Kölns erster Saisonsieg, aber kein Grund zur Euphorie


Bildlich gesehen waren es Felsbrocken, die von den Schultern der Verantwortlichen und Fans des 1. FC Köln gefallen sind. Dieser 2:1 Sieg gegen einen starken FSV Frankfurt war von einer enormen Bedeutung, auch wenn zumindest tabellarisch einige Konkurrenten den FC wieder überholen können. Man sollte jedoch nicht nur engstirnig das derzeitige Tabellenbild vor Augen haben, was derzeit einer Momentaufnahme gleicht. Vielmehr haben die Kölner Kicker bewiesen, dass Moral, Leidenschaft und Kampfgeist auch belohnt werden kann. Ein ganz wichtiges Zeichen für den Kopf.

Dennoch sollte jetzt nicht in exzessiven Feierorgien ausgeartet werden. Dafür ist der Weg, den der FC in den kommenden Wochen und Monaten noch zu bestreiten hat, zu beschwerlich und anstrengend. Es ist nun vielmehr die Tatsache, dass Selbstvertrauen und Stärke aus diesem Erfolg mitgenommen werden sollte, denn das Gastspiel beim SC Paderborn wird eine Steigerung in sämtlichen Bereichen notwendig erscheinen lassen. Deshalb sind die Worte, die FC-Trainer Holger Stanislawski nach dem Spiel geäußert hat, auch als korrekt anzusehen. Der nun 43-Jährige, der sich mit diesem Sieg das wohl schönste Geburtstagsgeschenk gemacht hat, meinte gegenüber den Medienvertretern nach dem Spiel: „Ich bin jetzt nicht euphorisiert. Wir können maximal ein bisschen durchpusten.“
Der Blick geht auf die Aufgabe beim SC Paderborn, wo in den letzten Jahren schon ganz andere Mannschaften verloren haben. Daher wird es darum gehen, dass die Spannung bis zum Freitagsspiel enorm hoch gehalten wird. Sympathisch macht dem Trainer auch die Tatsache, dass er nicht zu euphorisch wirkt, wenn er mitteilt: „Dann müssen wir viele Dinge besser machen.“
Seit März diesen Jahres, als noch zu seligen Bundesligazeiten der spätere Mitabsteiger Hertha BSC besiegt worden ist, gab es keinen Sieg mehr. 15 Spiele waren es, so konnten intelligente Statistiker zusammenzählen, seit wann der FC nicht mehr siegreich in der Liga gewesen ist. Nach Treffern von Tobias Strobl in der 46. Spielminute und Adil Chihi knapp zehn Minuten vor Spielende wurde diese eklatante Negativserie durchbrochen. Besonders stolz machte dem Trainer eine ganz besondere Tatsache: „Zudem wurden die Tore aus dem Spiel heraus und nicht durch Standards erzielt. Diese Kritikpunkte müssen wir uns nicht mehr anhören und können dahinter einen Haken machen.“
Wer sich jedoch nüchtern dieses vierte Kölner Heimspiel in dieser Saison betrachtete, dem ist sicherlich aufgefallen, dass in großen Teilen der ersten Halbzeit der FC ein wenig verunsichert und auch ein Stück weit mutlos agiert hat. Offenbar haben die vorherigen Ergebnisse doch ihre Spuren bei der „Geißbockelf“ hinterlassen. Dazu meint ein gelöst wirkender Trainer: „Das war ein zähes Ding mit gutem Ende.“ Und Angreifer Thomas Bröker fügt hinzu: „Wir sind einfach nur happy, dass der erste Sieg geschafft ist. Der ganz große Druck fällt jetzt ab.“
Besonders die Personalie Strobl erwies sich als ausgesprochen wichtig. Der 22-jährige Neuzugang aus Hoffenheim ist ein Defensivspieler, der jedoch über einen ausgeprägten Offensivdrang verfügt. Diesen konnte er bei seinem Treffer kurz nach der Halbzeit
