensivbereich: „Ich sehe außer Benny Lauth keinen überdurchschnittlich schnellen Spieler in der Offensive. Mit Kevin Volland und Stefan Aigner wurden die beiden schnellsten abgegeben. Der einzige Sommer-Zugang, der was zeigt, ist Moritz Stoppelkamp. Den Rest kannst du, salopp gesagt, in die Tonne hauen.“ Ehrliche Worte, die zeigen, dass sich Bodden ein wenig Sorgen um seine Nachfolger macht. Ein Nachte
il stellt für ihn dar, dass nur noch 15 Partien verbleiben, um die existenten Defizite auszumerzen: „Das ist nicht viel. Ich will nicht ausschließen, dass Schmidt den einen oder anderen noch hinbekommt. Aber trotzdem: Eine gelungene Transferpolitik sieht anders aus.“
Auch der Sportmanager Florian Hinterberger wird scharf kritisiert. Auch wenn es aus der Entfernung schwer ist, die Arbeit des umtriebigen Managers seriös zu beurteilen, so hat Bodden einige Ideen, die er zur Anregung weiterempfiehlt: „Ich weiß nicht, was er im Detail gemacht hat. Ich jedenfalls würde mir jeden interessanten Spieler, der mir empfohlen wird, mehrmals genau anschauen. Und ich würde mir, soweit möglich, Meinungen einholen von Spielern aus unserer Generation. Da könnte man ja den einen oder anderen ehemaligen Löwen ins Scouting einbinden. Gerade bei Leuten, die noch nie in Deutschland gespielt haben, musst du dir hundertprozentig sicher sein, dass die Qualität stimmt. Bei Sechzig gibt es ja noch nicht mal eine Scouting-Abteilung!“, merkt er gegenüber der „tz“ kritisch an.

Die 21 erzielten Tore sind deutlich zu wenig, wenn man sich die Offensivpower der Aufstiegskonkurrenz betrachtet. Deshalb verlangt Bodden vor allem nach einem guten Flügelspieler, der die Stürmer mit gezielten Flanken bedienen kann: „Als Erstes muss neben Benny noch ein zweiter torgefährlicher Stürmer verpflichtet werden. Bei Markus Ziereis und Bobby Wood muss man noch etwas Geduld haben. Dazu braucht die Mannschaft einen schnellen Außenstürmer, der das Flanken beherrscht, so wie ein Harald Cerny früher. Und, ganz wichtig: Ein wirklich spielstarker Achter muss her. Einer, der Präsenz hat, der die Mitspieler einsetzt, und der auch selbst torgefährlich werden kann. Daniel Bierofka ist in der Mitte keine Idealbesetzung, bei Sebastian Maier bin ich mir nicht sicher, ob er’s packt.“
Viel wird in Bayerns Landeshauptstadt von einem Dreijahresplan gesprochen, der den TSV 1860 München möglichst schnell in die Bundesliga bringen soll. Nach Boddens Einschätzung sind diese Ziele nicht konträr mit denen des jordanischen Investors Ismaik. Dies macht der ehemalige 1860-Spieler deutlich: „Die Entwicklungen beim Investor deuten nicht darauf hin. Keine Ahnung, wie das in der gegenwärtigen Konstellation zum Erfolg führen soll. Na ja, wichtig wäre, dass Sechzig überhaupt mal einen Plan entwickelt. In den vergangenen zehn Jahren habe ich in diesem Verein keinen gesehen, der auch nur halbwegs umgesetzt worden wäre. Schön, dass trotzdem immer noch so viele Leute ins Stadion kommen. Die Hoffnung bei den Fans ist also noch am Leben.“


Informationen
Quelle: www.tz-online.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: TSV 1860 München; Maurer; Schmidt; Lauth; Wood; Ziereis; Hinterberger; Bodden; Volland; Aigner; Ismaik; Bierofka
Datum: 26.12.2012 15:04 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-1860-legende-olaf-bodden--„viele-neuzugaenge-kannst-du-in-die-tonne-kloppen“-3336.html
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