FC St. Pauli-Manager Azzouzi erklärt den möglichen Weg aus der Krise


FC St. Pauli-Manager Azzouzi erklärt den möglichen Weg aus der Krise
Die Stimmung beim FC St. Pauli ist aktuell alles andere als erfreulich. Nach dem bitteren 1:3 im Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern sind auch die Fans der Hamburger so langsam unruhig geworden. Dies ist auch absolut verständlich beim Blick auf das Tabellenbild, denn zwölf Zähler aus 15 Spielen sind für die Anspruchshaltung der Kiezkicker definitiv zu wenig. Ebenfalls massiv in der Kritik steht auch Paulis-Sportmanager Rachid Azzouzi, der bei einigen Anhängern als einer der Verursacher gilt. Nun hat der 43-jährige Deutsch-Marokkaner intensiv Stellung im Gespräch mit dem „Hamburger Abendblatt“ mit der aktuell, schwierigen Situation bezogen: „ Ich nehme diese Dinge nicht persönlich. Wenn man im Fokus der Öffentlichkeit steht, gibt es in guten Phasen Lob und in Zeiten, in denen es nicht so läuft, auch zum Teil starke Kritik. Es gehört zum Job dazu, dies auch aushalten zu können. Jeder, der den FC St. Pauli liebt, hat auch ein Recht auf Kritik.“

„Spieler nach einem klaren Anforderungsprofil geholt“

Natürlich muss sich der Ex-Profi auch die Kritik gefallen lassen, dass einige Transfers von ihm durchaus unglücklich verlaufen sind. Er kann diese massive Qualität und Quantität der Vorhaltungen nicht ganz nachvollziehen, da bei den Verpflichtungen im Sommer die Zustimmung bei den Personalentscheidungen durchaus groß gewesen ist, wie er nun erklärt: „Wenn es so klar ist, dass die Spieler, die wir geholt haben, die falschen sind, hätte man dies ja schon sofort in der Sommerpause sagen können. Das war aber nicht der Fall. Vielmehr waren an unseren Neuzugängen immer auch andere Vereine interessiert, gegen die wir uns dann durchgesetzt haben. Von der Mannschaft, die in der vergangenen Saison lange unter den ersten Sechs gestanden hat, hat uns als einziger Stammspieler Fin Bartels verlassen. Wir haben dann Spieler nach einem klaren Anforderungsprofil dazu geholt, um den nächsten Schritt machen zu können. Lasse Sobiech ist ein kopfballstarker Innenverteidiger, Ante Budimir ist ein Stürmer, der vorn die Bälle festmacht, aber leider noch nicht ins Tor trifft, Daniel Buballa ist ein schneller Spieler für die Außenbahn, Enis Alushi ein erfahrener Mittelfeldspieler und Michael Görlitz hat beim FSV Frankfurt als dribbelstarker Offensivspieler gute Leistungen gezeigt. Wir haben also nicht einfach nur irgendwelche Spieler geholt.“

Schlusslicht St. Pauli unvorstellbar

Auch Azzouzi kann sich nicht so richtig erklären, dass man nun am Tabellenende steht. Eine Situation, die wahrscheinlich nicht einmal im „worst case-Szenario“ durchgespielt worden ist. Auch in der letzten Spielzeit war nicht abzusehen, dass es dieses Jahr um den Klassenerhalt gehen wird. Vielleicht waren die Negativerlebnisse zum Saisonende ein ganz wesentlicher Faktor für den bisher so enttäuschenden Saisonverlauf. Der ehemalige Manager der Spielvereinigung Greuther Fürth hat diese Meinung bei der Ursachenforschung: „Vor allem müssen wir uns kritisch hinterfragen, warum wir zusammen in diese Situation gekommen sind. Meine Analyse ist, dass wir die eigentlich sehr ordentliche vergangene Saison zu negativ bewertet haben, nachdem wir durch Niederlagen am Ende nur Achter geworden sind. Diese Negativität haben wir dann mit in diese Saison genommen. Ich denke nur daran, dass schon am ersten Spieltag das 1:1 gegen den FC Ingolstadt, der jetzt klarer Tabellenführer ist, negativ betrachtet wurde.“ Trotz der prekären Situation geht er jedoch auch weiterhin davon aus, dass die Leistungsträger sich bald auch steigern werden: „Ich bin von unseren Spieler überzeugt und davon, dass sie ihr Potenzial abrufen werden. Wir arbeiten jetzt daran, dass jeder trotz der schwierigen Situation seine Top-Leistung zeigen kann.“

Azzouzi glaubt an Führungsspieler

Die Fans des FC St. Pauli gehören mit zu den emotionalsten Fangruppen in ganz Deutschland. Natürlich leiden sie in diesen Tagen auch mächtig mit der schlechten Situation. Viele Freunde des Kiezklubs bemängeln in diesen Tagen, dass richtige Typen in der Mannschaft vermisst werden. Azzouzi kann diese Diskussionen nicht verstehen: „Die Frage nach einem "Typ", wird immer dann gestellt, wenn es nicht läuft. Vor der WM gab es diese Frage in Bezug auf die deutsche Mannschaft auch. Nach dem Titelgewinn war das plötzlich kein Thema mehr. Wir haben auch Spieler, die das Potenzial haben, eine Mannschaft zu führen. Das hat sich unter anderem aber auch wegen Verletzungen und Formschwankungen noch nicht so klar abgebildet.“

