Jahn Regensburg: Alltagssorgen frisst die Aufstiegseuphorie


Der SSV Jahn Regensburg ist ohne Frage der absolute Außenseiter der kommenden Zweitliga-Saison. Für die Oberpfälzer gewiss kein Novum, denn schon in der letzten Spielzeit waren sie aufgrund ihrer bescheidenen, finanziellen Mittel als Abstiegskandidat gehandelt worden. Letztlich schafften sie die Sensation, als sie völlig überraschend den Aufstieg ins Unterhaus des deutschen Fußballs schafften. Nun wartet einmal mehr eine Herkulesaufgabe für die Mannen aus der Domstadt. Kann Klaus Augenthaler dabei behilflich sein?

Irgendwie gibt es zurzeit sehr viele offene Fragen, in der Stadt, wo Papst Josef Ratzinger aufgewachsen ist. Ob das marode Stadion, ein unvollständiger Kader oder auch der vakante Trainerposten. Irgendwie ist die Arbeit für den Jahn exorbitant und einige Kritiker munkeln schon unter vorgehaltener Hand, ob der Aufstieg nicht zu früh gekommen ist für den SSV.
Konkret geht es darum, dass vieles noch unklar ist, bei dem Verein, der es schaffte gegen den favorisierten Karlsruher SC sich in zwei aufregenden Relegationsspielen durchzusetzen. Die Euphorie ist so langsam abgeebbt, denn besonders die langwierige Nachfolgesuche von Trainer Markus Weinzierl zehrt sichtlich an den Nerven aller Beteiligten.

Als weitere Baustelle hat sich die lang hinziehende Zusammenstellung des Spielerkaders herauskristallisiert. Viele Stammspieler haben den Klub verlassen, mochten den gemeinsamen Weg nach dem Aufstieg nicht mehr weiter fortführen. Auch das Stadion ist unter keinen Umständen zweitligatauglich. Wenn die großen Traditionsteams wie Köln, Hertha oder Kaiserslautern ins altehrwürdige Jahnstadion kommen, wird bei manch Beteiligten Wehmut nach den schönen Arenen der Bundesliga aufkommen. Der sportliche Erfolg hat anscheinend die Infrastruktur überrollt. Dies gibt auch Manager Franz Gerber offen zu, wenn er dem „kicker“ sagt: „Der unverhoffte Aufstieg und die Begleitumstände haben uns förmlich überrollt.“

Viele Profifußballer in Deutschland haben immer noch die romantische Einstellung, dass in der zweiten Bundesliga gutes Geld verdient werden kann. Ein absoluter Trugschluss, wie immer mehr klar wird. Auch beim Jahn zieht dieses Argument schon längst nicht mehr. Wieder der Sportchef: „Unser Etat von 3,5 Millionen Euro macht große Transfers eindeutig unmöglich.“ Nun sind die Motivationstricks und vor allem die Kreativität vom Ex-Profi gefragt, der in diesen Tagen Gesprächstermine en masse absolvieren muss. Einen ersten Erfolg konnte er immerh
in auch schon vermelden, denn mit dem 25-jährigen Abdenour Amachaibou von der ebenfalls klammen SpVgg Unterhaching und Patrick Haag aus der zweiten Mannschaft des Karlsruher SC wurden zwei hoffnungsvolle Neuzugänge an die Donau gelockt.

Trotz dieser Transfers umfasst der Kader derzeit nur zwölf Akteure, von denen jedoch nur Keeper Michael Hofmann und Vielseiter Romain Dedola über Erfahrung in der neuen Spielklasse verfügen. Ehrlich gibt deshalb auch Gerber zu: „Wir brauchen sicher noch fünf oder sechs gestandene Zweitligaspieler.“ Dabei verhehlt er auch nicht, dass aufgrund des finanziellen Engpasses sich „kein Fehlschuss erlaubt werden darf.“ Seine Begründung: „Bei unseren beschränkten finanziellen Mitteln ist der nicht mehr zu korrigieren.“

Umso wichtiger wird es deshalb sein, einen Trainer zu engagieren, der auch mit bescheidenen Mitteln viel erreichen kann. So ist der erfahrene Trainer Klaus Augenthaler eine mögliche Alternative. Gerber kann dies gegenüber dem „kicker“ bestätigen: „Ja, er ist ein Kandidat und für uns interessant. Der ehemalige Bundesligatrainer, der den 1. FC Nürnberg, Bayer Leverkusen und auch den VfL Wolfsburg in Deutschlands Eliteklasse trainiert hat, coachte zuletzt den Drittligisten Unterhaching. Auch wegen finanzieller Probleme hat der Münchener Vorstadtverein den Vertrag mit dem Weltmeister nicht verlängert.
Immerhin kann Gerber versprechen, dass noch Ende dieser Woche eine Entscheidung in der Trainerfrage fallen werde. Allerdings gibt er auch zu, dass Trainernamen wie Wolf, Fascher, Güttler, Press oder auch Kramer kein Thema sind.

Ein großes Thema ist jedoch die Stadionfrage beim SSV. Die nächsten Wochen müssen intensiv dazu genutzt werden, dass das defizitäre Stadion generalüberholt wird. Eine wahre Herkulesaufgabe für den Verein. Zeitlich und finanziell. Auch deshalb hat der Verein darum gebeten, dass man zuerst mit einem Auswärtsspiel in die neue Saison starten kann.


Informationen
Quelle: www.kicker.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: SSV Jahn Regensburg; Weinzierl; Augenthaler; Amachaibou
Datum: 07.06.2012 11:16 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-jahn-regensburg--alltagssorgen-frisst-die-aufstiegseuphorie-977.html
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Kommentar von Otto Normalverbraucher (14.06.2012 09:40 Uhr)
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