Man mag sich überhaupt nicht vorstellen, was bei einer Niederlage des FC St. Pauli gegen den VfR Aalen passiert wäre. Im nervenaufreibenden Heimspiel des Tabellenletzten bei der Heimspielpremiere von Coach Ewald Lienen durfte man stattdessen einen 3:1-Heimerfolg gegen die Kicker von schwäbischen Alb bejubeln. Mit dem dreifachen Punktgewinn gab man die „rote Laterne“ nun immerhin an den FC Erzgebirge Aue ab.
Lienen ohne Vertrag bei den Kiezkickern
Aktuell haben die Kiezkicker 16 Punkte und damit nur einen Punkt Rückstand auf das rettende Ufer. Auch Lienen hatte für diesen Sieg gegenüber der „Bild-Zeitung“ nur ein Wort übrig: „Überlebenswichtig.“ Und er fügte die Bedeutung dieses mehr als verdienten Heimsieges dazu: „Überragend. Ein Top-Spiel. Die Art und Weise war sehr gut.“Alle wichtigen Tugenden, die für den Abstiegskampf notwendig erscheinen, wurden umgesetzt. Kämpferisch, läuferisch und auch spielerisch haben die Paulianer ganze Arbeit leisten können. Trainer Ewald Lienen hat die richtigen Maßnahmen ergreifen können, obwohl er noch keinen Vertrag unterschrieben hat.
Lienen als Fußballverrückter
Wenn der 61-Jährige tatsächlich den Klassenerhalt schaffen sollte, wird er mit einem Vertrag bis zum 30. Juni 2017 belohnt. Ursprünglich sollte sein Kontrakt ein Spieljahr kürzer gehen. Wenn ihm sogar die Überraschung gelingen sollte und er den Aufstieg in die Bundesliga schafft, bekommt er eine Extrasumme im sechsstelligen Bereich. Die Begeisterung für das runde Leder hat sich auch na
ch zuletzt schwierigen Zeiten nicht geändert. Er hat dies auch exemplarisch gegenüber der „Bild-Zeitung“ deutlich gemacht: „Für mich ist jeden Tag Fußball. Montag 2. Liga, Dienstag und Mittwoch Champions League, Donnerstag Europa League, Freitag, Samstag, Sonntag Bundesliga und 2. Liga. Dann ist ja schon wieder Montag...“
„Es wird alles auf null gestellt“
Auch der private Rahmen muss sich deshalb hinten anstellen. Die Entfernung nach Mönchengladbach, wo die Familie wohnt, ist gewaltig. Lienen meint dazu halb-ironisch: „Wenn meine Frau mit mir sprechen will, muss sie eben zu mir aufs Sofa kommen.“ Lienen hat sich gezielt auf seine neue Aufgabe vorbereiten können: „In den letzten fünf Wochen habe ich mir alle Spiele St. Paulis angesehen. Ich war gut vorbereitet, als ich kam.“ In der anstehenden Winter-Vorbereitung wird es für ihn auch nun darum gehen, dass der Blick zurück nicht mehr gewagt wird. Erfreulich war gewiss der 3:1-Sieg über den VfR Aalen. Nun will man eine Art Neuanfang, was auch der Fußball-Lehrer so proklamiert: „Es wird alles auf null gestellt.“