Die ganz spezielle Aufstiegsrechnung des 1. FC Köln


Offensichtlich haben die Kicker des 1. FC Köln diese kurze Karnevalsauszeit wirklich benötigt, denn vor dem weiteren Endspiel beim FC St. Pauli zählt nun aber wirklich nur ein Dreier, denn die Argumente dürften zukünftig deutlich dünner werden, wenn auch beim kriselnden FC St. Pauli tatsächlich kein Sieg gelingen sollte. Es fehlt die Klarheit und ebenso das Selbstverständnis im Spiel des Bundesliga-Absteigers, der sich im Vergleich zur hoffnungsvollen Vorbereitung wie verwandelt präsentiert.

Aschermittwoch ist in Köln nicht nur kalendarisch angekommen, denn so langsam müssen sich auch die chronisch leidensfähigen Anhänger des 1. FC Köln damit anfreunden ein weiteres Jahr im Fußball-Unterhaus verbringen zu müssen. Trainer Holger Stanislawski bietet das perfekte Spiegelbild für den derzeitigen Zustand der Mannschaft, die sich seltsam lethargisch in den letzten beiden Spielen verhalten hat. „Stani“ sieht nicht wirklich gut aus. Die schwere Erkältung hat ihn müde und auch ein wenig kraftlos werden lassen. Seine allseits bekannte Entschlossenheit wird derzeit ebenfalls schmerzlichst vermisst. Er ist jedoch auf dem Wege der Besserung. Dies wird immerhin deutlich. Ob sich diese Wandlung auch auf den Zustand seiner Mannschaft übertragen lässt, muss erst noch abgewartet werden.

Der 43-jährige Kölner-Übungsleiter ist zweifelsfrei ein echter Kämpfer, wie er gegenüber dem „Kölner Stadt Anzeiger“ deutlich macht: „Da muss ich durch“, so erklärt der ehemalige Pauli-Trainer und fügt hinzu: „Antibiotikum rein, und dann muss es irgendwie gehen. Ich hoffe, dass mich das nicht umhaut und ich keinen Rückschlag bekomme.“ In diesen Trainingswochen soll an den zuletzt gezeigten Defiziten intensiv gearbeitet werden. Speziell im Offensivbereich besteht noch reichlich Übungsbedarf. Deshalb wurden Varianten und Kombinationen in großem Umfang beim Dienstagstraining trainiert. Das Spiel bei Energie Cottbus war bester Beleg dafür, dass offensichtlich die Durchschlagskraft im Angriff des FC fehlt. Und der wortgewandte Trainer versucht einen Vergleich mit einer anderen Sportart anzuwenden, wenn er sagt: „Wir ähneln als Mannschaft einem austrainierten Boxer, der zwölf Runden gut bestreiten kann, aber uns fehlt der Punch.“ Damit spricht er offen die Problematik an, dass es an der Konsequenz im Abschluss hapert.

Im Wintertrainingslager im türkischen Belek stand die Verbesserung ganz weit oben auf der Agenda. So sollte risikoreicher auf Sieg gespielt werden und auch die Kreativität sollte künftig deutlich zunehmen. Beides Problempunkte, die auch weiterhin existent sind, denn gegen Cottbus war von den Versprechungen auf dem Platz nichts zu sehen. Taten sollten primär demonstriert werden. Die treuen Fans stolz auf den Kampfgeist und die Leidenschaft sein. Auch hier gab es Schwachstellen, denn irgendwie hatte der geneigte Beobachter gefühlt, dass dieses Team vom FC Energie Cottbus durchaus schlagbar gewesen ist. Stanislawski fordert derweil deutlich: „Wir brauchen Konkurrenz in der Offensive.“ Dami
t verdeutlicht er, dass ein derzeit noch verletzter Spieler wie Adil Chihi dem Team sehr gut zu Gesicht stehen würde. Offen kritisiert der Übungsleiter: „Wir brauchen aber bessere Ballgewinne. Und nach dem Ballgewinn brauchen wir präzises Passspiel. Das war in Cottbus nicht so, wie wir uns das gewünscht haben.“ Und er wird ein wenig konkreter, wenn er gegenüber den Medienvertretern deutlich macht: „Wir geben den Ball zu leicht weg, auch das hat etwas mit Punch zu tun. Du hast viel Aufwand betrieben, wenn du den Ball gewonnen hast, dann musst du es auch zu Ende spielen. Du brauchst Risikobereitschaft im letzten Drittel.“

Fast schon gebetsmühlenartig wiederholt der „Dauer-Optimist“ Stanislawski“ gegenüber dem „Express“: „60 Punkte braucht man schon für Platz 3.“ Eine ähnliche Meinung legt der neue Geschäftsführer Alexander Wehrle an den Tag, wenn er sagt: „Normalerweise würde man ein Remis bei einem Konkurrenten als positiv werten. Aber natürlich sieht man jetzt erstmal, dass der Rückstand auf Lautern auf acht Punkte gewachsen ist.“ Dennoch möchte man sicherlich keine Panik verbreiten, was ein schlechter Ratgeber sein würde. Vielmehr sollte der klare Fokus zukünftig auf die eigene Leistung und explizit dem Spiel gelenkt werden. Noch ist nichts verloren. Dennoch sollte die versprochene Aufholjagd so langsam beginnen, denn die Kölsche-Aufstiegsrechnung ist von reichlich Optimismus gesegnet. Prinzipiell sollte Köln eine imposante Siegesserie starten. Allerdings sollte Vorsicht geboten sein, denn Konstanz war in dieser Spielzeit nicht gerade der treueste Begleiter des 1. FC Köln. Deshalb sind die Worte von Wehrle auch mit der notwendigen Ernsthaftigkeit zu sehen, wenn er sagt: „Erst dann wissen wir, ob der Start geglückt ist. Wenn wir beim FC St. Pauli gewinnen, sind wir in der Spur.“

Es warten jedoch noch überaus spannende Spiele gegen die direkte Aufstiegskonkurrenz. Auswärtsspiele beim FSV Frankfurt, dem 1. FC Kaiserslautern werden vorentscheidend sein. Die Heimspiele gegen Union Berlin, den VfR Aalen, 1860 München und Hertha BSC sollten sicherheitshalber gewonnen werden. Für Holger Stanislawski scheint zumindest schon einmal klar zu sein: „Wir müssen auf uns schauen und in Schlagdistanz bleiben - und dann bereit sein, wenn im April die Post abgeht.“ Die Grundlage für eine spannende Saisonendphase muss in den kommenden Spielen gelegt werden. Wenn auch in den nächsten Partien gestolpert werden sollte dann hätte der FC den Aufstieg schlichtweg nicht verdient.


Informationen
Quelle: ksta.de ; express.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: 1. FC Köln; Stanislawski; Chihi; Wehrle
Datum: 13.02.2013 19:42 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-die-ganz-spezielle-aufstiegsrechnung-des-1--fc-koeln-4144.html
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