Hertha-Kapitän Peter Niemeyer: „Wir haben als Kollektiv versagt“


Der Saisonstart von Hertha BSC war alles andere als gut. Nach dem schon enttäuschenden 2:2 im Heimspiel gegen den SC Paderborn gab es nun am vergangenen Spieltag eine mehr als peinliche 1:3 Pleite beim Außenseiter FSV Frankfurt. Die mit hohen Ambitionen in die Saison gestarteten Hauptstädter sind auch in der 2. Bundesliga auf dem harten Boden der Realität angekommen.

Daher war es nur allzu verständlich, dass die Kommunikation in den letzten Tagen erheblich intensiviert worden ist. So stellte Trainer Jos Luhukay auch gegenüber der „Morgenpost“ unmissverständlich klar: „Es kann nicht sein, dass auf dem Platz jeder macht, was er will.“ Und fügte deutlich hinzu: „Es ist keine Frage des Systems, es ist eine Frage des Willens.“
Es geht nicht um die Ergebnisse. Nach zwei Spieltagen gibt es immer noch genügend Korrekturmöglichkeiten, um am Saisonende einen der begehrten Aufstiegsplätze zu belegen. Vielmehr geht es um die Spielweise und die defizitäre Mentalität einiger Spieler im Kader, die die Zweitklassigkeit noch nicht angenommen haben. Der Niederländer hat erkannt: „Das Problem sitzt tief.“
Vor allem wird auch ein mentales Problem als mögliche Ursache genannt. Der Trainer wird konkret: „Die vielen Niederlagen der Vergangenheit haben Spuren hinterlassen. Die Mannschaft hat nach dem 1:1-Ausgleich nicht mehr an sich geglaubt.“ Er kommt zu der Annahme, dass er sich ein wenig getäuscht zu haben scheint: „Ich dachte nach dem Paderborn-Spiel, wo zweimal ein Rückstand aufgeholt wurde, dass die Mannschaft mental stärker ist.“
Die Stimmung ist mies beim selbsternannten Aufstiegsfavoriten. Auch die Schlagzeile aus der „Bild“, die den neuen Kapitän Peter Niemeyer wenig respektvoll als „Kapitänchen“ bezeichnet hat, sorgt nicht gerade für die notwendige Ruhe bei den Berlinern. Ein wenig ironisch versucht der Gescholtene über diese meinungsfreudige Aussage des Boulevardblatts hinwegzusehen, wenn er gegenüber der „Morgenpost“ erklärt: „Nach so einem Spiel gibt es einigen Anlass für ein Gespräch zwischen Trainer und Kapitänchen.“ Gleichzeitig übt er auch harsche Selbstkritik, wenn er sagt: „Wir haben als Kollektiv vers
agt. Das will ich als Kapitän nicht noch mal sagen müssen.“
Es steht definitiv fest, dass die Qualität locker ausreichen würde, um im Aufstiegskampf mitzumischen. Irgendwie scheint die Mentalität und die Körpersprache in Berlin von Komplexen behaftet. Vielleicht ist der Druck für den Hauptstadtklub auch zu groß. Die Umstellung, dass der einst ruhmreiche Traditionsverein nun gegen Mannschaften wie Jahn Regensburg, den VfR Aalen oder den SV Sandhausen kicken muss, ist vielleicht auch zu eklatant. Enttäuscht erklärt Luhukay nach dem Spiel: „Wir sind auf jeder einzelnen Position besser besetzt als der FSV. Und verlieren trotzdem 1:3. Da müssen wir uns hinterfragen.“ Und hat auch schon selbst einen Grund für diesen blutleeren Auftritt ausfindig gemacht: „Bei uns fehlt es an der Bereitschaft zu laufen. Das kann nicht sein.“
Der enorm leistungsbereite, aber irgendwie gehemmt wirkende Neuzugang Marcel Ndjeng, der als Ziehsohn vom Trainer gilt, versucht auch seine Enttäuschung in Worte zu verpacken: „Es ist enttäuschend, weil wir uns selbst um den Erfolg gebracht haben.“ Die Hoffnung des Neuzugangs vom FC Augsburg liegt auf einem Hallo-Wach-Effekt, weil jeder gesehen hat, dass wir in der Zweiten Liga nicht mit ein bisschen Fußballspielen über die Runden kommen.“
Dennoch ist es noch deutlich zu früh, dass von einem kapitalen Fehlstart gesprochen werden kann, was auch der Coach bestätigt: „Nach zehn Spielen kann man sagen, wo die Reise hingeht. Dann wollen wir so stehen, dass wir realistische Chancen im Aufstiegsrennen haben.“
Die treuen, wie oft enttäuschten Fans sollen jedoch nun mit Erfolgen im DFB-Pokal bei Wormatia Worms und in der Liga gegen Jahn Regensburg ein wenig getröstet werden. In der derzeitigen Situation helfen der angeschlagenen Hertha nur Siege.


Informationen
Quelle: morgenpost.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Hertha BSC; Luhukay; Niemeyer
Datum: 15.08.2012 20:02 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-hertha-kapitaen-peter-niemeyer--„wir-haben-als-kollektiv-versagt“-1084.html
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