Bescheidenheit ist Trumpf bei Eintracht Braunschweig


Ob man bei Eintracht Braunschweig von einer absoluten Überraschungsmannschaft noch sprechen darf, kann zumindest bezweifelt werden, da diese Mannschaft zu kompakt und zu spielstark agiert, als ob das Prinzip Zufall beim spektakulären Sprung an die Tabellenspitze Pate gestanden hätte. Harte Arbeit ist das Erfolgsrezept, welches Eintracht-Trainer Torsten Lieberknecht im Gespräch mit der „Sport Bild“ näher erläutern kann.

Viele neutrale Zuschauer freuen sich richtig, dass mit Eintracht Braunschweig ein absoluter Traditionsverein an der Tabellenspitze der 2. Bundesliga steht. Der Verein steht für Leidenschaft, Herzblut und enorm viel Sehnsucht, da zuletzt vor 27 Jahren in der Bundesliga mitgekickt werden durfte. Damals gab es noch die DDR und Helmut Kohl war noch Bundeskanzler, was versinnbildlicht, dass nur noch die älteren Mitbürger solch eine Zeit bewusst miterlebt haben. Über eine mögliche Rückkehr in die Beletage des deutschen Fußballs nach einer halben Ewigkeit sagt Lieberknecht: „Ich bin als Spieler und Trainer seit zehn Jahren im Verein, habe Höhen und Tiefen miterlebt, Aufstiegsfeiern. Für mich war es immer prägend, durch die Stadt zu fahren und diese Wehmut der älteren Menschen mitzuerleben. Wenn man die Leute an den Fenstern und auf den Balkonen sieht, die vielleicht damals dabei waren, beim einzigen Meistertitel 1967. Gerade solchen Leuten, den Omas und Opas, denen würden wir das gerne schenken. Die haben hier viel durchgemacht. Wir haben hier alle diesen Traum, allerdings ist das ein langer Weg.“ Eintracht Braunschweig ist ein absoluter Publikumsverein, der die Massen mobilisiert und Emotionen wecken kann. Der unmittelbare Rivale VfL Wolfsburg spielt schon seit 15 Jahren in der Bundesliga und kann im Bereich Beliebtheit nur neidisch nach Braunschweig schauen. Eintracht ist einfach Kult, da eine ganze Stadt hinter diesem Verein steht und die Sehnsucht nach der Erstklassigkeit mit Worten nicht zu beschreiben ist.

Jedoch sollte auch weiterhin der Realismus für die kommenden Wochen prägend beim ehemaligen Bundesligisten sein, da schon vor einer Spielzeit der damalige Zweitliga-Aufsteiger Braunschweig eine sehr gute Hinrunde gespielt hat, bevor in der Rückrunde das Punktekonto nicht mehr ganz so vollzählig aufgestockt worden ist und letztlich ein Platz im Mittelfeld der Tabelle letztlich herausgesprungen ist. Wie schon erwähnt, zeichnet die Eintracht-Spieler und Verantwortl
ichen explizit aus, dass stets an den Schwächen gearbeitet wird, um auch aus den Fehlern zu lernen. Deshalb nennt Lieberknecht gegenüber der „Sport Bild“ einige Punkte, die verbessert worden sind: „Unsere Stärke war und ist das Umschaltspiel. Darauf haben sich die Gegner immer besser eingestellt. Wir mussten reagieren und haben an der Spieleröffnung gearbeitet, die ist jetzt variabler. Also nicht mehr nur die klassische Eröffnung aus der Viererkette über die beiden Sechser. Dazu haben wir den Torabschluss der gesamten Mannschaft verbessert. In der vergangenen Saison haben in erster Linie Kumbela und Kruppke getroffen, in dieser haben sechs verschiedene Spieler unsere sieben Tore erzielt.“ An diesen Worten sieht man, dass der Ehrgeiz und die Motivation bei diesem Verein, der nicht über exorbitante, finanzielle Möglichkeiten verfügt sehr stark ausgeprägt ist. Vielleicht kann dieser Erfolg auch anders bewertet werden, da man weiß, dass nicht der finanzielle Hintergrund für diese Entwicklung ausschlaggebend gewesen ist, sondern die tagtägliche Arbeit auf dem Fußballplatz.

Auch die Bescheidenheit scheint bei der Eintracht Trumpf zu sein, denn Manager Marc Arnold spricht von der Wiederholung des achten Tabellenplatzes. Derzeit belegt das Team mit der Maximalausbeute von zwölf Zählern nach vier Spielen den ersten Tabellenplatz. Dennoch schließt sich Lieberknecht den Worten seines Managers an: „Es geht nur darum, den Verein zu etablieren. Wenn es jedes Jahr heißt, das sei jetzt die stärkste zweite Liga aller Zeiten, dann wollen wir mit aufgezählt werden. Wenn es der achte Platz wird, ist es eine Sensation, weil mittlerweile alle Klubs hoch professionell arbeiten. Du kriegst so viele Infos.“

Diese Bescheidenheit ist eine große Stärke von Braunschweig, weil man dadurch nicht abzuheben droht und versucht mit harter Arbeit die Erfordernisse der zweiten Bundesliga zu bewerkstelligen. Genau diese Tugend kann eine absolute Stärke von Braunschweig sein.


Informationen
Quelle: sportbild.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Eintracht Braunschweig; Lieberknecht; Kumbela; Kruppke
Datum: 07.09.2012 19:53 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-bescheidenheit-ist-trumpf-bei-eintracht-braunschweig-1139.html
RSS Feed
Kommentare
Name:
E-Mail: (nicht öffentlich)
Homepage:
Kommentar:
Spam-Schutz: Bitte das Wort ZWOTE in das Feld eintragen!


Für diese News ist leider noch kein Kommentar vorhanden.

Für den Inhalt des Kommentars ist der Autor verantwortlich. Die Kommentare spiegeln nicht die Meinung von 2-liga.com wieder.
Diese Nachrichten könnten Sie ebenfalls interessieren
Anzeige
Anzeige