Frank Schaefer verwundert über Negativreaktionen nach Pauli-Spiel


Beim FC St. Pauli mit 1:0 gewonnen hat der 1. FC Köln. Letztlich war das Ergebnis das einzig Positive, denn nun steht der Bundesliga-Absteiger nur noch sechs Zähler hinter dem Relegationsplatz drei. Es sind jedoch viele Fragen aufgekommen, die der Leiter Sport Frank Schaefer im Gespräch mit dem „Kölner Stadt Anzeiger“ nun beantwortet.

Die Leistung war beim Gastspiel im Paulianer Millerntor alles andere als Optimismuserweckend. Besonders spielerisch gab es einige Defizite zu erkennen, die zum Nachdenken animieren, denn mit solch einer Vorstellung wird der Aufstieg unrealistisch erscheinen. Schaefer äußert sich optimistisch, wenn er zuversichtlich die spielerischen Fähigkeiten in Zukunft anspricht. So meint er diesbezüglich: „Das bekommen wir auch mit. Ich bin allerdings sehr verwundert, wie negativ die öffentliche Resonanz auf einen hart umkämpften, ganz wichtigen Auswärtssieg war. Holger Stanislawski ist gewiss kein Trainertyp, der nach Niederlagen alles schlecht redet und nach Siegen alles toll findet. Aber es war klar, – und das war ja vorher schon angeklungen – dass auf diesem Platz, unter diesen Voraussetzungen kein großes Fußballspiel zu erwarten war. Sondern ein emotionaler Fight. Und das war’s dann ja auch.“
Dennoch möchte der ehemalige Bundesliga-Trainer des FC nicht alles schönreden, denn einige Defizite waren einfach zu offensichtlich. So hat er auch Verständnis für den insgesamt schwachen Auftritt seines Teams: „Da muss man differenzieren: Das Stadion war erstmals seit dem Tribünenumbau ausverkauft, die Atmosphäre war wahnsinnig hektisch, es lag unglaublicher Dampf auf dem Kessel. Und es wartete eine Mannschaft auf uns, für die es auch um ganz wichtige Punkte ging. Man muss eingestehen, dass wir in der zweiten Halbzeit unsere Konterchancen nicht gut zu Ende gespielt haben, dass wir zu überhastet und zu hektisch waren. Diesem Vorwurf muss man sich stellen und dagegen wehren wir uns auch nicht. Ganz im Gegenteil: Wir sehen das ja auch so. Auf der anderen Seite hat die Defensive nicht viel zugelassen. Und wir haben jetzt in den letzten vier Spielen nur ein Gegentor kassiert. Wir haben also eine defensive Stabilität, die nicht immer da war. Die Mannschaft spielt engagiert, sie kämpft mit Leidenschaft. Der Grat zur Hektik ist da oft sehr schmal. Da die Balance zu finden, ist nicht immer einfach. Wir haben allerdings schon deutlich besser Fußball gespielt als in St. Pauli – das muss man auch sagen.“
Auch die FC-Fans sehen häufig den Spielvortrag kritisch, auch wenn sie ihr Team bedingungslos unterstützen, was man ihnen hoch anrechnen sollte. Dennoch ist das Ideal häufig verfehlt worden. Immerhin hat Schaefer seine Wunschvorstellung beim Heimspiel gegen Aue für einen gewissen Zeitraum erkennen können. Dies hat er dem „Kölner-Stadt-Anzeiger“ verraten: „In den ersten 30 Minuten gegen Aue. Das war unsere beste Phase bisher, eigentlich in der ganzen Saison. Allerdings haben wir das fußballerisch nach dieser Anfangsphase nicht halten können. Dass danach, bei den zwei richtig schweren Auswärtsspielen in Cottbus und St. Pauli, der Kampf im Vordergrund stand, ist aber auch klar. Aus diesen drei Spielen haben wir sieben Punkte geholt. Aber ich weiß, worauf Sie hinaus wollen – auf die spielerische Entwicklung.“ Und er wird ein wenig konkreter, wenn er ausdrü
