1860-Sportchef Florian Hinterberger: „Unsere Mannschaft hat sich weiterentwickelt“


Der TSV 1860 München ist ein chronisch ambitionierter Verein. In dieser Spielzeit ist die Zielsetzung besonders ausgeprägt, da der Mäzen Ismaik durch seine Großzügigkeit einen Kader ermöglicht, der zu den Besten der gesamten zweiten Bundesliga gehört. Qualitativ ansprechende Neuzugänge zusammen mit den etablierten Leistungsträgern wie Gabor Kiraly, Necat Aygün, Daniel Bierofka oder auch vor allem Torjäger Benjamin Lauth eine perfekte Mischung ergeben, die vor allem auch noch über ein erhebliches, spielerisches Potential verfügen, wie bei den jüngsten Auftritten zu beobachten gewesen ist.

Nach dem 1:1-Unentschieden gegen den Spitzenreiter Eintracht Braunschweig, gab es ein souveränes 2:0 beim FC Ingolstadt und zuletzt einen klaren 4:0-Erfolg gegen den SV Sandhausen. Damit konnte durch sieben Zähler in drei Partien der Rekordstart gefeiert werden und der Kontakt zu den Aufstiegsplätzen aufgenommen werden. Am kommenden Freitag geht es zum Spitzenspiel gegen den direkten Aufstiegskonkurrenten Hertha BSC, wo ein weiterer Dreier angepeilt wird. Im Gespräch mit dem „Münchener Merkur“ äußert sich Sportchef Florian Hinterberger über die Perspektive beim traditionsreichen Münchener Verein. Trotzdem möchte der akribische 53-Jährige nicht zuviel Euphorie aufkommen lassen: „Schweben tu’ ich nicht. Aber ich freu’ mich natürlich und bin gleich am Samstag noch auf die Wiesn gegangen. Da war natürlich gute Stimmung. Alle, die mit dem Verein zu tun haben, sind überglücklich, wenn man zweimal zur Wiesnzeit gewinnt.“
Verwundert ist der Sportchef über die ungewohnte, aber dennoch erfreuliche Stärke der Löwen keinesfalls, da er von der Stärke seiner Mannschaft absolut überzeugt ist: „Das klingt jetzt langweilig, aber wir Verantwortlichen fallen nie so zwischen Himmel und Hölle hin und her. Bei uns flippt keiner aus, weil wir genau wissen, dass auch wieder Spiele kommen werden, in denen der Motor stockt. Wichtig ist einfach, dass man sich Schritt für Schritt weiterentwickelt, und dieses Gefühl habe ich bei der Mannschaft.“
Wie schon eingangs erwähnt, spricht für die Mannschaft von Trainer Rainer Maurer, dass sie mit vielen routinierten Spielern besetzt ist, die auch schon Bundesligaerfahrung und sogar Nationalmannschafserfahrung besitzen. Besonders die neue Stabilität in der Defensive lobt der „Architekt dieser Erfolgsgeschichte“ außerordentlich: „Beides ist enorm wichtig. Wir wussten, dass sich eher der Erfolg einstellt, wenn das Gerüst aus erfahrenen Profis besteht, die nichts so leicht aus der Bahn wirft. Wobei ich den Christopher Schindler mit zu diesem Verbund rechne. Zunächst mal war uns wichtig, in der Defensive Stabilität reinzukriegen. Die Abläufe in der Offensive sind schwieriger und langwieriger, vor allem, wenn man wichtige Spieler verloren hat. Aber insgesamt sehe ich uns auf einem guten Entwicklungsstand.“
Obwohl sich der griechische EM-Teilnehmer Grigoris Makos schon zu Saisonbeginn eine Verletzung zugezogen hat, die ihn zum Aussetzen zwingt, gibt es mit Kai Bülow einen hervorragenden Ersatzmann, der diese Rolle bisher sehr gut übernommen hat. Dies ist auch Hinterberger aufgefallen, der gegenüber dem „Merkur“ angibt: „Ja. Nicht nur der Kai macht seine Sache sehr gut, auch der Dominik Stahl. Es freut mich, dass beide so in die Bresche gesprungen sind und das Vertrauen zurückzahlen. Ich hoffe natürlich, dass der Makos bald wieder fit ist, aber es ist nicht gesagt, dass Bülow und Stahl dann automatisch wieder draußen sind.“
Zuletzt hat sich Offensivspieler Daniel Halfar durch sportlich starke Leistungen besonders hervorgehoben. Dies ist auch dem Funktionär aufgefallen, der besonders die Rückkehr nach der langen Verletzungspause lobend erwähnt: „Ich habe ihn immer als siebten Neuzugang mitgerechnet. Der Daniel ist für unser Angriffsspiel enorm wichtig. Er spielt spektakulär, bereitet Tore vor, schießt selber welche. Die Freude ist groß, dass er nach langer Auszeit wieder so in Form kommt. Zusammen mit dem Trainerstab und der medizinischen Abteilung tun wir alles, dass da nichts mehr passiert.“
