FC-Fan Michael Kamm exklusiv: „Kölner Aufstieg ist unrealistisch, weil die jungen Spieler noch Zeit brauchen.“


Die Volkes Seele spricht beim 1. FC Köln immer besonders emotional und findet klare Worte, wenn es um ihre „Liebe“ geht. Nicht anders ist ein besonders meinungsfreudiger FC-Fan, der auf den Namen Michael Kamm hört. In seinem Köln-Fanklub bei den „Cherusker Böcken“ in Detmold hat er die vertrauensvolle Aufgabe des Kassenwarts, warum er auch den tollkühnen Spitznamen „Inkasso Klamm“ verpasst bekommen hat. Der „Eff Ze“ ist für ihn mehr als nur ein Verein. Herzblut und ganz viel Emotionen investiert er, um den einstigen deutschen Vorzeigeverein zu unterstützen. Zusammen mit seinem ebenfalls Köln-infizierten Kumpel Yens fährt er schon seit Jahrzehnten zu den Spielen des geliebten Domstadtklubs und steht stellvertretend für die zuletzt leidensfähigen FC-Fans.

Auch wenn sich seine Laune in den letzten Wochen durch die Erfolgsserie merklich aufgehellt hat, so spricht er gerne Klartext, wenn es um seinen Herzensverein geht. Über die Fehler in der Vergangenheit weiß er zu berichten: „In der Vergangenheit gab es viele Selbstdarsteller im Vorstand. Es ging nicht um den 1. FC Köln, sondern um ihre eigene Person.“ Und hat ein weiteres Problem erkannt: „Durch Podolski ist eine Art „One man-Show“ entstanden und die anderen Mitspieler fühlten sich vernachlässigt.“

Zugleich nennt er noch weitere Gründe zur Podolski-Thematik: „Köln ist ja auch abgestiegen weil bei einem Sieg Poldi dafür verantwortlich gewesen ist. Bei einer Niederlage hingegen wird die gesamte Mannschaft dafür angeprangert und Podolski wird außen vor gelassen.“ Kamm ist ein höflicher Mensch. Deshalb versucht er im Exklusiv-Interview mit 2-liga.com sich für seine Aussagen auch zu rechtfertigen: „Ich bin kein Poldi-Gegner, haben ihm eine Menge zu verdanken. Er ist ne „kölsche Jung“ aber die Mischung passte leider nicht und wenn er eines Tages zurückkommen sollte, würde ich mich auch freuen.“

Viele Experten waren sich einig, dass dieses Spiel zwischen dem 1. FC Köln und Eintracht Braunschweig in vielen Facetten schon absolutes Erstligaformat hatte. Besonders im zweiten Spielabschnitt war dieses Spiel eine beste Eigenwerbung für die zweite Bundesliga, sodass dieses 2:2-Unentschieden als vielleicht beste Spiel der bisherigen Saison angesehen worden ist. Die Emotionen waren ebenfalls garantiert.

Dieser Last-Minute-Ausgleich der Braunschweiger versetzte deren Trainer Torsten Lieberknecht trotz Minusgraden zu echten Gefühlsausbrechen. Die enorme Freude war dem Erfolgscoach anzumerken, denn der Freudenschrei war unüberhörbar. Nach diesem Freudentanz imitierte er seinen Kölner-Gegenüber Holger Stanislawski, indem er sich die Mütze vom Kopf gezogen hat, um diese gefühlvoll in der Luft kreisen zu lassen. Eine ähnliche Geste hatte Stanislawski beim vermeintlichen Siegtor des 1. FC Köln wenige Augenblicke zuvor gemacht. Gegenüber „Sport12 hat die „ehrliche Haut“ Lieberknecht auch seinen emotionalen Ausbruch zugegeben: „Stani hat zurecht seinem Jubel freien Lauf gelassen. Als Trainer bist du natürlich angefressen. Da denkst du: Jetzt wedelt der noch vor der Trainerbank mit seiner Mütze rum.“ Zuvor jedoch muss auch berücksichtigt werden, dass er über 90 Spielminuten ruhig auf seinem Trainerstuhl gesessen hat, um die Begegnung konzentriert zu verfolgen. Seine Begründung für den leichten Hauch einer Provokation liefert er sofort: „Das war die kleine Retourkutsche. Aber wichtig ist, dass wir hinterher drüber flachsen können.“

