Kölner Pflichtsieg gegen den FSV Frankfurt


Die wenigen Haare, die 1. FC Köln-Trainer Holger Stanislawski auf seinem Haupt noch übrig geblieben sind, musste er sich mehrfach raufen. Wenn der sympathische Trainer nicht schon mit so wenig Haarpracht in Köln angetreten wäre, müsste man sich wahrlich fragen, ob die Kölner Kicker an seinem nicht unerheblichen Haarobolus die Schuld tragen. Das letzte Liga-Spiel bei Union Berlin war so schwach, dass die Hoffnungen vor dem Heimspiel gegen starke Frankfurter sehr gering sind.

Vor der Saison war ein Heimspiel gegen den FSV Frankfurt als sicherer Heimsieg tituliert worden, doch die Zeiten ändern sich massiv, denn während der FSV sich mit attraktivem Fußball Richtung Aufstiegsplätze bewegt hat, krebst der einst ruhmreiche 1. FC Köln auf einem völlig enttäuschendem Abstiegsplatz herum. Es kann nur besser werden. Die Frage ist jedoch der Zeitpunkt, denn gegen die Kicker von Trainer Benno Möhlmann ist ein Heimsieg fast schon Pflicht, möchte man nicht das Risiko des Abrutschens auf den letzten Tabellenplatz tragen. Zwei Ursachen für die Niederlage bei Union Berlin wurden zumindest schon einmal ausfindig gemacht. Es handelt sich um die beiden erfahrenen Abwehrspieler Dominic Maroh und Miso Brecko, die mit zwei schweren, individuellen Schnitzern für die Gegentore bei der 1:2-Niederlage verantwortlich gemacht worden sind.

Immerhin herrscht jedoch noch echter Mannschaftsgeist in diesem Team, denn der kämpfende Stürmer Thomas Bröker erklärt gegenüber dem „Express“: „Wir haben kollektiv schlecht gespielt, gewinnen und verlieren gemeinsam. Kein Vorwurf an die beiden, Fehler passieren.“
Fast schon ein wenig besorgniserregend ist die Tatsache, dass auch im Training das Tor nicht getroffen wird. Zu beobachten ist dieses Dilemma am Geißbockheim, wenn die Torschussübungen durchgeführt werden. Es muss gegen die Frankfurter irgendwie klappen. Bisher gab es erst zwei Elfmetertreffer. Ein Tor aus dem Spiel heraus, gab es vom FC bisher noch nicht zu bejubeln. Für den Daueroptimisten Stanislawski gibt es auch keinen Freifahrtsschein. Er scheint die Situation locker zu nehmen, indem er sagt: „Das Leben könnte so schön sein – mit den richtigen Ergebnissen.“

Wenn nicht dreifach gepunktet wird, dann droht bei einem Sieg des derzeitigen Tabellenletzten aus Duisburg das fast schon peinliche Abrutschen bis auf den letzten Tabellenplatz. Eine Abwärtsspirale, die nur sehr schwer wieder aufzuhalten ist. Es soll nicht mehr verbal Feuer gegeben werden. Sportlich müssen endlich Taten her, denn Ausreden zählen nun nicht mehr. Deshalb ist die Forderung von Trainer Stanislawski auch eindeutig, wenn er vermeldet: „Wir müssen den Bock umstoßen.“ Auch Transfermanager Jörg Jakobs stellt klar: â
€žWir brauchen nur ein Erfolgserlebnis.“ Ãœberzeugt von der Stärke des Teams ist der sportliche Leiter Frank Schaefer, der gegenüber dem „Express“ erklärt: „Die Mannschaft will, ist hochmotiviert. Irgendwann platzt der Knoten.“

Realismus hält Einzug beim FC-Trainer, der vermeldet: „Vor uns liegt ein schwerer, steiniger Weg. Wenn du erst mal unten drin steckst, dauert es eine Zeit, bis du dich da rausgekämpft hast.“ Erstmals übt er auch öffentlich Selbstkritik: „Ich hinterfrage mich natürlich auch selbst.“ Die variable Taktik, die auf flexible Offensivkräfte aufgebaut gewesen ist, war bisher eher suboptimal erfolgreich. Deshalb räumt er freimütig ein, dass eine Zwei-Stürmer-Taktik durchaus realistisch zu sein scheint: „Das ist eine Möglichkeit.“ Die Richtung ist für ihn klar: „Als Trainer bist du die Frontsau. Ich muss vorneweg gehen.“ Ebenso hat er Verständnis für das fehlende Selbstvertrauen: „Wir schleppen einen Rucksack aus schlechten Ergebnissen mit uns rum. Aber es gilt nur: Ärmel rauf und Attacke. “

Die Neuzugänge konnten bisher noch nicht vollends überzeugen. In den beiden Spielen gegen St. Pauli und Union Berlin gab es maximal Ansätze. Anthony Ujah lief viel und rieb sich auch viel auf. Wenig Torgefahr ging hingegen von ihm aus. In insgesamt 180 Spielminuten bekam er nur einen verwertbaren Ball, den er allerdings auch kläglich vergeben hat. Bei Daniel Royer fehlt spürbar die Abschlussqualität, während der technisch unheimlich starke Sascha Bigalke ganz offensichtlich noch ein wenig Zeit benötigen wird. Maroh hat unglaublich viele Stellungsfehler und wirkt in den Zweikämpfen und auch im Aufbauspiel zeitweise auffällig unkonzentriert. Lehmann ist mit seinem verletzten Körper zu häufig beschäftigt und kann noch nicht, wie erhofft, zu seinem Spiel finden. Der mit viel Vorschlusslorbeeren aus Österreich verpflichtete Kevin Wimmer war bisher eine große Enttäuschung. Sogar der körperlich kaum noch für den Profifußball geeignete Routinier Kevin McKenna hat den Youngster verdrängen können. Möglicherweise bietet es sich an, wenn der noch glücklose Transfer-Manager die Liste der arbeitslosen Fußballprofis durchforstet. Günstig wären diese allemal.


Informationen
Quelle: express.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: 1. FC Köln; Stanislawski; Schaefer; Bröker; Jakobs; Ujah; Bigalke; Lehmann; Wimmer; Maroh; Royer; McKenna
Datum: 24.09.2012 20:49 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-koelner-pflichtsieg-gegen-den-fsv-frankfurt-2263.html
RSS Feed
Kommentare
Name:
E-Mail: (nicht öffentlich)
Homepage:
Kommentar:
Spam-Schutz: Bitte das Wort ZWOTE in das Feld eintragen!


Für diese News ist leider noch kein Kommentar vorhanden.

Für den Inhalt des Kommentars ist der Autor verantwortlich. Die Kommentare spiegeln nicht die Meinung von 2-liga.com wieder.
Diese Nachrichten könnten Sie ebenfalls interessieren
Anzeige
Anzeige