FSV Frankfurt Kapitän Björn Schlicke: Eine ruhige Saison würde uns gut tun


Björn Schlicke hat mit seinen 31 Jahren schon einige Erlebnisse im Profifußball sammeln dürfen. Wie zum Beispiel Bundesliga-Spiele für Hamburg, Köln und Duisburg, aber auch schlimme Zeiten, wo er gegen den Abstieg aus der 2. Bundesliga mit seinem derzeitigen Arbeitgeber, den FSV Frankfurt kämpfen musste, oder sogar ausgemustert wurde, weil er den Ansprüchen nicht mehr genügte. All dies hat der Routinier verarbeiten müssen.

Derzeit scheint der gebürtige Franke eine gute Phase zu haben, da er beim kleinen Frankfurter Verein zu den Leistungsträgern zählt und trotz einiger Beschwerden auch für Trainer Benno Möhlmann eine wichtige Funktion innehat. Dabei fungiert Schlicke als Kommunikator, der auf dem Platz aber auch in der Kabine stets das Wort ergreift und somit Gefahren schon im Anfangsstadium dämmen kann. Zur Ernennung als Kapitän erklärt Schlicke: „Die Vertragsverlängerung war eine logische Konsequenz, weil ich immer meine Leistung gebracht und mich wohlgefühlt habe. Dass mich der Trainer zum Kapitän gemacht hat, ist eine Ehre, hat aber mit all dem anderen nichts zu tun.“
In der Medienstadt Frankfurt wurde es sehr kritisch gesehen, dass Schlicke in einer sportlichen Krise die Kapitänsbinde niedergelegt hat. Dazu kann er im Rückblick erklären: „Den richtigen Zeitpunkt dafür gab es nicht, deswegen hätte ich immer etwas falsch gemacht. Aber diese Sache ist nun ausgeräumt, wir haben uns ausgesprochen und ich habe wieder ein gutes Verhältnis zu Hans-Jürgen Boysen (damaliger Trainer, Anm. d. Red.). Da ist nichts hängen geblieben.“
Nun ist bekannt geworden, dass der alte auch der neue Spielführer sein wird. Die gezielt verstärkte Mannschaft des FSV braucht einen Anführer, einen Akteur, der mit Leistung und mentaler Stärke zu überzeugen weiß und ein absolutes Vorbild in jeglicher Hinsicht ist. Dazu sieht sich Schlicke in der Lage, wie er der „Frankfurter Rundschau“ erklärt hat: „Die Entscheidung von damals würde ich heute genauso wieder treffen. Jetzt haben wir aber eine ganz andere Situation, mit einem neuen Trainerteam, mit neuen Spielern in der Mannschaft. Da ist es für mich logisch, dass ich der Bitte des Trainers nachkomme und das Amt nach bestem Wissen ausübe.“
Auffällig ist gewesen, dass sich die Verantwortung vom sympathischen Ex-Fürther im harten Abstiegskampf nicht verändert hat. Immer noch ging er vorneweg und puschte seine Mannschaftskameraden regelrecht, sodass nach einer schlechten Hinrunde, wo viele Experten die Frankfurter schon als sicheren Absteiger gesehen haben, eine extrem starke Rückrunde abgeliefert wurde, wo schon vor dem letzten Spieltag der Klassenerhalt geschafft worden ist. Schlicke hat ohne Frage einen gehörigen Anteil an diesem enormen Erfolg. Über die Kapitänsbinde sagt er nun folgendes: „Ja, ich finde es total überbewertet. Die Binde beschränkt sich auf Kleinigkeiten, wie die Mannschaft auf den Platz führen oder Reden halten. Ansonsten kristallisiert es sich im Training heraus, wer ein Führungsspieler ist. Das sind dann meistens auch nur drei, vier.“
Die Qualitäten eines Führungsspielers beschreibt er: „Wenn es gut läuft, ist es einfach, sich in den Vordergrund zu spielen. Man muss die Initiative in schwierigen Zeiten ergreifen, voran gehen und den Spielern, die vielleicht hinten dran stehen, Mut zusprechen.“
