Aues Michael Fink dachte schon mit 30 ans Karriereende


Aues Michael Fink dachte schon mit 30 ans Karriereende
Eine sehr eindrucksvolle Karriere hat Michael Fink vom Zweitligisten FC Erzgebirge Aue mit seinen 32 Jahren hinlegen können. Das Ausscheiden von Bernd Schuster als Trainer von Besiktas Istanbul war auch parallel das Ende von seiner Spielerkarriere beim türkischen Traditionsverein. Seitdem hat er seine beste Zeit als Fußballprofi hinter sich. So ist er einst in der Jugend beim VfB Stuttgart groß geworden und wechselte mangels Spielpraxis zum DSC Arminia Bielefeld, ehe er von Eintracht Frankfurt an den Bosporus kam. Dort konnte er sich auch in de Champions-League bewähren und er wurde allzu schnell Publikumsliebling. Nun unterhält er sich im Gespräch mit „spox.com“ über seine aufregende Karriere, die sich so langsam auch dem Ende zuneigt.

Führungsspieler bei Stuttgart II

Eine glänzende fußballerische Ausbildung hat der Blondschopf bekanntlich beim VfB Stuttgart genießen können, wo er seit dem zehnten Lebensjahr alle Nachwuchsteams durchlaufen hat. Mehr als zu regelmäßigen Einsätzen in der Regionalliga Süd schaffte er jedoch nicht, auch wenn er in der Reservemannschaft zu den Führungsspielern gehört hat, wie er sich nun erinnern kann: „Schwer zu sagen. In der zweiten Mannschaft war ich häufig Kapitän, hatte zudem längere Zeit bei den Profis mittrainiert. Mir wurde stets eine gute Leistung attestiert. Das Hauptproblem war wohl meine Position. Mit Zvonimir Soldo und später Silvio Meißner hatte ich Spieler vor mir, die unangefochten waren.“

Haben Kuranyi und Hinkel Perspektive von Fink verschlechtert?

Vielleicht waren die anderen jungen Spieler der Grund dafür, warum Fink nie eine echte Chance bei seinem Herzensverein erhalten hat. Um in jungen Jahren genügend Spielpraxis zu erhalten, hat er sich schließlich für einen Wechsel nach Bielefeld entschieden. Spätere Nationalspieler wie Kuranyi und Hinkel waren mitentscheidend dafür, dass er sich beim VfB nie richtig beweisen konnte: „Es lag eher an der Menge der jungen Spieler. Mit Kevin Kuranyi und Andreas Hinkel gab es schließlich zwei, die die Chance erhielten. Danach dachte man sich wohl, dass es nur mit jungen Spielern dann doch nicht gehen würde. Das war für mich auch der Grund, den VfB zu verlassen.“

Kein leichter Schritt von Stuttgart nach Bielefeld

Michael Fink gilt als heimatverbundener Mensch, der einen guten Kontakt zu seiner Familie pflegt. Deshalb ist der Umzug in jungen Jahren ins ostwestfälische Bielefeld sicherlich nicht allzu einfach gewesen. Dies gibt er auch unumwunden zu: „Das war nicht einfach. Mir wurde allerdings bereits in meiner Jugend beigebracht, selbstständig zu handeln. Daher fiel es mir letztlich wohl auch leichter. Auch der Fußball hat mir geholfen, da ich bei der Arminia sehr in der Profimannschaft eingebunden war.“

Große Unterschiede zwischen Stuttgart und Bielefeld

Über die Unterschiede zwischen seinen ersten beiden Stationen kann er nun folgendes mitteilen: „Es existierten gravierende Unterschiede, was die Struktur beider Vereine anbelangte. In Bielefeld war es deutlich familiärer. In Stuttgart hatte man als junger Spieler stets Kontakt zu den Profis, auf der Alm war das Training klar getrennt. Die Profimannschaft hatte ihren abgeschotteten Platz, der Rest hat woanders trainiert. Der familiäre Ansatz kam mir jedoch mehr entgegen.“

Begehrt zu Bielefelder Zeit

Enorm wichtig auch für seine spätere Entwicklung ist es zweifelsfrei gewesen, dass er bei der Arminia aus Bielefeld schnell zu genügend Spielzeit gekommen ist, was auch mit entsprechenden Offerten honoriert worden ist, wie er nun verraten konnte: „Das war von großer Bedeutung. Hätte ich von den Trainern dort nicht diese Chance erhalten, wäre der nächste Schritt mit zunehmendem Alter sicherlich schwerer gefallen. Es gab dann schnell deutlich mehr Anfragen von ambitionierteren Vereinen.“
Wichtige Station bei Eintracht Frankfurt
Ab dem Jahr 2006 ist der damals 24-Jährige schließlich für drei Spielzeiten zu Eintracht Frankfurt gewechselt, wo 87 Bundesligaspiele und zudem auch einige UEFA-Pokalspiele absolvieren konnte. Dieser Wechsel zu einem der größten deutschen Traditionsvereine hat sein Selbstbewusstsein noch einmal merklich steigern können, wie er offen anmerken kann: „Er hat mir einen großen Schub gegeben. Es lief von Beginn an sehr gut, ich konnte Woche für Woche vor über 40.000 Fans spielen. Ich erhielt gute Kritiken und konnte mich beweisen. Diese Phase hat mich auch privat sehr gestärkt.“

