Hübner macht sich Gedanken um die Eintracht-Zukunft


Nach Greuther Fürth wird Eintracht Frankfurt in die erste Fußball-Bundesliga aufsteigen. Dies wird eine ganz klare Angelegenheit werden. Deshalb ist ein Sieg gegen Alemannia Aachen von einer großen Bedeutung. Die ganze Bankenmetropole hofft auf den baldigen Aufstieg. Des Feierns wegen. Eintracht-Sportdirektor Bruno Hübner hofft auch auf einen vorzeitigen Aufstieg. Der Planungssicherheit wegen.

Die Chancen stehen nicht schlecht gegen den Tabellenletzten, der vor allem in Sachen Effizienz vor dem gegnerischen Tor extrem viel Nachholbedarf hat und über sich hinauswachsen muss, um gegen die auf dem Papier in allen Bereichen überlegenden Eintrachtler eine Siegchance zu haben. Folgendes Szenario der Extreme könnte am Montag-Abend eintreten: Frankfurt feiert den Aufstieg und Aachen betrauert den Abstieg. Beides ist möglich. Wie es kommt, wird das Spiel zeigen.
Die Euphorie bei den leidenschaftlichen Fans ist enorm. So ist das einzig Positive am gesamten Abstieg das Faktum, dass die Eintracht endlich einmal nicht im Abstiegskampf involviert ist. In der Bundesliga war dies häufig der Fall in den Jahren nach dem Bundesliga-Aufstieg 2005. Als es in der Winterpause in der letzten Saison endlich einmal einen Vorstoß in die Europapokalränge gegeben hat, folgte der überraschende Abstieg. Frankfurts Manager Bruno Hübner versucht die sich anbahnende Euphorie rund um den hessischen Traditionsverein noch weiter zu befeuern, indem er sagt: „Natürlich kann ich Heribert Bruchhagen verstehen, wenn er vor zu viel Optimismus warnt. Aber ich merke auch, wie sich alle hier auf die Bundesliga freuen – da sollten wir nicht gleich wieder nur vom ,Abstiegskampf‘ sprechen. Die Leute wollen einfach Eintracht mit diesen Möglichkeiten woanders sehen, dem muss man mittelfristig gerecht werden. Und auch die Mannschaft hat ein Anrecht, dass wir uns in der neuen Saison ordentlich verstärken, damit sie sich weiter entwickelt. Warum sollte uns nicht Ähnliches gelingen wie Gladbach oder Hannover? Die waren vor ein paar Jahren noch hinter uns und wo stehen sie heute?“
Konkret nennt er als mögliche neue Ziele, die es zu erreichen gibt: „Wir müssen die Rahmenbedingungen hier dauerhaft verbessern, müssen neue Wege finden, um das Budget zu erhöhen. Ich lehne mich mal ein Stück weit aus dem Fenster.“ Im Gespräch mit der Bild bringt er klar zum Ausdruck, dass er den einstigen deutschen Spitzenklub unter allen Umständen in der ersten Bundesliga halten möchte. Auch das bewusste Eingehen von Risiken nimmt er dabei in Kauf: „Es ist kein Geheimnis, dass es ab 2013 mehr Fernsehgelder gibt. Warum also nicht ins Risiko gehen und einen Vorgriff auf das TV-Geld machen, um so die Chancen auf den Klassenerhalt zu steigern, weil wir dann eine gute Mannschaft basteln können? Und es gibt noch andere Möglichkeiten.“ Und weiter fügt er hinzu: „Stichwort Fremdfinanzierung. Es gibt ja Modelle, dass man Spieler über einen Investor finanziert, und mit diesem dann Wege erarbeitet, damit er später an sein Geld kommt. Das alles müssen wir mit Vorstand und Aufsichtsrat ausführlich und unvoreingenommen diskutieren.“
Optimistisch sieht er keinen großen Abstand zu anderen derzeitigen Bundesligisten. Stattdessen schätzt er die Möglichkeiten seines Teams: „Schauen Sie sich doch die aktuelle oder besser die neue Bundesliga an. Da gibt es genügend Mannschaften, mit denen wir auf Augenhöhe sind und die wir überholen können. Ich bin überzeugt, dass wir, trotz der Delle durch den Abstieg, die Weichen für eine positive Zukunft stellen können.“
