Der 1. FC Köln büßt für die Fehler der Vergangenheit


Es ist ein wahres Gräuel, was in diesen Tagen beim 1. FC Köln passiert. Finanziell geht es dem stolzen Traditionsverein richtig mies. Die unfähige Personalpolitik in der Vergangenheit ist Schuld an dieser Misere, denn mit völlig überzogenen, weltfremden Gehältern konnten Stars an den Rhein gelockt werden, deren beste Eigenschaft es gewesen ist, über eine große Vergangenheit zu verfügen. Ein perfektes Spiegelbild für den 1. FC Köln, dem das gleiche Dilemma plagt.

Es ist bekannt, dass beim 1. FC Köln die berühmte Leine ein wenig weiter gespannt ist. Die rheinländische Lockerheit und das kölsche Lebensgefühl leben diese Eigenschaft vor. Auch beim FC, wo der Geißbock Hennes einen regelrechten Kultstatus genießen darf, hat man es in vielerlei Hinsicht nicht ganz so genau genommen. Schon am kommenden Sonntag geht es zum Zweitliga-Auftakt nach Braunschweig. Nicht mit von der Partie werden Torwart Michael Rensing, Abwehrspieler Pedro Geromel und Stürmer Milivoje Novakovic sein, die auf der Gehaltsliste stehen, aber sportlich bedeutungslos sind.
Das Trio hat eine unterschiedliche Vergangenheit, aber derzeit die gleiche Gegenwart zu verleben. Während Novakovic und Geromel zu den absoluten Leistungsträgern in der Vergangenheit gehörten und durch außersportliche Ablenkungen, sei es mit anhaltenden Wechselgerüchten, wie im Fall Geromel oder um nächtliche Gerüchte wie im Fall Novakovic in der abgelaufenen Spielzeit sportlich mehr Fluch als Segen darstellten. Bei Rensing gestaltet sich die Situation ein wenig anders, denn der ehemalige Bayern-Kapitän war neben Podolski der einzige Lichtblick in einer finsteren FC-Saison, die von internen Streitigkeiten geprägt gewesen ist.
Irgendwie hat auch Ex-FC-Manager Michael Meier einen gehörigen Anteil an der derzeitigen Misere. Bis 2014 wurde der Vertrag des damaligen Leistungsträgers Geromel verlängert. Stolz propagierte der ehemalige Klosterschüler auf der anschließenden Pressekonferenz „ohne Klauseln“. So stolz, wie seinerzeit Meier, werden die jetzigen Kölner Verantwortlichen nicht mehr sein, wenn sie auf dieses heikle Thema angesprochen werden. Im Nachhinein macht man sich intern schwere Vorwürfe, dass man den 26-jährigen Brasilianer nicht vor der letzten Saison in die Ukraine zu den finanzkräftigen Vereinen abgegeben hat. Diese Negativ-Entwicklung des technisch starken Abwehrspieler war jedoch damals bei weitem noch nicht abzusehen. Nun wartet man vergeblich auf konkrete Angebote.
Bei Mittelstürmer Novakovic, der stattliche 74 Treffer in 166 Spielen für den FC erzielt hat, ist es im Prinzip das gleiche Dilemma. Ebenso bei Rensing, dem nach seiner guten,
persönlichen Spielzeit realistische Chancen auf eine schnelle Beschäftigung bei einem anderen Verein eingeräumt worden sind. Ein Trugschluss, wie sich herausstellt. Jedes Jahr muss der Verein 10 Millionen Euro an abgeschobene Spieler in Form des Gehaltes bezahlen. Ein Wahnsinn, wenn man die fehlende Gegenleistung betrachtet.
Man darf sich fragen, ob es nicht vielleicht möglich erscheint, dass dieses Trio zumindest wieder mittrainieren darf. Doch dem wird nicht entsprochen, weil man das „Betriebsklima“ nicht stören möchte. Die Spieler müssen sich vorkommen, wie Ramschware, denn gebraucht werden sie nicht mehr. Sie werden geduldet. Möglichst viel monetären Ertrag sollten die Spieler einst bringen. Nun darf man sich glücklich schätzen, dass man diese Drei so schnell wie möglich von der Gehaltsliste entfernen kann. Gewohnt sachlich erklärt der rhetorisch gewandte Kaderplaner Jörg Jakobs: „Wir beschäftigen uns bis zum 31. August“ Und fügt hinzu: „Nur mit dieser Strategie. Andere Szenarien spielen keine Rolle.“ Die derzeit ebenfalls wahrscheinliche Variante wäre es, wenn auch nach diesem Ende der Transferperiode alle drei Spieler weiterhin auf der Gehaltsliste des FC stehen würden. Trotzdem möchte Jakobs die berühmte Hoffnung nicht aufgeben, wie er der „Süddeutschen“ verraten hat: „Er will Fußball spielen und sich nicht auf die Tribüne setzen und Geld einsammeln.“
Im Zusammenhang mit Geromel werden häufig Quellen genannt, die von Interessenten wie Frankfurt, Bremen, Fenerbahce Istanbul, Celta Vigo, Stade Rennes, AS St. Etienne, sogar Inter Mailand berichten. Es ist jedoch auch bekannt, dass einige Quellen aus nicht gerade vertrauenswürdiger Ecke stammen. Immerhin kann Jakobs dem Spieler keinen Vorwurf machen, wenn er sagt: „Er hält sich top und trainiert einwandfrei.“
Eine Nachricht, die nicht wirklich beruhigen kann, denn beim FC heißt es in diesen Tagen einmal mehr: Entscheidend ist auf dem Konto. Und dort sieht es mehr als mau aus. Beim 1. FC Köln ist eines in diesen Tagen ganz bestimmt gewiss: Ein Unglück kommt selten allein. Hoffentlich trifft dies im Umkehrschluss auch auf die besseren Zeiten zu.


Informationen
Quelle: www.sueddeutsche.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: 1. FC Köln; Novakovic; Rensing; Geromel; Jakobs
Datum: 26.07.2012 16:26 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-der-1--fc-koeln-buesst-fuer-die-fehler-der-vergangenheit-1059.html
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