Kölner Aufstiegshoffnungen: Trägt der Fußballgott ein FC-Trikot?


Den Kölner im Allgemeinen und den Fan des 1. FC Köln im Speziellen zeichnet ein gewisser Grundoptimismus aus. Dies wird auch deutlich, wenn über die Aufstiegshoffnungen des FC gesprochen wird. Nach den zuletzt teils überragenden Auftritten in den Testspielen mit sechs Siegen in sechs Spielen ist trotz sechs Punkten Rückstand der Glaube an die Versetzung in die Beletage des deutschen Fußballs deutlich ausgeprägter. Sportjournalist Henning Klefisch nennt euch die Gründe, warum kein kölsches Gedankengut notwendig erscheint, um tatsächlich den Aufstieg als Ziel zu deklarieren.

Am morgigen Freitag wird auch die Winterpause in der Zweiten Bundesliga beendet sein und die Spannung steigt, wenn beim samstäglichen Heimspiel gegen den FC Erzgebirge Aue nichts anderes als ein Heimsieg von den treuen Kölner-Anhängern erwartet wird. Auch die Aufstiegskonkurrenz glaubt sogar noch an einen fulminanten Ligenwechsel für den Domstadtklub, der in fast sämtlichen Bereichen absolut erstklassig erscheint. Einzig der entscheidende sportliche Faktor hinkt derzeit noch hinterher. Dies kann jedoch durchaus eine temporäre Erscheinung sein, da das fußballerische Potential auch durch die beiden gezielten Neuzugänge sich merklich verbessert hat. Maierhofer und Andrade könnten zu echten Leistungsträgern mutieren. Die fußballerische Qualität dafür bringen beide jedoch zweifelsfrei mit. MSV Duisburg-Trainer Kosta Runjaic gönnt dem westdeutschen Rivalen den Aufstieg von ganzem Herzen, wie er gegenüber der „Rheinischen Post“ deutlich macht, wenn er anmerkt: „Ich würde es dem FC gönnen, so ein Verein gehört eben in die Erste Liga.“

Als bodenständiger Realist muss jedoch angemerkt werden, dass ein Aufstieg des FC eher unrealistischer Natur sein würde, da in den verbleibenden 15 Saisonspielen der „Fußballgott“ ein Geißbocktrikot tragen sollte. Als unweigerlich härtester Konkurrent wird der 1. FC Kaiserslautern angesehen, der mit fünf teils spektakulären Neuzugängen aufgewartet hat. Die restliche Aufstiegskonkurrenz kann bei normalem Saisonverlauf hinter sich gelassen werden. Die Situation gestaltet sich als schwierig, aber keineswegs hoffnungslos, denn mit einem Abstand von sechs Punkten auf den Relegationsplatz darf sich der FC nicht mehr allzu viele Schwächen erlauben. Einzig ein Sieg gegen das biedere Team aus Aue kann die Aufstiegshoffnungen noch am Leben erhalten. Bei einer Pleite und einem gleichzeitigen Sieg des FCK beim TSV 1860 München kann der Abstand sogar schon auf neun Punkte anwachsen, was schon eine Art Vorentscheidung im Kampf um den Aufstieg bedeuten würde.

Die Vereinsverantwortlichen haben sich auch weiterhin zum klaren Ziel gesetzt, dass das größtmögliche Ziel ausgegeben wird, die Hoffnung dementsprechend auch hoch gehalten wird, da Motivation ein ganz entscheidender Punkt diesbezüglich sein wird. Kölns Trainer Holger Stanislawski versucht dies in Worte zu verpacken, wenn er gegenüber der „Rheinischen Post“ erklärt: „Wir wollen noch angreifen.“ Auch Vize-Präsident Toni Schumacher hat sich den Aufstieg zum klaren Ziel gesetzt, wie er deutlich macht: „Wenn alles passt, dann geht es für uns in diesem Jahr um Platz drei.“ Realistisch äußert sich FC-Kaderplaner Jörg Jakobs: „Möglich ist der Aufstieg aufgrund der tabellarischen Situation. Ob er auch realistisch ist, werden wir sehen.“ Ein wenig Bekanntheit hat Jakobs mit der Aussage erhalten, die er gegenüber dem „Kölner Stadt Anzeiger“ getätigt hat, bevor der FC-Tross ins Trainingslager ins türkische Belek sich aufgemacht hat: „Wir bewegen uns weg vom Klub mit hohem Unterhaltungswert hin zu einem normalen Verein, der das Publikum mit Fußball unterhält und nicht mit Storys.“