Fink dachte an Zukunft im DFB-Team

Zudem erwies es sich letztlich als perfekte Bühne, um bei Bundestrainer Joachim L
öw unter Beobachtung zu stehen. Dieser war in der Commerzbank-Arena nämlich häufig bei Spielen der Eintracht zu Gast. Deshalb ist es auch nicht allzu verwunderlich gewesen, dass Fink sich auch Gedanken um mögliche Einsätze in der deutschen Nationalmannschaft gemacht hat: „ Ich dachte damals ans DFB-Team, klar. Joachim Löw war bei unseren Spielen im Stadion und irgendwann wurde auch mein Name genannt. Auch wenn ich die Situation stets realistisch eingeschätzt habe, war ich schon stolz und wollte mehr. Leider hat es aber nie geklappt, weil es schließlich auch andere gute Spieler gab.“

„Ich würde noch einmal zu Besiktas wechseln“

2009 schließlich gab es für ihn zum ersten Mal die Möglichkeit, dass er ins Ausland wechseln konnte. Der türkische Spitzenklub Besiktas Istanbul hat sein Interesse anmelden können. Besonders die Einsätze in der europäischen Königsklasse waren für den Mitzwanziger ein ganz besonderer Anreiz: „Die Chance auf Einsätze in der Champions League wollte ich auf jeden Fall wahrnehmen. Das Finanzielle war für mich nebensächlich, in diesen Gehaltsregionen geben sich die Vereine auch nicht wirklich viel.“ Zudem ergänzt er, dass er bei einer sportlich ähnlichen Perspektive weiterhin in der Bundesliga gespielt hätte. Die Kombination hat letztlich für Besiktas gesprochen: „Auf jeden Fall, dann wäre ich wohl in Deutschland geblieben. Die Mischung aus sportlicher Perspektive und den Finanzen hat aber bei Besiktas einfach gepasst. Ich würde diesen Wechsel noch einmal so vollziehen.“

„Da steckte ich schon in einer Zwickmühle“

Für den Mittelfeldspieler war es Ende des letzten Jahrzehntes absolut schwierig, dass er nicht die Wahrheit sagen konnte, zu welchem Verein er im Sommer wechseln wird, obwohl er dies schließlich wusste. Dies war eine klare Regelung mit den Vereinsverantwortlichen von Eintracht Frankfurt. Fink erinnert sich: „Als ich intern verkündet habe, den Verein zu verlassen, wurde dies öffentlich entsprechend kommuniziert. Es war in der Folge nicht leicht, täglich von den Medien dazu befragt zu werden und nicht korrekt antworten zu können.“ Er fügt hinzu, dass es auch persönlich nicht leicht zu verkraften gewesen ist: „Natürlich. Ich hatte einen neuen Verein, durfte diesen lange Zeit jedoch nicht nennen. Da steckte ich schon in einer Zwickmühle.“

Samsuns-Hinhaltetaktik sorgt für Finks-Arbeitslosigkeit

Nach einer halbjährigen Arbeitslosigkeit nach seiner Zeit beim türkischen Vertreter Samsunspor ist er schließlich Ende 2012 nach Aue gewechselt. Bei „spox.com“ erklärt er nun, warum sich seine Untätigkeit so lange hingezogen hat: „Das Problem war, dass sich die Geschichte in Samsun so lange hinzog. Ich wollte nicht auf Anhieb gehen, so dass leider einige interessante Angebote verstrichen sind. In der Folge kam dann nichts Interessantes mehr herein. Mir war zudem klar, dass die Chancen im Winter wieder größer werden. Deshalb entschied ich mich, darauf zu warten.“

Baumann holt Fink aus der Arbeitslosigkeit

In dieser Zeit, wo er im besten Fußballeralter keinen Verein hatte und sich selbst fit zu halten, hat ihn auch zum Nachdenken animiert. Auch ein Karriereende stand für ihn zur Debatte: „Es gibt dann schon einige Schwankungen und Selbstzweifel. Ich fing an, mich zu fragen, ob meine Leistungsfähigkeit noch ausreicht - auch wenn ich nie ans Karriereende gedacht habe. Wenn aber als noch nicht so alter Sack die Angebote ausbleiben, macht man sich eben seine Gedanken.“ Glücklicherweise hat jedoch Aues damaliger Coach Karsten Baumann sein Interesse geäußert und Fink sofort als Führungsspieler ins Erzgebirge locken können. Dies hat der technisch und strategisch starke Mittelfeldmann klarstellen: „Er hat mich hierhin eingeladen und wir haben Gespräche geführt. Ich war froh, wieder zu spielen.“


Informationen
Quelle: spox.com
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Michael Fink, Erzgebirge Aue, Arminia Bielefeld, Besiktas Istanbul, 2. Bundesliga, Eintracht Frankfurt, Karsten Baumann
Datum: 28.03.2014 18:41 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-aues-michael-fink-dachte-schon-mit-30-ans-karriereende-11602.html
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