Abstiegskampf bei Erzgebirge Aue vorprogrammiert


Mit nur 17 Punkten steht der FC Erzgebirge Aue mittendrin im Abstiegskampf und wird es voraussichtlich auch bis Saisonende weiter tun. Eine ruhige Spielzeit wird es für den Zweitligisten aus dem Vogtland gewiss nicht geben. Dennoch ist die Vereinsführung des FCE mit dem bisherigen Saisonverlauf absolut zufrieden. Zumindest was das Fußballerische angeht.

Dies kann Sportdirektor Steffen Heidrich im Gespräch mit der „Freien Presse“ verraten, als er das Team im Bereich des Spielvortrags auf einem guten Weg sieht: „Wir wollten uns fußballerisch weiterentwickeln, offensiver und attraktiver spielen. Das ist gelungen.“ Das letztlich entscheidende Kriterium ist jedoch das Tabellenbild, welches den 45-Jährigen nicht unbedingt in eine grenzenlose Euphorie verfallen lässt: „Wir haben zu wenig Punkte.“ Eine kleine Steigerung konnte immerhin im Bereich der Torgefahr demonstriert werden, als konstatiert werden kann, dass die bisher erzielten 21 Treffer eine Steigerung um sieben Torerfolg bedeuten. Das ursprüngliche Ziel ist es gewesen, dass die „Veilchen“ möglichst schnell die gesteckte 40-Punkte-Marke knacken können, um eine relativ entspannte Serie erleben zu dürfen. Dieses Ziel dürfte sich jedoch nur als frommer Wunsch ergeben, da derzeit nicht davon auszugehen ist, dass die Erzgebirgler mit einer Siegesserie dem Tabellenkeller entfliehen können.
Es gibt verschiedene Gründe, warum das Team keine perfekte Beziehung zwischen einer attraktiven Spielweise und einer vernünftigen Punkteausbeute hinlegen kann. Die finanziellen Mittel sind im Erzgebirge fast schon traditionell ein wenig beschränkt, weshalb der Saisonetat mit 5,7 Millionen Euro auch äußerst knapp zu sein scheint. Die Konsequenz dessen ist, dass ein qualitativ und quantitativ teurer Kader sich nicht geleistet werden kann, weshalb der Ausfall von Spielern wie Kern, Miatke und Savran sowie König, Müller und Wiegel sich extrem niederschlägt. Aufgrund dieser Tatsache müssen Akteure wie Kocer, der einen kleineren Einriss im Meniskus erlitten hat, sowie Klingbeil, der sich mit einem Meniskuseinriss herumplagen muss, schon seit mehreren Wochen durchspielen und die Schmerzen unterdrücken. Immerhin konnte der mehrere Wochen verletzt ausgefallene Thomas Paulus beim jüngsten 2:2-Unentschieden gegen den SV Sandhausen mitspielen und sorgte per Elfmeter für den 2:2-Ausgleichstreffer. Zu der Verletzungsproblematik meint Heidrich: „Muskelfaserrisse und Probleme mit der Achillessehne oder dem Rücken sind im Herbst, wenn die Plätze schlechter werden, nicht ungewöhnlich. Doch diese Masse an Ausfälle trifft uns natürlich sehr hart.“ Deutlichere Worte wählte Trainer Karsten Baumann, der gegenüber der „Freien Presse“ mitteilte: „Wir gehen auf dem Zahnfleisch.“ Als Beleg dafür diente auch die Tatsache, dass er mit dem A-Jugendspieler Max Gehrmann einen 17-Jährigen eingewechselt hat. Der 31-Jährige Vlad Munteanu hatte das Nachsehen. Damit macht der motivierte Trainer auch deutlich, dass er mit der bisher gezeigten Leist
ung des bundesligaerfahrenen Rumänen keinesfalls zufrieden ist. Der ehemalige rumänische Nationalspieler ist die Enttäuschung der Hinrunde. Auch der österreichische Nationalspieler Ronald Gercaliu hat sich auf der linken Abwehrseite keinen Stammplatz erkämpfen können.

Die Abwehr hat sich auch ein wenig als das große Sorgenkind präsentiert, denn verschiedene Faktoren wie Leistungsschwankungen, Verletzungen oder auch Sperren haben ihn zur Improvisation seiner Viererkette gezwungen. Dies muss Heidrich auch ehrlich einräumen, wenn er sagt: „Wir haben mit 28 Treffern zu viele Gegentore kassiert. Der Trainer musste unglaublich viele Wechsel vornehmen, eine Feinabstimmung war da nicht möglich.“
Es ist jedoch auch problematisch, dass die Offensivabteilung mit 21 erzielten Treffern auch nicht unbedingt als herausragend einzustufen ist. Die Effektivität zeigt erhebliche Defizite, denn im Herausspielen von Tormöglichkeiten steht der FCE auf einem Platz im oberen Tabellendrittel. Dazu meint Heidrich: „Das zeigt, dass eine gewisse Qualität in der Mannschaft steckt.“ Und nimmt konkret Bezug zur offensichtlichen Problematik: „Allerdings haben wir von der Vielzahl unserer Torchancen nur rund ein Drittel nutzen können. Hier müssen wir deutlich effektiver werden. Und da sind alle Mannschaftsteile gefragt.“
Zweifelsfrei lastet derzeit eine enorme Verantwortung auf den Schultern von Jan Hochscheidt, der eine Klasse-Hinrunde bisher gespielt hat. Von den letzten elf Treffern des FCE konnte der 25-Jährige zehn Stück erzielen. Mit einer Gesamtzahl von sieben Toren und fünf Assists belegt er hinter Idrissou vom 1. FC Kaiserslautern und Ronny von Hertha BSC den dritten Rang. Wenn eine längerfristige Verletzung beim technisch so starken Mittelfeldspieler vorliegen würde oder es in der Winterpause gar zu einem Verlauf kommen würde, dann dürfte es sehr kritisch werden. Heidrich ist hingegen fest davon überzeugt, dass er seinen Kontrakt, der bis Juni 2014 datiert ist, auch tatsächlich erfüllen wird. In der Winterpause werden sich Sportdirektor und Trainer zusammensetzen, um sich um mögliche Verstärkungen zu bemühen. Dazu sagt Heidrich: „Wir wollen im Abwehr- und Offensivbereich etwas tun.“ Dennoch möchte er zugleich nicht zuviel Optimismus demonstrieren, wenn er sagt: „Gute Transfers sind in der Winterpause erfahrungsgemäß schwierig. Außerdem muss man sehen, was für den Verein finanziell möglich ist.“ Das Potential für den Klassenerhalt hat auch die jetzige Mannschaft. Im Bereich des Torabschlusses und in der Verringerung von individuellen Fehlern in der Defensive gibt es jedoch noch reichlich Optimierungsbedarf.


Informationen
Quelle: www.freiepresse.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: FC Erzgebirge Aue; Baumann; Kocer; Klingbeil; Heidrich; Miatke; Kern; Savran; König; Müller; Wiegel
Datum: 05.12.2012 20:48 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-abstiegskampf-bei-erzgebirge-aue-vorprogrammiert-3109.html
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