Herthas Kobiashvili: „Trainer Luhukay hat mir nie das Gefühl gegeben, ein Spieler zweiter Klasse zu sein“


Hertha-Trainer Jos Luhukay gilt als „Fußballverrückter“ im positiven Sinne, denn der 49-jährige Niederländer lebt und liebt den Fußball und arbeitet unermüdlich an dem Ziel, dass der Hauptstadtverein in der kommenden Spielzeit wieder erstklassig sein wird. Nun konnte Luhukay sich während der Feiertage ein wenig erholen, doch dies wird bekanntlich schon am 3. Januar nicht mehr der Fall sein, da beim Trainingsauftakt der gesamte Fokus auf den Wiederaufstieg des Traditionsvereins gerichtet sein wird.

Nicht ohne Stolz berichtet einer der Erfolgsfaktoren der Berliner: „Wir haben mit den 17 ungeschlagenen Spielen eine tolle Serie hingelegt.“ Zugleich möchte er noch einmal an alle Mitarbeiter appellieren: „Wir alle haben das große Ziel vor Augen, das lautet Aufstieg.“ Dem klaren Ziel Bundesliga wird alles untergeordnet, denn ein Verpassen des Aufstiegs würde dem bisher so souveränen Tabellenzweiten teuer zu stehen kommen, da die Schulden in der Zweitklassigkeit immer weiter anwachsen.
Besonders die Förderung von Nachwuchsspielern steht klar im Fokus des ehrgeizigen, aber dennoch smarten Niederländers, der den Fans den Aufstieg versprochen hat und als pflichtbewusster Mann zu seinen Worten auch stehen möchte. Über seine Youngsters wie Hany Mukhtar, John Anthony Brooks, Nico Schulz und Fabian Holland berichtet er gegenüber dem „Berliner Kurier“: „Die Entwicklung ist wirklich sehr erfreulich, denn wir haben vom ersten Tag an gesagt, dass es nicht reicht, wenn diese Spieler einfach nur dabei sind. Sie sollen zeigen, dass sie in die Mannschaft gehören und potenzielle Stammspieler sein können. Ich glaube, dass es die Jungs begriffen haben, wie wichtig es als junger Spieler ist, dass man täglich weiter an sich arbeiten muss.“
Die Entwicklung der Mannschaft ist für Luhukay enorm wichtig, denn die Perspektive des gesamten Vereins ist für ihn von einer enormen Relevanz. Mit mittlerweile 35 Jahren gehört Spielführer Levan Kobiashvili zweifelsfrei zu den erfahrenen Akteuren im Kader der Berliner. Sieben Monate wurde er für seinen offensichtlichten, tätlichen Angriff gegenüber Schiedsrichter Wolfgang Stark anlässlich der Relegationsspiele gesperrt. Nun hofft der langjährige georgische Nationalspieler auf eine schnelle Rückkehr in die Stammformation des BSC. Immerhin kann er sich ein wenig auf die Silvesterfeierlichkeiten freuen, wie er dem „Tagesspiegel“ verraten hat: „Das nicht, aber ich freue mich auf Silvester. Ich freue mich jedes Jahr darauf, weil das immer ein schöner Tag ist. Aber diesmal ist die Freude noch ein bisschen größer. Es ist gut, dass 2012 endlich vorbei ist. Das war nicht mein Jahr – und auch nicht das von Hertha BSC.“ Der 31. Dezember ist auch der Tag, an dem seine Sperre enden wird. Dennoch zeigt er sich nicht besonders emotionalisiert von dieser Tatsache: „Nein, ich habe auch keine Kreuze gemacht oder im Kalender die Tage abgestrichen. Ich habe nur die Spiele runtergezählt, die ich verpasse. Jetzt sind wir endlich bei null.“
Spielpraxis fehlt dem ehemaligen Profi aus Schalke und Freiburg das letzte halbe Jahr komplett. Ausschließlich Trainingseinheiten waren seine fußballerischen Praxisübungen. Über seinen derzeitigen fußballeris
chen Zustand kann der „Sünder“ berichten: „Das ist schwierig. Bei den ersten Freundschaftsspielen in der Vorbereitung wird es bestimmt ein bisschen komisch sein. Zumindest vermute ich das. Aber genau weiß ich das nicht, weil ich noch nie so lange weg war. Sieben Monate ohne Fußball, das war die schlimmste Zeit meiner Karriere. Andererseits: Pierre-Michel Lasogga hat nach seinem Kreuzbandriss genauso lange gefehlt wie ich. Ich bin gesund, ich habe immer trainiert. Das heißt, zumindest bin ich fit.“
Selbstverständlich haben sich in seiner Abwesenheit auch andere Spieler, wie in diesem Fall Fabian Holland auf seiner Stammposition als Außenverteidiger festgespielt. Möglicherweise kommt „Kobi“ jedoch auch seine taktische Flexibilität entgegen und er kann im zentralen Mittelfeld agieren. Für den Spieler selbst zählt der Leistungsgedanke: „Generell kann man ja nicht sagen: Nur weil ein anderer Spieler auf meiner Position gut gespielt hat, habe ich keine Chance mehr. Aber ehrlich gesagt, mache ich mir darüber noch gar keine Gedanken. Ich weiß selbst, wie alt ich bin und dass meine Karriere dem Ende entgegengeht. Aber bei Jos Luhukay zählt nur: Welcher Spieler passt hier und heute am besten in die Mannschaft?“
Von seiner Stärke ist Levan Kobiashvili durchaus überzeugt, denn besonders seine enorme Erfahrung und die Kenntnis vom optimalen Verhalten in gewissen Situationen sieht er durchaus als eine Stärke an: „Natürlich, und der Trainer weiß das auch. Es liegt allein an mir. Ich habe mit Sicherheit keine Bonuspunkte, weil ich 15 Jahre Bundesliga gespielt habe. Die will ich auch gar nicht haben. Ich habe noch von keinem Trainer Geschenke bekommen; wenn ich gespielt habe, dann weil ich das verdient hatte.“
Selbstbewusst ist er. Und deshalb hat er sich auch nicht in der Mannschaft isoliert gefühlt, da er sich seiner eigenen Stärke bewusst gewesen ist. Besonders Eigenmotivation war eine wichtige Tugend in den schweren, vergangenen sieben Monaten für den gesperrten Akteur, der in der Rückrunde für Hertha BSC noch enorm wichtig werden kann: „Ich habe ganz bewusst versucht, meiner Rolle weiterhin gerecht zu werden. Ich habe immer meine Meinung gesagt. Und ich habe im Training gezeigt, dass ich zur Mannschaft gehöre. Ich war immer vorne dabei, weil mir klar war, dass ich es mir nicht erlauben kann, hinterherzulaufen. Wichtig war auch, dass der Trainer mir nie das Gefühl gegeben hat, ein Spieler zweiter Klasse zu sein – obwohl es für ihn nicht immer leicht war. Es gab Situationen, da hatten wir 21 Feldspieler auf dem Platz, der Trainer wollte aber zehn gegen zehn spielen. Jos Luhukay hat mich nie vom Feld geschickt, lieber hat er mit einem Mann mehr gespielt.“


Informationen
Quelle: berliner-kurier.de ; tagesspiegel.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Hertha BSC Berlin; Luhukay; Kobiashvili; Mukhtar; Brooks; Schulz; Holland
Datum: 31.12.2012 10:47 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-herthas-kobiashvili--„trainer-luhukay-hat-mir-nie-das-gefuehl-gegeben--ein-spieler-zweiter-klasse-zu-sein“-3375.html
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