Das Motto des 1. FC Köln: Siegen oder aus dem Aufstiegsrennen fliegen


Der 1. FC Köln ist ein ganz besonderer Verein, denn kaum ein Verein in Deutschland schickt seine treuen Anhänger in solch eine Gefühlsachterbahn, wie es der Zweitligist aus der Domstadt tut, der diesjährig nur äußerst schwer den Bundesliga-Aufstieg realisieren kann. Das jüngste 0:0-Unentschieden beim FC Energie Cottbus war der beste Beweis dafür, dass Anspruch und Wirklichkeit beim „Geißbockteam“ derzeit meilenweit auseinander klaffen.

In der Defensive fehlerhaft, im Mittelfeld kreativarm und im Sturm ohne Durchschlagskraft. Der Auftritt des FC in Cottbus war seltsam inspirationslos und pomadig. Das der FC auch tatsächlich noch an den Aufstieg geglaubt hat, konnten die Beobachter nur schwerlich glauben, denn es fehlte an vielen Komponenten, die ein Spiel von einem potentiellen Aufstiegskandidaten ausmachen. Kein Grund ist sicherlich gewesen, dass FC-Trainer Holger Stanislawski wegen einer schweren Grippe nur bedingt leidenschaftlich sein konnte. Der 43-Jährige kämpfte sich dennoch durch und überwand seine eigenen Grenzen, um seinem Team zu helfen. Letztlich hat er jedoch am Sonntag das Auslaufen sein gelassen und sah sich deshalb auch den Rosenmontagszug vom Bett aus an. Sein klares Ziel ist es, dass er möglichst schnell wieder gesund werden möchte. Positive Gedanken könnten ihm dabei möglicherweise hilfreich sein, wie er gegenüber dem „Express“ deutlich gemacht hat. Lobend erwähnte er den Spielvortrag seiner Mannschaft in der östlichsten Stadt der 2. Bundesliga: „Trotzdem war es ein erneuter kleiner Schritt in die richtige Richtung.“

Die richtigen Schritte verfehlte Sturmführer Anthony Ujah derzeit meistens auf dem Spielfeld. Deshalb musste dem 22-jährigen Nigerianer auch besonders viel Mut zugesprochen werden, da er sich zurzeit ohne das notwendige Fortune präsentiert. Dennoch sollte die schwache Offensivleistung nicht einzig am Leihstürmer vom FSV Mainz 05 dingfest gemacht werden. Vielmehr fehlt die Leichtigkeit in der „Abteilung Attacke“, denn 24 Treffer in 21 Begegnungen sind für die Ansprüche des rheinischen Traditionsverein natürlich deutlich zu wenig. Gegenüber dem „Express“ hat Ujah eine mögliche Erklärung für diese Sturmproblematik erkannt: „Uns fehlt momentan vielleicht der Killer-Instinkt. Wir erarbeiten uns ja Chancen. Was wir im Training machen, ist richtig. Und ich glaube fest dran, dass wir gut genug für 40 Tore zu diesem Zeitpunkt sind.“

Zahlen lügen bekanntlich nicht und deshalb sind 40 Treffer reines Wunschdenken. Auch wenn das Potential nach Aussage von Ujah für deutlich mehr ausreichen könnte, so muss ehrlich festgestellt werden, dass aus dem Mittelfeld zu wenig Torgefahr entwickelt wird. Defensiv verteidigt die Abwehr um den neuen Defensivboss Kevin McKenna und dem zuverlässigen Dominic Maroh meistens zuverlässig. Defizitär ist das Offensivspiel, was in vielen Spielen zu ausrechenbar gewesen ist. Deshalb stellt es auch keine allzu große Überraschung dar, wenn der Kölner-Rekordtorschütze Hannes Löhr sogar eine Rückkehr des aussortieren Milivoje Novakovic favorisieren würde, denn s
eine Begründung lautet: „Ich sage: Mit Nova hätten wir sechs Punkte mehr auf dem Konto.“
Die Konkurrenz aus Braunschweig, Berlin und Kaiserslautern besitzt kreative und zugleich torgefährliche Mittelfeldspieler. Köln hingegen hat in diesem Mannschaftsteil mit Daniel Royer und Mato Jajalo sicherlich spielstarke Akteure, die aber vor dem gegnerischen Gehäuse zu selten torgefährlich auftreten. Überraschend ist auch die Tatsache, dass talentierte Spieler wie Fabian Schnellhardt oder Reinhold Yabo trotz ansprechender Leistungen im Trainingslager in den Spielen keine echte Bewährungsprobe erhalten. Der Kölner-Trainer kennt die Gründe. Aber nachvollziehbar sind sie für Außenstehende nicht unbedingt. Keeper Timo Horn spricht ein Machtwort: „Wir können uns nicht auf Einzelaktionen von Christian Clemens wie gegen Aue verlassen.“ Auch Ujah weiß das und meint selbstkritisch: „Meine sieben Tore zählen für mich nichts. Sie sind nicht genug, um uns in eine gute Position zu bringen.“ Im jüngsten Spiel hatte jedoch auch Cottbus-Keeper Kirschbaum einen herausragenden Tag. Dies ist auch dem Kölner Hoffnungsträger aufgefallen: „Der Keeper hatte echt einen guten Tag. Er hat gegen mich und Bröker zweimal sehr gut gerettet. Da hatte er jeweils gerade noch Glück, dass er den Arm an den Ball bekam.“ Alles andere als ein Auswärtssieg bei den kriselnden St. Paulianern würde das endgültige Aus im Aufstiegsrennen bedeuten. Soviel Realismus sollte auch beim 1. FC Köln angebracht sein.

Gegen das angeschlagene Team FC St. Pauli ist ein Sieg realistisch. Allerdings muss auch konstatiert werden, dass gegen die unmittelbare Aufstiegskonkurrenz lediglich Unentschieden erreicht worden sind. Nun also auch gegen Cottbus, wo ein Sieg bei mehr Engagement im Bereich des Möglichen gewesen wäre. Realistisch sieht diesen Punktgewinn FC-Keeper Timo Horn, der gegenüber der „Bild“ mitteilte: „Damit können wir leben. Aber leichter wird es so natürlich nicht.“ Für Köln zählen nur Siege, denn die Aufholjagd sieht den FC unter Druck. Die Bringschuld liegt beim Domstadtverein. Dies hat auch Horn erkannt: „Auf Dauer sind wir in unserer Situation zum Siegen verdammt – gerade gegen diese Mannschaften.“ Auch Thomas Bröker trauert der vergebenen Chance ein wenig hinterher: „Ein Sieg wäre wichtig gewesen, um dran zu bleiben.“ Ebenso Trainer Holger Stanislawski, der den Aufstieg trotz des acht-Punkte-Rückstands auf den 1. FC Kaiserslautern immer noch nicht abgehakt hat: „Um ganz oben noch mal reinzurutschen, brauchen wir Siege.“ Das Kölner-Motto lautet daher: Siegen oder aus dem Aufstiegsrennen fliegen.


Informationen
Quelle: express.de ; bild.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: 1. FC Köln; Stanislawski; Ujah; Bröker; Jajalo; Horn; Clemens; Royer; Yabo; Novakovic
Datum: 11.02.2013 19:24 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-das-motto-des-1--fc-koeln--siegen-oder-aus-dem-aufstiegsrennen-fliegen-4110.html
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