Eisern und die Stasi


Es gibt ein ungeschriebenes Gesetz im deutschen Fußball, das besagt, dass Traditionsvereine für chronische Unruhen immer gut sind. So ist es auch bei Kultverein Union Berlin, der in der zweiten Bundesliga lange Zeit um den Erstliga-Aufstieg gekämpft hat. Nach der enttäuschenden 0:1 Heimniederlage gegen den MSV Duisburg allerdings sind alle Träume an der „Alten Försterei“ passé.

Viele wissen auch das Union Berlin in Berlin definitiv Kult ist. Vielleicht sogar Mode. Daher stört die 0:1 Niederlage gegen Duisburg mächtig. Den Stolz über den Verein kann sie bei den eingefleischten Unionern jedoch nicht verbergen. Auch zu guten, alten DDR-Zeiten gibt es mysteriöse Geschichten über Union Berlin und den erbitterten Rivalen, den Stasi-Club BFC Dynamo. Kein Wunder, dass die Nachricht im Juli 2011, veröffentlicht in einem Artikel der „Berliner Zeitung“ wie eine Bombe eingeschlagen hat. So konnte Sportreporter Matthias Wolf enthüllen, dass Union-Vereinschef Zingler in den 80 er Jahren als Unteroffizier im „Wachregiment Feliks Dzierzynski“ gedient hatte. Dies unterstand direkt der Stasi. Ein Fakt, der für große Unruhe im deutschen Blätterwald sorgt.
Wolf, der 15 Jahre lang unter professionellen Bedingungen über Union berichtet hatte, wurde zur „persona non grata“ bei den Fans und vor allem in der Vereinsspitze. Richtig bestritten oder gar widerlegen konnte keiner diese ungeheuerlichen Vorwürfe. Stattdessen gab es Drohungen. Auch für seinen Arbeitgeber die „Berliner Zeitung“ hatte dieser Artikel weitreichende Konsequenzen. So stornierten Anzeigenkunden Aufträge und sogar Abos wurden gekündigt. Präsident Zingler sah sich sogar höchstpersönlich zum Handeln gezwungen und drängte direkt bei Chefredakteur Uwe Vorkötter auf die Abberufung des Union-
Reporters.
Wolf war clever genug, um von seiner Seite ausgehend die Zusammenarbeit zu beenden. Vorkötter kritisiert offen und ehrlich seinen talentierten Reporter und spricht von „schweren handwerklichen Fehlern“ des Reporter-Routiniers. Wolf muss schmunzeln, wenn er an diese Geschichte denken muss. Gar „sehr merkwürdig“ nennt er dies in einem Gespräch gegenüber der „Welt am Sonntag“. Er nennt Beispiele: „Eben noch wollte er mich zur Hertha wegloben, weil dort auch kritische Berichterstatter gebraucht würden. Vor der Wachregiment-Berichterstattung habe ich in 15 Jahren Tätigkeit für die ,Berliner Zeitung' nicht eine einzige Gegendarstellung bekommen.“
Der interne Druck auf Wolf wuchs auch gewaltig. So zeigten die Redakteure der „Berliner Zeitung“, die einst als Vorzeigeblatt der SED galt, großes Verständnis für die verletzte und empörte Volksseele. Dies ist jedoch vielleicht auch gar kein Zufall, denn nur vier Jahre ist es her, dass die „Welt“ die ehemalige IM-Tätigkeit des leitenden Redakteurs Thomas Leinkauf entdeckte. Leinkauf ist und war nicht der einzige Journalist mit einer Stasi-Vergangenheit. Die Neugierde ist die treffende Gemeinsamkeit dieser beiden „Berufssparten“. Eine Recherche ergab, dass von insgesamt 132 Redakteuren der „BZ“ mindesten neun eine Stasi-Vergangenheit hatten. Eine Zahl, die überrascht und schockiert zugleich.


Informationen
Quelle: www.morgenpost.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Union Berlin
Datum: 11.03.2012 20:33 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-eisern-und-die-stasi-840.html
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Kommentar von Kogge (12.03.2012 11:15 Uhr)
Union hat doch unentschieden gespielt, da hat wohl einer nicht das Spiel zu Ende geschaut!


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