Bochums-Trainer Neururer mag seine Authentizität


Bochums-Trainer Neururer mag seine Authentizität
Bild: dfb.de
Für Bochums-Trainer Peter Neururer ist die Heim-Partie am Sonntag gegen den 1. FC Köln zugleich auch eine Bewältigung mit seiner eigenen Vergangenheit. Immerhin war der heute 58-Jährige Mitte der 90er Jahre für das Geißbockteam zuständig. Nun geht es gegen den bislang ungeschlagenen Tabellenführer. Im Gespräch mit „www.fc-koeln.de“ gibt Neururer nun Auskunft zu verschiedenen Themen rund ums Spiel und beschreibt auch seinen eigenen Gesundheitsverlauf.

„Stress habe ich nur in der Freizeit“

Im Jahr 2012 hat Neururer als arbeitsloser Trainer auf dem Golfplatz einen Herzinfarkt erlitten. Die Ärzte haben ihm daraufhin empfohlen, dass er stressige Situationen doch bitteschön zukünftig vermeiden sollte. Der gewohnt wortwitzige Neururer hat daraufhin deutlich gemacht: „Stress habe ich nur in der Freizeit“ und strebte deshalb schnellstmöglich einen neuen Trainerposten an. Diesen hat er bekommen, denn seit Frühjahr diesen Jahres arbeitet er wieder für den VfL Bochum. Über seine ganz besondere Art der Motivation kann sich Neururer nun wie folgt äußern: „Ich fühle mich einfach gut, wenn ich mit dem Jungs auf dem Trainingsplatz sein kann. Und daran ändert auch das schmuddelige November-Wetter nichts, das wir derzeit in Bochum haben. Wenn ich mich aus der Perspektive eines Trainers eines Profivereins mit Fußball beschäftigen darf, dann bin ich ausgeglichen und belastbar."

„In erster Linie lebe ich im Hier und Jetzt“

In seiner langen und ereignisreichen Trainerkarriere hat zahlreiche Vereine trainiert. Bei seinem „Herzensverein“ VfL Bochum hat er nun schon zum zweiten Mal den Trainerposten einnehmen können. Auf die Frage, welche weiteren Vereine er gerne noch einmal ein zweites Mal trainieren kann, weiß er zu berichten: „ In erster Linie lebe ich im Hier und Jetzt. Und damit gilt meine volle Konzentration dem VfL und unserem Weg, in absehbarer Zeit wieder in die 1. Bundesliga zurückzukehren. Was danach kommt, ist für mich derzeit zweitrangig. Zumal ich die drei Vereine schon trainiert habe, die mir besonders am Herzen liegen: Köln, Schalke und jetzt wieder den VfL."

„Mir sind Ehrlichkeit, Geradlinigkeit und Loyalität unheimlich wichtig“

Bekanntlich wird der chronisch meinungsstarke Neururer häufig auch als „Lautsprecher“ der Liga bezeichnet. Auf die Frage, ob dem deutschen Fußball solche Typen wie er es darstellt, fehlen würde, kann er nun antworten: „
Nicht nur dem Fußball... Ich bin der Auffassung, dass es in jeder Branche möglichst viele Menschen geben sollte, die authentisch sind und sein dürfen. Mir sind Ehrlichkeit, Geradlinigkeit und Loyalität unheimlich wichtig. Wenn das Attribute sind, die einen ‚Typen‘ ausmachen, dann kann es gar nicht genug davon geben."

Neururer lobt die Nachwuchsarbeit in Deutschland und beim VfL Bochum

In seiner fast 30-jährigen Trainerlaufbahn hat er sich besonders durch den exzellenten, fast schon fürsorglichen Umgang mit Talenten auszeichnen können. Um die Jahrtausendwende hat er die Nachwuchsarbeit in Deutschland gezielt kritisiert. Nun scheint er mit der Jugendarbeit in Deutschland im Allgemeinen und beim VfL
Bochum im Speziellen jedoch sehr zufrieden zu sein. Dies bringt er auch zum Ausdruck, wenn er sagt: „Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass in den Nachwuchsleistungszentren von allen Profivereinen eine sehr gute Arbeit geleistet wird. Gerade die Talente, die derzeit beim VfL an die Tür der Profimannschaft klopfen, sind exzellent ausgebildet. Darüber hinaus ist es wichtig, geduldig und hartnäckig zu sein. Denn es gibt, wie auch jetzt bei Leon, immer wieder Rückschläge. Die zu verkraften, nicht die Schuld bei anderen zu suchen und weiter hart an sich zu arbeiten, sind Persönlichkeitsmerkmale, die den Unterschied zwischen einem großen Talent und einem guten Bundesliga-Profi ausmachen. Nicht zu vergessen: Für Nachwuchsspieler in den ersten Senioren-Jahren ist Spielpraxis unheimlich wichtig."

Der verpasste Schewtschenko-Transfer

Oft war Neururer als Feuerwehrmann bei diversen Vereinen in der ersten und zweiten Bundesliga aktiv gewesen. Nun am Ende seiner langen Trainerkarriere hat er deutlich gemacht, dass ihn einige Verhaltensweisen seiner Vorgesetzten doch massiv geärgert haben. Ein konkretes Beispiel nennt er aus dem Jahr 1997, wenn er über die mögliche Verpflichtung eines ukrainischen Weltstars spricht, der später große Karriere beim AC Mailand und Chelsea London machen sollte: „
Im Nachhinein gibt es immer Dinge, die man besser hätte machen können. Mich ärgert auf jeden Fall, dass sich der damalige Manager Karl-Heinz Rühl gegen die Verpflichtung eines ukrainischen Torjägers ausgesprochen hatte, mit dem und dessen Verein ich schon Einigkeit über einen Wechsel zum FC erzielt hatte. Der sollte 150.000 Mark kosten. Das war Rühl zu viel, etwas später ist der Stürmer zum AC Mailand gewechselt. Sein Name: Andrej Schewtschenko."

Seit 1993 ist Neururer ohne Niederlage gegen den 1. FC Köln

Die Bilanz mit dem VfL Bochum gegen den 1. FC Köln fällt sehr positiv aus, wenn man vor allem die letzten Spiele betrachtet. Seit zwei Jahrzehnten ist Neururer zudem ohne eine Niederlage in Pflcihtspielen gegen den FC. Eine Statistik, die durchaus zum Fürchten ist. Der gebürtige Westfale gibt über diese Zahlen Auskunft, wenn er sagt: „Das ist so eine Sache mit der Statistik. Unser Pressesprecher hat mir heute die Opta-Daten für das Spiel gegen den FC gezeigt. Dort steht: Die letzten vier Duelle gegen Köln sowie alle drei Spiele, in denen ich Bochum trainiert habe, wurden gewonnen. Und ich sei als Bundesliga- bzw. Zweitligatrainer seit 1993 gegen den FC ungeschlagen. Aber wissen Sie was: Die 22 Akteure, die sich am Sonntag auf dem Platz gegenüberstehen, die interessiert das herzlich wenig. Die wollen für ihren Verein gewinnen. Nur das zählt."


Informationen
Quelle: fc-koeln.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Peter Neururer, VfL Bochum, 1. FC Köln, Andrej Schewtschenko, 2. Bundesliga
Datum: 08.11.2013 13:43 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-bochums-trainer-neururer-mag-seine-authentizitaet-8760.html
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