Cottbus vor dem Absturz in die Drittklassigkeit – In allen Bereichen


Ganz anders hatte sich der FC Energie Cottbus diesen Saisonverlauf vorgestellt. Insgeheim hatte man sich in der Lausitz erhofft, dass im Aufstiegrennen mitgemischt werden könnte. Ein absoluter Trugschluss wie sich jetzt erwiesen hat, denn vor dem eminent wichtigen Auswärtsspiel beim FC Ingolstadt sollen die Fans zufrieden gestellt werden. Die Mannschaft tritt zumindest schon einmal in Vorleistung.

So hat der Verein und die Mannschaft sämtliche Kosten für Eintrittskarten und Busse übernommen. Denn auch die Spieler im Kader des ehemaligen Bundesligisten wollen den Abstieg in die Drittklassigkeit tunlichst vermeiden. Die Frage bleibt auch weiterhin bestehen, ob der FC Energie auf einen durchaus realistischen Abstieg überhaupt vorbereitet sein würde.
Das Problem ist nämlich, dass sämtliche Stars nur Verträge für die ersten beiden Ligen haben. So dürfte es eine Flut an ablösefreien Spielern geben. Akteure wie Thorsten Kirschbaum, Uwe Möhrle oder Daniel Adlung wären bei einem Abstieg ablösefrei. Die neue Mannschaft würde in der 3.Liga um Talente wie Julian Börner oder Clemens Fandrich aufgebaut werden. Immerhin kann Trainer Rudi Bommer durch seine Zeit bei Wacker Burghausen Erfahrung in dieser Liga vorweisen. Die Frage bleibt jedoch bestehen, ob nach dieser schlechten Rückrunde die Vereinsführung ihm noch einmal das Vertrauen ausspricht.
Auch die finanzielle Situation sieht nicht gerade rosig aus, denn während in der zweiten Liga mit einem Etat in der Profiabteilung von sieben Millionen Euro geplant werden kann, steht der mögliche Etat für die 3. Liga noch nicht. FCE-Boss Ulrich Lepsch versucht derweil zu beschwichtigen: „Das ist kein Problem.“
Wie jüngst erfahren wurde, gibt es zumindest auf den ersten Blick kollektives Durchatmen beim Verein nahe der polnischen Grenze. Der DFB hat die Drittliga-Lizenz erteilt. Es müssten lediglich kleine Verbesserungen durchgeführt werden. Einige Sponsorenverträge müssen modifiziert werden. Der Spieleretat wäre bei etwa 4 Millionen Euro anzusiedeln.
Das eigentliche Problem würden die etwa 40 hauptamtlichen betreffen, die für den Fußballverein aus Cottbus derzeit arbeiten. So erklärt Geschäftsführer Normen Kothe: „Ein etwaiger Abstieg hätte erhebliche Einschnitte in der Mitarbeiter-Struktur zur Folge vom Stellenabbau über Gehaltskürzungen bis hin zum Wegfall von mehreren geringfügig Beschäftigten.“
Letztlich kann sich Energie aber vor allem bei Torwart René Renno dafür bedanken, dass zumindest ein Zähler im heimischen Stadion gehalten werden konnte. Dieser Punkt gegen einen direkten Abstiegskonkurrenten könnte sich als extrem wertvoll erweisen, da es noch direkte
Duelle der Abstiegskonkurrenten geben wird.
Für den erfahrenen Mittelfeldstrategen Ivica Banovic waren sogar Gebete gen Himmel angebracht, um seine Dankbarkeit zu dokumentieren. So sagte er kurz nach dem Schlusspfiff: „Danke Gott, dass René Renno da an der richtigen Stelle war.“ Vor allem dank dem reflexstarken Torwart konnten die Energisten diesen einen Punkt für sich verbuchen.
Allerdings gab es mit dem 2:0 des Karlsruher SC über den Aufstiegskandidaten aus Paderborn eine schlechte Nachricht für Cottbus. Durch diesen Erfolg liegt der KSC nur noch zwei Zähler hinter dem FCE. Auch wenn unzählige, laute Sprechchöre der Fans Renno zu einem Helden mutieren ließen, so reagiert der ganz gelassen auf die Schmeicheleien: „Das sind so Szenen, bei denen man selbst gar nicht richtig weiß, wie man an den Ball gekommen ist.“
Für Renno geht es primär darum, seinen Dienst im Tor nachzugehen. Ein Selbstdarsteller ist in dem inzwischen 33-Jährigen nicht verloren gegangen. Daher meint er auch: „Ich habe mich irgendwie lang gemacht, ganz einfach.“
Immerhin hat mit Alemannia Aachen ein direkter Konkurrent der Cottbuser mächtig gepatzt. Sie verloren ihr Heimspiel gegen den frischgebackenen Aufsteiger Eintracht Frankfurt mit 0:3. Dadurch wurde zumindest die Chance minimiert, dass Energie noch direkt absteigen kann. Wenn dann geht es in die Relegation. Mit dieser haben die Energisten extrem schlechte Erfahrung gemacht. Im Jahr 2009 verloren sie als Erstligist beide Duelle deutlich gegen den Zweitligadritten aus Nürnberg. Seitdem spielen sie eine allenfalls durchschnittliche Rolle im Unterhaus des deutschen Fußballs.
Jetzt werden eben noch vier Punkte benötigt, um völlig sicher auch im nächsten Jahr den 36 besten Vereinen in Deutschland anzugehören. Dabei muss jedoch auch das derzeit noch bessere Torverhältnis gegenüber Karlsruhe im Blick behalten werden. Für den pragmatischen René Renno hingegen ist die Rechnung ganz einfach: „Wir haben einen kleinen Vorsprung und noch ein Heimspiel. Das ist ein Vorteil. Aber wir müssen uns darüber im klaren sein: Das sind jetzt noch zwei Endspiele – am besten gewinnen wir beide.“ Das sind Worte eines selbstbewussten Torhüters, der nicht nur auf die Hilfe von Gott vertrauen möchte.


Informationen
Quelle: www.bild.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: FC Energie Cottbus; Bommer; Renno; Möhrle; Adlung
Datum: 24.04.2012 18:21 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-cottbus-vor-dem-absturz-in-die-drittklassigkeit-–-in-allen-bereichen-902.html
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