cklich die Effektivität lobt, jedoch auch die mangelnde Chancenverwertung kritisiert: „Wir spielen zurzeit erstmals richtig effektiv, wir haben aus den letzten 16 Spielen 31 Punkte geholt. Natürlich gefällt es uns auch nicht, wenn wir – wie gegen St. Pauli – Vier-gegen-eins-Konter nicht ausspielen können und überhastet unsere Torchancen liegen lassen. Es wird darum gehen, die richtige Balance aus Aktivität, aber auch einer gewissen Ruhe und Abgeklärtheit speziell vor dem Tor zu erzielen.“
Zu früh kommt der Abstieg jedoch keineswegs. Trotz oder gerade wegen der prekären finanziellen Situation beim FC würde ein Aufstieg einen echten Siegen für den rheinischen Traditionsverein darstellen, was auch der Leiter Sport so bestätigen kann: „Nein, dafür ist diese Situation auch noch viel zu weit weg. Aber hier mal ein Beispiel: Fortuna Düsseldorf. Das ist eine Sensation, was die Fortuna aus ihren Möglichkeiten in der Bundesliga rausholt. Daran sieht man, dass eine Mannschaft mit geringer Erwartung und ganz viel taktischer Disziplin vor allem im Defensivbereich durchaus Fuß fassen kann. Oder wenn wir auf unsere Mannschaft beim DFB-Pokalspiel in Stuttgart schauen – es war mehr Platz da, der Spielcharakter war ganz anders als das, was wir aus der 2. Bundesliga kennen. Da haben wir gesehen, dass wir keine Angst haben müssen. Aber nochmal: Diese Frage stellt sich für uns im Moment nicht.“
Schaefer möchte erst einmal nur Schritt für Schritt denken und nicht von Szenarien träumen, die sich derzeit als völlig unrealistisch darstellen. So liegt nun der klare Fokus auf dem Heimspiel gegen Union Berlin, welches unbedingt siegreich gestaltet werden muss, wenn der Druck auf den Hauptkonkurrenten 1. FC Kaiserslautern noch weiter erhöht werden muss. Dies macht der meinungsstarke Schaefer deutlich: „Wir haben jetzt ein paar Spiele erfolgreich hinter uns gebracht, wir haben uns in eine erfolgreiche Ausgangsposition gebracht. Und jetzt geht es weiter. Am Samstag haben wir ein Heimspiel, das wieder einen ganz anderen Charakter haben wird. Union Berlin wird bei uns sicher kein Offensivspektakel aufführen. Da sind bei uns wieder andere Tugenden gefragt, wir werden den Gegner fußballerisch bearbeiten müssen.“
Taktisch gab es beim Pauli-Spiel eine Umstellung, als Trainer Holger Stanislawski sich für die Doppelspitzen Maierhofer und Ujah entschieden hat. Auch wenn in diesem Spiel diese Doppelspitze nicht ausreichend funktioniert hat, so stellt dies auch zukünftig eine Möglichkeit dar, wie Schaefer bestätigen kann: „Nein, das ist und bleibt eine Option. Die Konstellation in St. Pauli war so, dass wir versuchen wollten, so schnell wie möglich in den gegnerischen Strafraum zu kommen. Deshalb die Option, auch einen zweiten Anspielpunkt zu haben, um auch mal mit einem langen Ball zu einer Kopfballverlängerung zu kommen. dafür muss die nötige Abstimmung da sein. Aber das wird – abhängig vom Gegner und der Spielkonstellation – eine Option bleiben.“


Informationen
Quelle: ksta.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: 1. FC Köln; Stanislawski; Schaefer; Ujah; Maierhofer; FC St. Pauli
Datum: 21.02.2013 16:56 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-frank-schaefer-verwundert-ueber-negativreaktionen-nach-pauli-spiel-4253.html
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