Frankfurter Visionen


In diesen Tagen gibt Sportdirektor Bruno Hübner vermehrt Auskunft über die Situation beim Bundesliga-Aufsteiger Eintracht Frankfurt. Viel wird über die einstige „Diva vom Main“ spekuliert. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Ansprüche in der Bankenmetropole anders geartet sind als bei Kleinstadtvereinen wie Fürth, Mainz, Augsburg oder auch Freiburg. Deshalb soll anständig Geld in die Hand genommen werden, damit die Eintracht auch sportlich wieder dahinkommt, wo sie von ihrem Umfeld und ihrer Tradition schon längst ist – in die Spitzengruppe der Bundesliga.

Bis dahin ist es aber noch ein ganz weiter Weg. Für Hübner geht die Vorbereitung auf die ambitionierte Rückkehr in die Erstklassigkeit schon in diesen Tagen los. Deshalb herrscht hektische Betriebsamkeit, als er der Frankfurter Rundschau ein ausführliches Interview gab. Ehrlich gibt er zu, dass seine Aufgaben nun ihren Höhepunkt an Aufwand erreicht haben: „Das ist korrekt. Es werden viele Gespräche geführt, der Markt abgeklopft. Wir haben drei, vier Spieler im Kopf, die richtig gut sind. Dieses Jahr haben wir uns vorgenommen, die ersten Optionen zu verfolgen, wir wollen uns dafür auch Zeit nehmen. Wir wollen keine Hektik wie im letzten Jahr. Natürlich muss man mit den Auserkorenen schon in die ersten Gespräche gehen, damit sie nicht woanders unterschreiben. Wir wollen keine Kompromisse eingehen.“

Konkret nennt er seine Ziele, die er in dieser Transferperiode verfolgen möchte. Seine Strategie erklärt er so: „Es ging vor der letzten Runde auch, aber da standen wir unter Zeitdruck. Jetzt ist es so, dass wir junge, deutsche Spieler suchen, die entwicklungsfähig sind, aber auch schon in der Bundesliga gespielt haben. Das ist nicht einfach, diese Spieler sucht ja jeder. Alle wollen nur noch deutsche Spieler. Selbst Bayern hat Südamerika komplett eingestellt, weil es eine unkalkulierbare Größe ist und somit eine Gefahr für Fehlinvestitionen. Da gibt es Integrationsprobleme, und du weißt nicht genau, was du bekommst. Ganz Deutschland ist außerdem auf dem Jugend-Trip. Sehen Sie sich Jogi Löw an, der jetzt sogar Draxler nominiert hat.“
Zur Personalie Stefan Aigner, der von 1860 München an den Main wechselt, nennt er die Gründe für den Transfer: „Mit ihm war im Januar alles klar, an ihm waren wir schon lange dran. Er ist uns ja auch im Hinspiel gegen uns aufgefallen. Trainer Armin Veh hat gleich gesagt: Das ist ein guter Junge.“
Hübner
gilt durch seine langjährige Profierfahrung als ein fundierter Kenner der Bundesliga. Besonders in der 2. Bundesliga kennt er sich sehr gut aus. Dies bestätigt er im Interview: „Ach was, den habe ich schon lange auf dem Bildschirm. Gerade die Jungen aus der zweiten Liga kenne ich alle. Ein, zwei erfahrene Spieler wären zudem noch sinnvoll, es kommt auf die Mischung an. Wichtig ist, dass sie charakterlich passen, eine gute Mentalität und Qualität haben. Natürlich hätten wir auch gerne ein Alphatier, aber die gibt es halt nicht mehr.“
Offen gibt er an, dass die finanziellen Mittel bei der Eintracht nicht unausschöpfbar sind. Deshalb muss mit anderen Argumenten gearbeitet werden. Sich selbst bezeichnet er als einen Überzeugungskünstler: „Das denke ich schon. Wir haben im Moment nicht die großen finanziellen Mittel, auch dann nicht, wenn wir unseren Etat noch ein bisschen erhöhen können. Ich nehme die Spieler mit, zeige ihnen Perspektiven auf. Ich vermittle ihnen einen Dreijahresplan mit klaren Zielen und versuche, sie mit auf die Reise zu nehmen.“
Sehr viel wurde auch bundesweit über Hübners Idee diskutiert, dass schon nun ein Vorgriff auf die ab 2013 sprudelnden Fernsehgelder unternommen werden. Kontovers gab es unterschiedliche Meinungen. Der Auslöser dieser kollektiven Diskussionsrunde möchte dies nicht unbedingt als neuen Weg beschreiben: „Das weiß ich nicht. Ich wollte da ein bisschen Bewegung reinbringen, ein paar Modelle aufzeigen. Es geht darum zu sagen: „Jetzt trauen wir uns was zu.“ Mehr ist es nicht. Du kannst nur aus der Spirale rauskommen, indem du neue Wege gehst. Du kannst mit Fußball kein Geld verdienen, außer du sagst: „Uns reicht, dass wir eine Fahrstuhlmannschaft sind.“ Aber das darf doch nie der Anspruch von Eintracht Frankfurt sein. Nie. Wir wollen den Leuten ein bisschen Stoff zum Träumen geben.“


Informationen
Quelle: www.fr-online.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Eintracht Frankfurt; Veh; Hübner; Aigner
Datum: 10.05.2012 20:09 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-frankfurter-visionen-927.html
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