Auch wenn das traditionell hektische Umfeld bei 1860 die Panik plagt, dass Halfar möglicherweise den Verein bei einem entsprechenden Angebot verlassen kann, so möchte Hinterberger dies nicht unbedingt beruhigend d
ementieren. Denn er zeigt seinen Realismus, wenn er sagt: „Wenn Manchester United kommt, wird’s natürlich schwer. Aber im Ernst: Der Daniel weiß, wie sehr wir ihn schätzen. Das hat er auch in den Monaten gespürt, in denen er ausgefallen ist. Dass wir ihn langfristig an uns binden wollen, liegt auf der Hand. Wir werden versuchen, das im Rahmen unserer Möglichkeiten zu schaffen. Bis zum Winter müssen dafür noch ein paar Dinge geklärt werden. Wir warten auch mal ab, wie’s im DFB-Pokal weitergeht. Wir können ja nicht blind in die Verhandlungen reingehen.“
Offensivspieler Moritz Stoppelkamp, der von Hannover 96 verpflichtet worden ist, beackert fleißig die rechte Außenbahn. Stoppelkamp selbst hat sich einen Maulkorb in Bezug auf die Medien auferlegt. Deshalb beurteilt Hinterberger den gebürtigen Ruhrpottler: „Sportlich hat er sich positiv entwickelt, wie ich finde. Der Stoppel ist halt so, wie er ist. Ich hab vor der Saison versucht, ihm 1860 zu erklären, aber letztlich muss man den Verein erleben. Er hat sicher unterschätzt, dass das Pflaster hier noch etwas heißer ist als am Erstligastandort Hannover. Aber bald ist ja Länderspielpause, da wird sich’s bestimmt ergeben, dass wir mal zwei, drei Worte wechseln.“
Mittlerweile ist Bierofka schon 33 Jahre alt und ist trotz dieses für Fußballprofis fortgeschrittenen Alters ein absoluter Leistungsträger im „Löwen-Rudel“. Sichtlich angetan zeigt sich Hinterberger von den Qualitäten seines Anführers: „Er ist ein Phänomen. Was er nach seiner Verletzungsgeschichte für Kilometer runterspult, in seinem Alter – das ist schon enorm. Er ist ein hundertprozentiger Profi, und da muss man auch mal den Trainer loben: Ich hätte jetzt nicht gedacht, dass der klassische Linksaußen Bierofka im Zentrum spielen kann, erst auf der 6, dann auf der 8, jetzt sogar auf der 10. Natürlich werden wir nach der Bestandsaufnahme im Winter auch mit ihm über die Zukunft reden.“
Jahrelang galt Sturmführer Benni Lauth als ewiges zuweilen auch schlampiges Genie, der sein großes Leistungspotential nicht umsetzen kann. Oft brillierte er mit starker Technik aber konnte die kämpferische Komponente nicht so gezielt einbringen. In dieser Spielzeit tritt der ehemalige Nationalspieler völlig anders auf, wie Hinterberger gegenüber dem „Merkur“ bestätigen kann: „Ich hatte den Benny schon als jungen Spieler in der U21, und schon damals hat man ihm wegen seiner Körpersprache ein gewisses Phlegma nachgesagt. Im Moment beweist er, dass das alles nicht stimmt. Er hat im Sommer eine Topvorbereitung gehabt, ist gut drauf und zeigt jetzt regelmäßig seine enorme Qualität. Wenn er so marschiert und für die Mannschaft funktioniert, dann ist es ganz egal, wie viele Tore er selber schießt. Zurzeit ist er ein richtiger Kapitän.“
Vor der Spielzeit gibt es die bekannten Fragerunden für die Experten, die sich über die Perspektiven der jeweiligen Mannschaften äußern. Auffällig häufig ist dabei 1860 München als ein möglicher Aufstiegskandidat genannt worden. Zuletzt hat sich in diese Richtung auch Spieler Moritz Volz gegenüber dem Fernsehsender Sky geäußert. Für den sympathischen wie eloquenten Sportchef soll dieses Thema verbal nicht allzu oft geäußert werden: „Daran möchte ich mich ungern beteiligen. Schön ist, dass wir sportlich für positive Schlagzeilen sorgen, dass Ruhe im Verein ist, aber ich hab da eine eigene Rechnung im Kopf. Ob wir auf dem zweiten oder sechsten Platz stehen, ist für mich nicht so entscheidend. Ich schaue eher, was wir nach 34 Spielen erreichen wollen und wie unser aktueller Punkteschnitt ist. Dass das momentan auch von der Tabelle dokumentiert wird, ist vor allem schön für die Fans.“


Informationen
Quelle: merkur-online.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: TSV 1860 München; Maurer; Hinterberger; Kiraly; Bierofka; Stahl; Makos; Halfar; Bülow; Lauth
Datum: 03.10.2012 18:34 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-1860-sportchef-florian-hinterberger--„unsere-mannschaft-hat-sich-weiterentwickelt“-2372.html
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