1860 München: Viele Fragen! Wenig Antworten!


Traditionsmannschaften wie der TSV 1860 München haben ein chronisch hohes Anspruchsdenken. Grund dafür ist zweifelsfrei, dass durch die glorreiche Vergangenheit Sehnsüchte geweckt worden sind, die jedoch derzeit nicht erfüllt werden können. Deshalb sitzt der Stachel der Enttäuschung auch tief, dass die „Löwen“ hinter Mannschaften wie dem FSV Frankfurt, Union Berlin und Energie Cottbus in der Tabelle stehen. Der Aufstieg ist bei stattlichen neun Punkten Rückstand auf Relegationsplatz drei fast schon utopisch. Nun spricht 1860-Manager Florian Hinterberger in der „Abendzeitung-München“ über die Gründe für die suboptimal verlaufene Spielzeit.

In wenigen Tagen geht es zum Spitzenreiter Eintracht Braunschweig. Dort zählt einzig ein Auswärtssieg, wenn tatsächlich noch einmal zwölf Spieltage vor Schluss in den Aufstiegskampf eingegriffen werden sollte. Ehrlich bezieht der Manager Hinterberger zu verschiedenen Themen Stellung. So ist offensichtlich, dass es im Kader der „Sechziger“ eine ausgesprochen große Fluktuation gegeben hat. Für Hinterberger ein enormes Problem: „Wenn ich die Mannschaften so durchgehe, stelle ich fest, dass es bei diesen Teams weniger personelle Wechsel gab. Wir haben im Sommer die halbe Mannschaft verändert.” Das entspricht jedoch nicht der Wahrheit, denn während 1860 neun Neuzugänge verpflichten konnte, waren es beim FSV Frankfurt zehn neue, bei Union Berlin acht und bei Energie Cottbus elf. Bei kluger Rechnerei erkannt man an diesen Zahlen also schnell, dass die Konkurrenz auf dem Transfermarkt ebenfalls äußerst fleißig agierte.
Traditionsvereine haben häufig auch das Problem, dass das Umfeld außerordentlich unruhig wird, wenn der sportliche Erfolg nicht gegeben ist. Dieses „Phänomen“ ist auch Hinterberger schon aufgefallen: „Natürlich haben andere Mannschaften mehr Ruhe. Bei uns ist es wichtig, gute Ergebnisse zu erzielen, damit wir mehr Ruhe reinbekommen. Leider war das zuletzt nicht der Fall.“ Indirekt sieht er die Konflikte im und außerhalb des Vereins als ein echtes Manko an und als Grund für das schwache Abschneiden in dieser Spielzeit. Besonders die Präsidentschafts-Machtkämpfe, Investoren-Wünsche und Trainerwechsel haben die Mannschaft spürbar verunsichert. Womit er Recht hat. Dies ist als Vorteil der Konkurrenz anzusehen, da es dort keinen Investor gibt, der für solch eine Unruhe sorgen kann.
Die Qualität im Kader ist sehr ansprechend, denn ehemalige deutsche Nationalspieler wie Daniel Bierofka, Benny Lauth oder auch Malik Fathi versprechen eine extrem hohe Qualität. Dazu kommen die talentierten Eigengewächse. Dennoch konnten bisher die Erwartungen nicht erfüllt werden. Florian Hinterberger drückt seinen Wunsch in Worte aus, wenn er sagt: „Natürlich haben wir uns gewünscht, wie im letzten Jahr in der Rückrunde eine Serie zu starten.“ Teams wie der FSV Frankfurt, Energie Cottbus und Union Berlin überzeugen hingegen durch ein starkes Kollektiv. Die Qualitätsspieler des TSV 1860 München können zeitweise mit dem hohen Erwartungsdruck nicht richtig umgehen.
Vor dem Investorendeal mit dem Jordanier Ismaik hatten die Löwen chronische Finanzprobleme, die nun jedoch der Vergangenheit angehören, denn Wirtschaftskraft und Umfeld bietet bessere Möglichkeiten als die Konkurrenz. Sehr hilfreich ist zud
em auch die Tatsache, dass durch die Tradition viele Unternehmen gerne mit und für den TSV 1860 München werben möchten. Auch hier versucht Hinterberger tief zu stapeln, indem er sagt: „Bis auf die ersten drei Mannschaften bewegen sich viele in unserem Bereich.” Die Zahlen geben Hinterberger nicht unbedingt Recht, denn der Etat beträgt 9,4 Millionen Euro, während Cottbus mit sieben und Union Berlin mit acht Millionen Euro zurechtkommen müssen. Nur rund fünf Millionen Euro hat der FSV Frankfurt nach Angaben des Handelsblatts zur Verfügung.
Auch das Thema Entwicklung wird vom Löwen-Manager falsch bewertet, denn er sieht die Gefahr, dass seine Spieler sehr schnell weggekauft werden, was bei der Konkurrenz jedoch mindestens ähnlich stark verläuft. Hinterberger sagt gegenüber der „Abendzeitung“: „Wir hatten einen Umbruch, der nicht so reibungslos verlaufen ist, wie wir uns das alle gewünscht haben. Alleine in meiner Ära sind wichtige Spieler wie Stefan Aigner und Kevin Volland aus unserem Team rausgebrochen. Das war bei den anderen nicht der Fall.”
Am heutigen Donnerstag ist eine Delegation der fünf Aufsichtsräte des Vereins zu Investor Hasan Ismaik geflogen. Es ist eine Art „Höflichkeitsbesuch“ geplant. Insgeheim erhofft man sich jedoch das „Wunder von Abu Dhabi“. Was bedeutet, dass noch mehr Geld vom Investor bereitgestellt werden soll. Das Problem ist derzeit nämlich, dass 1860 München in einigen Teilen sogar handlungsunfähig ist. Es gibt viele Fragezeichen beim Bundesliga-Gründungsmitglied. So ist der neue Sportdirektor ebenso unbekannt, wie der neue Trainer und der neue Präsident. Auch Posten im Aufsichtsrat und Positionen im Team müssen erst noch ausfindig gemacht werden. Ismaik soll sich zu den Themen umfassend äußern und seine Wunschkandidaten nennen, die den TSV 1860 endlich wieder in die Bundesliga bringen sollen.
Dies ist jedoch nur mit neuem Geld möglich, da dies für die Umstrukturierung im sportlichen Bereich die Grundlage bedeuten würde. Auch die Personalie Sven-Göran Eriksson könnte dabei durchaus noch einmal besprochen werden. In diesem Fall wird es sicherlich noch einige Gesprächsrunden geben. Manager Hinterberger, der nur noch bis Juni einen Vertrag bei den Löwen besitzt, plant derweil schon munter die kommende Spielzeit ohne zu wissen, ob er dann noch in Amt und Würden sein wird. So sagt er gegenüber der „Bild“: „Ich nehme meinen Job ernst, mache meine Arbeit und bin an der Planung für die neue Saison. Der Kader ist gut. Es sind nur punktuelle Verstärkungen notwendig. Da bin ich dran“, sagt der Ex-Profi. „Alles andere liegt nicht in meiner Hand.“


Informationen
Quelle: abendzeitung-muenchen.de ; bild.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: TSV 1860 München; Hinterberger; Lauth; Bierofka; Eriksson; Ismaik; Fathi; Volland; Aigner
Datum: 21.02.2013 17:04 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-1860-muenchen--viele-fragen--wenig-antworten--4254.html
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