Für Köln-Legende Thielen ist der Aufstieg des FC keine Überraschung


Für Köln-Legende Thielen ist der Aufstieg des FC keine Überraschung
Der 1. FC Köln kann bereits am Ostermontag mit einem Heimsieg über den VfL Bochum den fünften Aufstieg in die Bundesliga perfekt machen. Dies wäre dann der Lohn einer überaus erfolgreichen Spielzeit. Zuletzt gab es vier Siege in Serie für die Geißbockelf. Die großen Zeiten, wo noch Deutsche Meisterschaften und Pokalsiege in Köln gefeiert werden konnten, hat noch Karl Thielen aktiv miterleben dürfen. Am 18. April 1964 hat der mittlerweile74-Jährige als Spieler des FC die erste Bundesliga-Meisterschaft nach einem 5:2-Sieg über Borussia Dortmund feiern können. Nun können seine Nachfolger nur drei Tage und exakt 50 Jahre später im Westderby gegen Bochum den Aufstieg realisieren. Im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ nimmt Thielen nun Stellung zur Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des rheinländischen Kultklubs.

„Nach der Meisterschaft sind wie in die Kabine gegangen – und fertig“

Der 1. FC Köln hat die Ehre als erster Bundesliga-Meister aller Zeiten durchzugehen, da die Domstädter damals nicht nur wegen ihrer weißen Trikots, sondern auch wegen ihrer Spielweise als „Real Madrid von Deutschland“ tituliert worden sind. Große Feierlichkeiten gab es nicht, wie Thielen nun verraten hat: „Es war ein vorentscheidendes Spiel gegen die Borussia, in dem wir die Meisterschaft entschieden haben. Ich habe zwei Tore geschossen, und dennoch war die Stimmung danach ziemlich nüchtern. Goldmedaillen und eine große Feier am Geißbockheim gab es erst nach dem letzten Spiel gegen Stuttgart. So sind wir nach dem vorzeitigen Titelgewinn gegen Dortmund einfach nur in die Kabine gegangen – und fertig.“

Fehlende Euphorie nach der ersten Meisterschaft

Vielleicht war diese unzureichende Euphorie auch damit zu begründen, dass die Deutlichkeit dieser Meisterschaft wahrlich enorm gewesen ist. Es fehlte letztlich die entscheidende Spannung, um in einem dramatischen Finale um die deutsche Meisterschaft für die notwendigen Emotionen sorgen zu können. Thielen versucht dafür eine Begründung zu finden: „Weil es eigentlich von Beginn an feststand, dass wir den Titel holen können und holen werden. Es war selbstverständlich, und das hat uns durch die Saison begleitet. Die Leute haben geglaubt, wir wären die Besten. Und wir waren auch die Besten, das stand fest. Erstaunlich war nur, dass der Klub vor dem Saisonbeginn keine fremden Stars gekauft hatte, sondern nur die Youngster Wolfgang Overath, Wolfgang Weber und Jürgen Rumor in den Kader genommen hatte – obwohl die ersten beiden natürlich überragend waren, das ist klar. Das größte Problem für den Klub war, dass wir geglaubt haben, es wird immer so bleiben, dass wir die Besten sind. Wie Rheinländer halt so sind. Aber das war eben nicht so. Dann hat es leider 14 Jahre gedauert, bis wir 1978 beide Titel geholt haben.“

Kein Nachlassen nach der Meisterschaft

Die historischen Ausmaße der ersten Bundesliga-Meisterschaft sind ihm damals schon bewusst gewesen. Daraus macht er keinen Hehl: „ Doch, aber auch die Feier am Geißbockheim nach dem Saisonende war bei weitem nicht so emotional, wie zwei Jahre zuvor beim ersten Meistertitel in Berlin. Da es vorher jahrelang nicht gelungen war, die Meisterschaft zu gewinnen, war nach dem 4:0 gegen Nürnberg die Seele befreit. 1964 ging es eher darum, die Scharte vom im Vorjahr verlorenen Endspiel gegen Dortmund auszuwetzen. Das ist uns gelungen, da wir gut, fit und erfolgsgeil waren, wie man heutzutage sagt.“ Eine starke Moral und einen guten Charakter haben vor einem halben Jahrhundert die Kicker des 1. FC Köln erleben können, als auch die Partien nach der fest stehenden Meisterschaft gewonnen werden konnten. Thielen begründet dies mit dem unbändigen Ehrgeiz, der vor allem von einem Weltmeister vorangetrieben worden ist: „Es ging immer noch nur ums Gewinnen. Alles andere zählte nicht. Dafür war maßgeblich Hans Schäfer verantwortlich. Er wollte immer Tore schießen. Wir haben bis zum Saisonende richtig hart trainiert und die letzten Spiele ernst genommen. Unser Trainer Georg Knöpfle war schon ein sturer Kopf, er sah nicht bloß so aus. Gegen Stuttgart hat mich mein Gegenspieler auch noch weggeputzt, so dass ich auf der Meisterfeier mit einem Gipsbein rumgelaufen bin.“