Fakt ist, dass die Mannschaft eine bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht hat, denn während vor einem Jahr in der Karnevalszeit Taxifahrer verbal und körperlich angegriffen worden sind und die Straßenbahnschienen mit
dem eigenen Auto unsicher gemacht worden ist, verhält sich das FC-Team diesmal sehr diszipliniert und auf das Ziel direkter Wiederaufstieg klar fokussiert. Dies wurde auch anhand der hoffnungsvollen Testspielergebnisse deutlich, denn auch beim montäglichen Testspiel gegen den amtierenden Doublesieger Borussia Dortmund konnte mit dem verdienten 1:0-Sieg das Selbstvertrauen mächtig gesteigert werden. Am heutigen Tag wird die Transferperiode beendet sein. Kurz vor Transferschluss konnte mit Bruno Andrade vom portugiesischen Verein Estoril noch ein brasilianischer Innenverteidiger verpflichtet werden. 30 Millionen Euro hat der Verein auch weiterhin Schulden. Folglich wurde das erneute Ausleihgeschäft von Milivoje Novakovic mit dem japanischen Verein Omiya Ardija als durchaus positiv bewertet. Der mit einem lukrativen Vertrag beim FC ausgestattete Angreifer wird bis Ende 2013 beim japanischen Erstligisten bleiben. Bis Juni 2014 ist der Kontrakt datiert und enthält auch ein Abschiedsspiel. Das Freibier dürfte bei diesem grandiosen Finale des zeitweise feierseligen Ex-Spielführers sicherlich in Strömen fließen.

Der klare Fokus sollte jedoch primär auf das derzeitige FC-Team liegen und dort soll der 21-jährige Bruno Andrade de Toledo Nascimento eine bedeutende Rolle übernehmen. Seine erste Trainingseinheit dauerte jedoch nur zehn Minuten, denn übermäßiger Regen führte letztlich zu einem Abbruch dieser Premiere. Dennoch überwog die Vorfreude auf den spielstarken Verteidiger, den Kölns Co-Trainer intensiv beobachtet hat. Stanislawski beurteilt den jüngsten Transfercoup ganz nüchtern: „Es ist gut, dass wir eine weitere Alternative haben. Ich habe ihn nicht persönlich gesehen, aber André Trulsen und Jörg Jakobs haben ihn gesehen, dazu habe ich viele Videos bekommen“, so der 43-Jährige, der hinzufügt: „Wir machen das jetzt in Ruhe, lassen ihm alle Zeit.“

Das Vertrauen von Stanislawski in seine Vertraute ist enorm. Allerdings wollte Jakobs ursprünglich einen anderen Spieler aus Portugal loseisen, wie er dem „Express“ nun verraten hat: „Ich war im Sommer in Portugal wegen eines anderen Spielers, da fiel er mir auf.“ Vom neuen Mann ist er absolut überzeugt, wenn er sagt: „Als Aufsteiger hat Estoril bislang eine gute Saison gespielt - und daran hatte er seinen Anteil. Wir haben ihn mehrfach beobachtet und beobachten lassen – und waren dann überzeugt, dass er uns weiterhelfen kann.“

Dieser Wechsel funktionierte innerhalb eines kurzen Zeitraums, wie auch der Spieler selbst verdeutlicht: „Den ersten Kontakt gab es Sonntag, nach unserem Spiel gegen Olhanense.“ Danach ist in Verhandlungen eingestiegen worden, zu welchen Konditionen denn tatsächlich ein Wechsel zu realisieren ist. Auch Stanislawski hat mit dem Spieler das Gespräch gesucht, um ihn von einem Wechsel zum Traditionsverein zu überzeugen. Kaderplaner Jakobs erklärt die Transfermodalität: „Wir haben uns auf ein Modell geeinigt, das allen gerecht wird. Wir leihen ihn bis Sommer, wenn er dann das abruft, was wir uns von ihm versprechen und er sich hier wohlfühlt, können wir eine Kaufoption ziehen, die absolut im Rahmen ist.“ Zugleich erwähnt er einen Trumpf, dass die Fähigkeiten enorm sind, wie er dem „Express“ sagte: „Er ist sicher noch entwicklungsfähig, könnte uns aber auch schon kurzfristig weiterhelfen.“


Informationen
Quelle: rp-online.de ; ksta.de ; express.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: 1. FC Köln; Stanislawski; Jakobs; Schumacher; Novakovic; Maierhofer; Andrade
Datum: 31.01.2013 17:36 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-koelner-aufstiegshoffnungen--traegt-der-fussballgott-ein-fc-trikot--3923.html
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