Diese Aktion der beiden Ex-Profis ist nach diesem leidenschaftlichen Kick auch absolut nachvollziehbar gewesen, da die Gefühlsschwankungen bei diesem Spielverlauf besonders ausgeprägt gewesen sind. Der stets meinungsfreudige Stanislawski lieferte zugleich eine Begründung für seine präsentierten Emotionen: „Wenn du in der 88. Minute das 2:1 schießt, da
nn nimmst du Drumherum nichts mehr wahr. Wenn da ein Spieler vorbeigekommen wäre, hätte ich ihn wahrscheinlich umgegrätscht. Da gehen die Gäule mit einem durch. Wenn das nicht so wäre, würde ich meinen Job an den Nagel hängen.“

Es muss jedoch auch klar konstatiert werden, dass dieses 2:2 ein Remis gewesen ist, welches sich für den FC wie eine Niederlage angefühlt hat, denn nach dem späten Treffer durch Ujah in der 88. Spielminute, erzielte Braunschweigs Ermin Bicakcic in der Nachspielzeit nach einem völlig unnötigen Eckball den Ausgleichstreffer, der sich für Lieberknecht „wie ein Sieg angefühlt hat.“
Tabellarisch ist damit für das Bundesliga-Gründungsmitglied alles zum Besten bestellt, da der Vorsprung auf den Nichtaufstiegsplatz vier nun schon auf zwölf Punkte angewachsen ist.

Der einst ruhmreiche 1. FC Köln jedoch hat nunmehr stattliche sieben Zähler Rückstand auf Relegationsplatz drei, den derzeit der Mitabsteiger 1. FC Kaiserslautern noch belegt. Seit nunmehr sechs Partien ist das „Geißbockteam“ ungeschlagen und hat in einigen Nuancen des Spiels schon andeuten können, dass das Potential für einen Aufstiegskandidaten durchaus ausreichen würde. Es mangelt jedoch eklatant an der Konstanz. Zumindest mögen die Worte von Lieberknecht ein wenig trösten, der den FC noch als möglichen Kandidaten für den Relegationsplatz sieht und ausdrücklich lobt, dass in Köln „etwas Gutes“ wächst. Ehrlich muss jedoch auch eingeräumt werden, dass in diesen Begegnung gegen die vermeintliche Aufstiegskonkurrenz auch einmal dreifach gepunktet werden muss. Man mag sich kaum ausmalen, wenn in den Begegnungen gegen Braunschweig, Hertha BSC und dem 1. FC Kaiserslautern statt eines Unentschiedens ein Sieg gelandet worden wäre. Nun muss in der nächsten Wochen gegen eine Mannschaft wie den Abstiegskandidaten aus Sandhausen gespielt werden. Bekanntlich stirbt besonders beim FC die Hoffnung zuletzt, wie auch Stanislawski noch einmal gegenüber „Sport1“ betont: „Wir haben uns durch die letzten Ergebnisse in eine Position gebracht, um im Mittelfeld Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Wir tun aber gut daran, dass wir nicht so viel davon sprechen, was noch alles möglich ist.“ Fleißig möchte er mit seinem Team auf Punktejagd gehen, da die Motivation auf Erstligafußball im nächsten Jahr weiterhin enorm ist: „Wir wollen uns von Spiel zu Spiel weiterentwickeln und dann wollen wir mal gucken, was nachher ab März und April richtig abgeht.“

Man sollte jedoch in dieser Situation auch die Volkes Stimme nicht zu kurz kommen lassen, denn Realismus herrscht bei den meisten Fans vor. Falsche Hoffnungen sollten keineswegs geweckt werden, da sonst der Druck bei dieser noch teils unerfahrenen Mannschaft die vorhandene spielerische Klasse lähmen könnte. Vielmehr sollte die Mannschaft von Spiel zu Spiel schauen und schauen, was im Saisonende noch möglich erscheint. Durchaus realistisch ist aber, wenn der Aufstiegszug ohne den 1. FC Köln abfahren wird. Einzig eine echte Siegesserie könnte dies noch verhindern.


Informationen
Quelle: sport1.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: 1. FC Köln; Stanislawski; Ujah; Lieberknecht; Eintracht Braunschweig; Bicakcic
Datum: 12.12.2012 20:32 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-fc-fan-michael-kamm-exklusiv--„koelner-aufstieg-ist-unrealistisch--weil-die-jungen-spieler-noch-zeit-brauchen-“-3183.html
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