Völlig andere Regeln vor 50 Jahren

Es hat sich einiges in der Bundesliga seitdem geändert. So war es damals etwa möglich, dass es nur eine Partie gegeben hat. Auch die Tatsache, der Wechsel waren damals noch nicht erlaubt, sodass der 1. FC Köln mit der Hälfte der heutigen Kadergröße auskommen musste. Thielen kann sich dazu n
och ein wenig erinnern: „Wir waren sehr einverstanden mit dem Modus, da man auch mal ein Spiel verlieren konnte. Damals durfte man ja noch nicht auswechseln. Wir sind mit 13 Spielern Meister geworden. Wenn mal einer ausfiel, das war schon schlimm. Wenn man Pech hatte, verlor man ein entscheidendes Spiel unglücklich und war am Ende Zweiter, obwohl man die ganze Saison überragend war. So war es 1963, als unser Mittelstürmer Christian Müller verletzt ausfiel und Günther Habig fehlte, weil er sich mit dem Trainer verkracht hatte. Er ist dann einfach nach Hause gefahren und hat gesagt: Spielt doch allein.“

„Die anderen Klubs müssen sich auf die Hinterbeine setzen“

Es gibt in der einst ausgeglichensten Spielklasse der Welt immer mehr zu Leistungsunterschieden. Bayern München spielt bei derzeit 17 Punkten Vorsprung auf den Zweiten Borussia Dortmund scheinbar in einer eigenen Liga, wenn die Konzentration vorhanden ist. Der BVB stellt ebenfalls eine echte deutsche Spitzenmannschaft. Schalke hat sich in den letzten Jahren ebenso wie Leverkusen ebenfalls an der Spitze etablieren können, während danach vieles offen zu sein scheint. Thiele glaubt auch nicht daran, dass die zuletzt ins Spiel gebrachte Diskussion um Playoff-Spiele die Bundesliga deutlich interessanter machen würde: „ Davon halte ich nichts. Das Problem heute ist ja, dass Bayern, Dortmund und Schalke zu dominant sind. Aber da müssen sich die anderen Klubs eben auf die Hinterbeine setzen. Es ist langweilig, wenn sich Vereine vom Tiki-Taka-Fußball einschnüren lassen.“

Als Köln einst wie Atletico Madrid spielte

In den Zeiten der ersten Kölner-Meisterschaft stellten die „Geißböcke“ das Maß aller Dinge im deutschen Fußball und hat mit attraktivem Fußball mehr als überzeugen können. Über die damalige Spielweise kann Thielen nun folgendes berichten: „Das Spiel war ein anderes. Wir haben damals gespielt wie Atletico Madrid in dieser Saison: Aus einer sehr starken Defensive haben wir gekontert. Atletico spielt auch nicht Tiki-Taka, wo der 20. Pass wieder beim Torwart landet. Heutzutage wird ja auch nicht mehr gedribbelt, das sieht man gar nicht mehr. Die Außenspieler passen immer zurück. Früher hieß es noch: Du musst immer dribbeln. Fünf mal bleibst du hängen, beim sechsten Mal kommst du durch. Bayern ist mit dem neuen System zwar überlegen Meister geworden, aber mir gefällt das Spiel nicht besonders.“

Thielen war vor Saisonbeginn vom Kölner-Aufstieg überzeugt

Nun gibt es beim 1. FC Köln wieder eine Mannschaft, die über eine großartige Perspektive verfügt. Viele Eigengewächse stärken zudem die Identifikation zur großen FC-Fangemeinde, die eindrucksvoll das junge Team um Trainer Peter Stöger unterstützt. Die Kölner-Ikone hat dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ nun verraten können, dass er von der Qualität der Mannschaft absolut überzeugt gewesen ist. Aus diesem Grund ist der nahende Aufstieg keine Überraschung: „Ich habe vor der Saison gewettet: Der FC steigt auf, und zwar mit zehn Punkten Vorsprung. Darum ist das für mich selbstverständlich. Ich freue mich, dass der FC in der nächsten Saison wieder in der Bundesliga spielt und hoffe, dass der Klub einige Dinge besser macht, als in der Vergangenheit. Es sieht so aus, dass Nüchternheit vorherrscht, auch wenn jetzt natürlich wie verrückt gefeiert wird. Ich denke, der FC braucht nun noch drei gute Spieler, die besser sind, als die aktuellen, dann müsste der Klassenerhalt zu schaffen sein. Ich halte es für falsch, sieben oder acht mittelmäßige Spieler zu holen. Aber die Verantwortlichen wissen ja, was zu tun ist. Ich will mich nicht als Besserwisser präsentieren und freue mich einfach darauf, am Montag ins Stadion zu gehen.“


Informationen
Quelle: ksta.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Karl-Heinz Thielen, 1. FC Köln, 2. Bundesliga, VfL Bochum,1964
Datum: 17.04.2014 15:42 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-fuer-koeln-legende-thielen-ist-der-aufstieg-des-fc-keine-ueberraschung-12095.html
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