pause unter Beweis stellen. Die Begründung des Trainers für diese Maßnahme war ersichtlich: „Passives Spiel ist nicht mein Credo“, ließ er gegenüber „der Welt“ mitteilen.
Die Kölner Fans bewiesen ein ganz feines Gespür, als sie Geduld bewiesen haben und ihre Mannschaft nach vorne peitschten. Stanislawski scheint einen möglichen Grund dafür ausgemacht zu haben: „Die Fans wollen, dass auf dem Platz eine Mannschaft steht, die viel investiert.“ Und nicht ohne Stolz gibt er freimütig zu, dass sein Team gegen den FSV Frankfurt die erforderlichen Tugenden an den Tag gelegt hat. Folglich seine Schlussfolgerung: „Deshalb müssen wir keine Angst vor den Fans haben.“
Klar ist, dass der Kredit bei den Kölner Fans da ist. Zu Recht, denn das Verständnis für die schwierige Situation, den personellen Aderlass und die Unerfahrenheit und fehlende Eingespieltheit, dieser zweifelsfrei talentierten Truppe ist enorm. Dennoch ist die Geduld auch nicht überstrapazierbar und solche Spiele, wie bei Union Berlin vor wenigen Tagen dürfen nicht mehr allzu oft vorkommen. Es wird beileibe nicht erwartet, dass der Gegner beherrscht wird und ein Kombinationsfußball demonstriert wird, der vergnügungssteuerpflichtig ist. Dennoch sollten die Primärtugend, die aus Kampf, Einsatz, Leidenschaft und Zweikampfstärke bestehen, in jedem Spiel umgesetzt werden. Ein Akteur, der diese Eigenschaften und seine eigene persönliche Stärke in dieser Begegnung sehr gut eingebracht hat, war der Torschütze des Führungstreffers, Tobias Strobl, der nach dem Spiel im Gespräch mit dem „Express“ einige interessante Aussagen tätigte.
Über sein persönliches Spiel lässt er mitteilen: „Das ist ein tolles Gefühl. Ich habe mich unglaublich gefreut, als mein Name um 15.30 Uhr auf der Flipchart stand. Da erst wusste ich, dass ich spiele. Und dann habe ich mir gesagt: Vollgas geben! Darauf gewettet, dass ich hier der erste richtige Torschütze bin, hätte ich sicher nicht. Aber ich kann nur sagen: Das ist ein tolles Gefühl. Gerne mehr davon!“
Sicherlich war die Erleichterung enorm. Dieser Sieg hatte deshalb auch eine enorme Bedeutung, wie er dem „Express“ verraten hat: „Wir haben schon einen Rucksack mit uns herumgeschleppt. Aber den haben wir auf dem Feld glaube ich ganz gut abgelegt. Wir haben kaum Chancen zugelassen, gut am Ende war es nochmal unnötig eng, aber ich denke, wir haben verdient gewonnen.“
Man mag jetzt nur hoffen, dass im Auswärtsspiel im ostwestfälischen Paderborn der erste Auswärtssieg dieser Saison gelingen mag und damit Anschluss ans Tabellenmittelfeld hergestellt werden kann.


Informationen
Quelle: express.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: 1. FC Köln; Stanislawski; Bröker; Chihi; Strobl; FSV Frankfurt; SC Paderborn
Datum: 26.09.2012 20:10 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-koelns-erster-saisonsieg--aber-kein-grund-zur-euphorie-2284.html
RSS Feed
Kommentare
Name:
E-Mail: (nicht öffentlich)
Homepage:
Kommentar:
Spam-Schutz: Bitte das Wort ZWOTE in das Feld eintragen!


Für diese News ist leider noch kein Kommentar vorhanden.

Für den Inhalt des Kommentars ist der Autor verantwortlich. Die Kommentare spiegeln nicht die Meinung von 2-liga.com wieder.
Diese Nachrichten könnten Sie ebenfalls interessieren
Anzeige
Anzeige