Schlicke spielt nun seit zwei Jahren in Frankfurt Bornheim, nachdem er mehrere Jahre nie richtig heimisch werden kon
nte. Über den Wechsel zum unscheinbaren Stadtteilverein erklärt er: „Es war eine komische Situation, weil sich kaum ein Verein gemeldet hat. Jeder ging davon aus, dass ich in Duisburg bleibe. Dort hatte ich noch Vertrag, wollte diesen aber nicht absitzen, sondern Fußball spielen. Irgendwann hat sich durch Zufall dann die Tür beim FSV geöffnet.“
Beim FSV Frankfurt war es prägnant, dass es die Mannschaft nie richtig geschafft hat, dass Konstanz in die Leistungen gebracht werden konnte. Es wechselten sich stets eine starke mit einer schwachen Halbserie ab. Seit dem Aufstieg ins Unterhaus im Jahr 2008 wurde stets der Klassenerhalt geschafft, doch die nervliche Belastung war enorm. Der Abwehrchef weiß nicht, warum diese wechselnden Halbserien beim FSV so ausgeprägt sind: „Keine Ahnung. Ich hoffe, dass wir das in dieser Saison ändern und auch in Spielen Punkte einfahren, in denen wir es nicht unbedingt verdient haben. In der Vergangenheit haben wir oft solche Partien, die auf der Kippe standen, noch verloren.“
Und er wird ein wenig konkreter, wenn es um die Ursachenforschung geht: „Am Anfang spricht man noch von Pech und Unvermögen, gehen dann einige Spiele infolge verloren, sind die schlechten Leistungen daran schuld. Da greift das eine ins andere über, man gerät in eine Abwärtsspirale. In der vergangenen Saison haben deshalb nicht mehr viele Leute auf uns gesetzt, aber wir haben es trotzdem hinbekommen. Das soll uns eine Lehre sein.“
Im Fußball ist das Phänomen ausgeprägt, dass die Gefühlsschwankungen extrem weit ausschlagen. Dazu hat der Routinier auch eine ganz spezielle Meinung: „Jeder war schon einmal Weltmeister und denkt, er kann mitreden. Es ist schön, dass viele Menschen ihre eigene Meinung haben und diese auch äußern. Aber am Ende zählt nur, was wir auf dem Platz machen. Dass alles sehr schnell gehen kann, hat uns letztes Jahr der SC Paderborn gezeigt. Ich will jetzt nicht sagen, dass wir um die Aufstiegsplätze mitspielen wollen, aber einen Platz im gesicherten Mittelfeld sollten wir schon anstreben. Eine ruhige Saison würde uns gut tun.“
Es gibt viele Variablen im Fußball. Eine davon ist die Verletzungsproblematik, die unvorhersehbar daherkommt. Ein guter Kader muss solche Ausfälle auch verkraften können. Ein wenig Kopfzerbrechen bieten die relativ vielen verletzten Spieler aber auch für Schlicke, der von der „Frankfurter Rundschau“ mit den Worten zitiert wird: „Damit kann man rechnen, muss man aber nicht. Es gibt immer Ausfälle, von denen man nicht weiß, wann sie wieder zurückkommen. Klar, grübelt man dann ein bisschen und überlegt, wer noch zur Mannschaft passen könnte. Bei Bayern München ist das einfach, weil die einen großen Kader haben. Bei uns gibt es viele junge Spieler, denen man sicher keinen Gefallen tut, wenn man sie gleich ins kalte Wasser wirft. Deswegen wird sich die sportliche Leitung sicher Gedanken machen, ob Verstärkungen notwendig sind“, zeigt er jedoch auch großes Vertrauen in die sportliche Führung.


Informationen
Quelle: fr-online.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: FSV Frankfurt; Möhlmann; Schlicke
Datum: 26.07.2012 22:33 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-fsv-frankfurt-kapitaen-bjoern-schlicke--eine-ruhige-saison-wuerde-uns-gut-tun-1062.html
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