Klefisch-Exklusiv: Sky-Reporter Thomas Wagner zur Situation in der 2. Bundesliga

Zurück zur Übersicht

Der 42-jährige Sportmoderator Thomas Wagner hat in seiner langen TV-Karriere schon einiges miterlebt. Champions League-Spiele hat er ebenso kommentieren können, wie Partien bei Fußball-Weltmeisterschaften. Sogar beim Bundestagswahlkampf 2009 hat er die Veranstaltungen für die Bundeskanzlerin Angela Merkel moderiert. Seine Leidenschaft gehört jedoch dem Fußball. Dort hat er auch zahlreiche Spiele der 2. Fußball-Bundesliga begleitet. Grund genug, um mit 2-liga.com-Reporter Henning Klefisch über die Entwicklung dieser Spielklasse zu sprechen.

2-liga.com: Du bist seit mehreren Jahren als TV-Moderator auch im deutschen Fußball-Unterhaus zuhause. Zudem berichtest du über den internationalen Fußball und hast daher den exzellenten Vergleich über die verschiedenen Leistungsstärken. Teilst du die Meinung, dass die 2. Bundesliga in Deutschland tatsächlich die Stärkste ihrer Art in Europa ist?

Wagner: „Ich denke, dass taktisch die Serie B in Italien die beste ist, die 2. Bundesliga im Paket aber in jedem Fall die Attraktivste!“

2-liga.com: Die Varianz an völlig unterschiedlichen Vereinen mit großen Differenzen in Sachen Tradition und Fankultur ist ebenfalls ein Merkmal dieser Spielklasse. Glaubst du, dass diese gewaltigen Unterschiede diese Spielklasse auch so interessant machen oder bist du der Meinung, dass zuschauerschwache Vereine wie Sandhausen, FSV Frankfurt und Ingolstadt sich hinsichtlich der Attraktivität dieser Spielklasse negativ auswirken könnten?

Wagner: „Ich ziehe alle Hüte vor Vereinen wie FSV Frankfurt und Sandhausen. Mit bescheidenen Mitteln wie der FSV im letzten Jahr 4. zu werden ist eine Sensation. Bei Ingolstadt bin ich skeptischer- zu wenig Zuschauer und es fehlt diesem Verein, nicht der Fussballstadt Ingolstadt, auch die Tradition.“

2-liga.com: Wie bewertest du die Rolle der Traditionsvereine wie Köln, Kaiserslautern, Düsseldorf, 1860 München und Dresden in dieser Liga? Müssen solche Teams nicht aufgrund ihrer Historie und ihrem Anspruchsdenken zeitnah den Aufstieg in die Bundesliga schaffen?

Wagner: „Die Schere geht finanziell immer weiter auseinander. Deshalb muss das Ziel Aufstieg heißen. Vorbild ist Borussia Mönchengladbach. Fahrstuhl-Mannschaft heute berechtigte europäische Ambitionen.“
2-liga.com: Bist du der Meinung, dass die Zuschauerzahlen zukünftig noch steigerungsfähig sein könnten?

Wagner: „Ich glaube, dass es zuschauermäßig keine Steigerung geben wird!“

2-liga.com: Mit dem Karlsruher SC und Arminia Bielefeld sind bekanntlich zwei große Traditionsvereine in die Zweitklassigkeit aufgestiegen. Wie gut tun diese beiden Klubs der Spielklasse?

Wagner: „Sehr gut! Beides tolle Fussballstädte, die auch der 1. Liga gut zu Gesicht stehen würden. Der KSC ist nach dem HSV so was wie mein 2.Club.“


2-liga.com: Siehst du Gefahren bei den bayrischen Vertretern wie Ingolstadt und 1860 München, wenn sie durch Audi respektive einem privaten Investor über scheinbar ewig sprudelnde Geldquellen verfügen? Inwiefern wird bei solchen Teams die 50 + 1-Regel umgangen?

Wagner: „Die 3. Liga ist sehr attraktiv und die Aufsteiger spielen meist eine gute Rolle, siehe auch die Relegationsergebnisse.“

2-liga.com: In der 3. Liga gibt es potentielle Aufstiegskandidaten, die eine große Varianz von Provinzvereinen, Traditionsklubs und finanziell ambitionierten Projekten bieten. Wie schätzt du die möglichen Aufsteiger ein?

Wagner: „Meine Aufstiegs-Favoriten heißen Heidenheim (dort wird tolle Arbeit geleistet) und RB Leipzig. Duisburg wird Dritter!“

2-liga.com: Siehst du Steigerungspotential hinsichtlich der Attraktivität dieser Spielklasse? Sollte die mediale Berichterstattung noch weiter verstärkt werden?

Wagner: „Ich glaube, dass die dritte Liga große Aufmerksamkeit erfährt. Man hat ja manchmal den Eindruck, dass selbst Regionalliga für Medien interessanter ist, als zb höchste Spielklassen im Handball, Volleyball, Basketball oder Eishockey.“