Auch ist er der festen Überzeugung, dass der Aufsichtsrat die von ihm eingeleiteten Schritte unterstützen wird: „Warum nicht? Ich
habe die Erfahrung gemacht, dass sie bei klaren Konzepten offen sind und Dinge mittragen. Es ist doch die Frage: Wie stark sehe ich meine Mannschaft? Wo sehe ich sie, wenn wir sie verstärken? Und was ist – daraus resultierend – in zwei, drei Jahren möglich? Alle Beteiligten sind aufgefordert, diese Situation noch mal zu bewerten und einzuschätzen. Jetzt etwas mehr ins Risiko zu gehen, wäre das richtige Zeichen zum richtigen Zeitpunkt.“
Häufig gab es Reibereien zwischen Eintracht-Boss Heribert Bruchhagen und dem selbstbewussten Trainer Armin Veh. Hübner denkt, dass er in dem gebürtigen Ostwestfalen Bruchhagen einen Verbündeten gefunden hat, in dem Ansinnen, die Eintracht mittelfristig zu einer deutschen Spitzenmannschaft zu machen. „Ich denke, insgeheim würde er auch ganz gern mal weiter nach oben klettern. Vielleicht kann ich ihm in meiner Funktion als Sport-Direktor auch ein Stück weit die Sicherheit geben, dass es gut gehen wird. Natürlich ist er ein eher vorsichtiger Mensch, der auf Seriosität setzt, und damit ist er in den vergangenen Jahren auch sehr, sehr gut gefahren. Trotzdem wird er sich auch wünschen, nicht immer nur unten „rum zu krebsen“.“
Es gilt als offenes Geheimnis, dass Armin Veh von Natur aus ein überaus ehrgeiziger Trainer ist, der große Ambitionen hat. Ambitionen, die sich mit der Zielsetzung Klassenerhalt nur schwer vereinbaren lassen. Hübner beschreibt die Beziehung zum Trainer so: „Um mal eines klar zu sagen: Er fordert nicht zehn Millionen für neue Spieler, aber er will natürlich auch Perspektiven. Will Veränderung, weil er weiß, dass hier viele Optimierungen möglich sind, und dafür muss man offen sein. Mein Leitsatz ist: ,Das Unmögliche anstreben, damit das Mögliche machbar ist.‘ Und das ist es, was auch Veh einfordert.“
Hoffnungsfroh äußert sich Hübner, dass der VfB-Meistertrainer bei den Hessen bleiben wird: „Dann, glaube ich, bleibt er! Dass er sich jetzt noch nicht entschieden hat, ist völlig normal. Ich kann nur eins versprechen: Ich werde um diesen Trainer kämpfen, weil er es verdient hat. Von den Trainings-Inhalten, vom Umgang mit den Menschen, von der Einstellung, der Taktik, da gehört er für mich zu den Besten. Ich habe bereits im vergangenen Sommer lang und sehr hart gekämpft, bis er kam, das tue ich jetzt wieder. Und zwar so, dass wir am Ende eine erneute Zusammenarbeit erreichen.“
Erstmal möchte Hübner aber den Aufstieg abwarten. Dann soll verhandelt werden. Dies bestätigt er im Gespräch mit der Bild: „Wenn der Aufstieg endgültig klar ist, werden wir uns sehr schnell zusammensetzen, auch mit Bruchhagen. Und was meine Überzeugung betrifft: In Prozenten ausgedrückt liegt sie bei 70:30 für Bleiben.“
Zu seiner eigenen beruflichen Perspektive bei Eintracht Frankfurt kann er folgendes sagen: „Ich habe ja noch einen laufenden Vertrag und zwar ohne Ausstiegsklausel. Doch es ist natürlich klar, dass auch ich mittelfristig mehr will. Grundsätzlich macht mir der Job sehr viel Spaß, aber mir ist es auch wichtig, dass wir neue Wege gehen. Wir wollen nicht nur graue Maus sein, um Platz 14 kämpfen, wir wollen auch mal wieder träumen und den Leuten geilen Fußball bieten. So muss es auch nach außen transportiert werden, zurzeit geht das noch etwas verloren.“


Informationen
Quelle: bild.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Eintracht Frankfurt; Veh; Hübner
Datum: 20.04.2012 19:30 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-hübner-macht-sich-gedanken-um-die-eintracht-zukunft-895.html
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