Interessante Personalie Deniz Naki

Immer wieder hat sich Deniz Naki auch selbst bei seinem Ex-Verein
FC St. Pauli ins Gespräch gebracht. Der Verein steht einer Rückkehr des 25-jährigen gebürtigen Düreners aber eher skeptisch gegenüber. Diesen Hinweis hat zuletzt immerhin die dezente Zurückhaltung gegeben. Zunächst soll der klare Fokus auf die aktuelle Mannschaft gelegt werden. Dies macht Deniz Naki gegenüber dem „Hamburger Abendblatt“ deutlich: „Ich sperre mich keineswegs. Das ist im Moment nur gar nicht unser Thema. Wir konzentrieren uns jetzt auf unsere Situation und auf die Spieler, die wir zur Verfügung haben. Alles andere ist ein Thema für die Winterpause. Auch wenn Deniz Naki seinen Vertrag in der Türkei aufgelöst hat, könnte er frühestens am 1. Januar zu einem anderen Verein gehen. Er ist laut Fifa-Reglement nicht sofort verfügbar.“

Unklar bezüglich Neuzugängen

Natürlich weiß er auch nur allzu genau, dass einige gezielte Verstärkungen absolut notwendig sein werden, damit die Mannschaft in der Rückrunde sich als deutlich schlagkräftiger präsentieren wird: „Wir vertrauen unserer Mannschaft und werden weiter unsere Spieler stärken. Nach den vier noch ausstehenden Spielen ziehen wir ein Resümee und entscheiden, was wir personell machen. Das könnte auch eine Verschlankung des Kaders sein, um die Kräfte zu bündeln. Aber natürlich haben wir auch jetzt schon einige Erkenntnisse gewonnen.“

FC St. Pauli: Verein mit Reiz und Druck

Natürlich weiß Rachid Azzouzi, dass die Spieler des FC St. Pauli, die in Sie gesetzten Erwartungen bisher nicht erfüllen konnten. Dennoch ist die Attraktivität enorm für den Verein aus dem Hamburger-Stadtteil zu spielen, wie er betont: „Es ist für einen Profi sicher sehr attraktiv, für einen der beiden Hamburger Proficlubs zu spielen. Die Stadien, die Trainingszentren und natürlich die Stadt sind großartig. Andererseits sind aber auch die Erwartungen sehr hoch, womit mancher Spieler vielleicht nicht so gut zurecht kommt. Im alten Stadion war es für die St.-Pauli-Spieler sicher einfacher, die Rolle des Außenseiters einzunehmen. Manchmal behindern zu große Erwartungen die Entwicklung eines Spielers und einer Mannschaft.“

Vertrauen von Vereinsboss Göttlich tut gut

Wichtig ist für einen vielfach kritisierten Sportdirektor sicherlich auch, dass die Unterstützung und das Vertrauen aus dem Verein gegeben ist. In diesem Fall hat der neue Vereins-Präsident Oke Göttlich sich öffentlich für Rachid Azzouzi stark machen können. Der Gelobte macht kein Geheimnis daraus, dass ihm dieses Bekenntnis spürbar gut tut: „Es tut natürlich gut, dass der neue Präsident zu den handelnden Personen steht und kein Misstrauen ausstrahlt. Ich glaube, er sieht, dass wir alles daran setzen, diese schwierige Situation zu lösen. Unsere schwierige Lage ist auch eine Chance für den gesamten Verein, wieder zusammenzuwachsen und Energie freizusetzen. Ich glaube, diese Situation wird uns alle zusammenschweißen.“

Erklärung der Ausgabensituation

Die Freunde der Zahlenspielerei haben herausgefunden, dass der FC St. Pauli von seinen insgesamt gut 31 Millionen Euro an Gesamteinnahmen nur knapp ein Viertel, also rund acht Millionen Euro für Gehälter und Prämien in die Profimannschaft investiert. Der Sportmanager erklärt, die auf den ersten Blick geringe Investition in das Profiteam wie folgt: „Wir haben als FC St. Pauli sehr viele Verpflichtungen. Wir haben ein tolles Stadion und ein tolles Trainings- und Nachwuchsleistungszentrum. Aber das alles kostet auch Geld. Ich habe den Gesamtverein im Blick und werde jetzt nicht, da es schlecht läuft, sagen, dass wir mit einer oder zwei Millionen Euro mehr besser dastehen würden.“


Informationen
Quelle: abendblatt.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: FC St. Pauli, Rachid Azzouzi, 2. Bundesliga,
Datum: 03.12.2014 19:23 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-fc-st--pauli-manager-azzouzi-erklaert-den-moeglichen-weg-aus-der-krise-17380.html
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