Kölns-Trainer Stöger und die enorme Vorfreude aufs rheinische Derby


Kölns-Trainer Stöger und die enorme Vorfreude aufs rheinische Derby
Bild: dfb.de
Zum ersten Mal seit mehr als 14 Jahren gibt es wieder das einzig wahre rheinische Derby, wenn der 1. FC Köln Fortuna Düsseldorf zum Zweitliga-Spitzenspiel begrüßen darf. Köln steht nach dem unglücklichen 1:1-Unentschieden bei Dynamo Dresden etwas unter Zugzwang, während Düsseldorf mit einem weiteren Sieg nach dem 1:0 gegen Cottbus den optimalen Saisonstart erreichen möchte. Für Brisanz wird in diesem hochinteressanten Match also ganz gewiss gesorgt sein. Im Gespräch mit dem „Express“ äußert sich nun Kölns-Trainer Peter Stöger zu diesem vielleicht emotionalsten Spiel der gesamten 2. Bundesliga.

„Ich habe noch nie ein Spiel in Köln live gesehen“

So beurteilt er dieses Derby wie folgt: „Für mich war vom Start weg klar, dass das erste Heimspiel etwas Besonderes sein wird. Ich habe noch nie ein Spiel in Köln live gesehen. Aber alle, die ich kenne, die lange dabei sind im Fußball, teils 70-jährige Männer, haben mir gesagt: Heimspiele in Köln sind etwas Besonderes – immer noch. Ob das Derby jetzt noch eine Steigerung ist, kann ich nicht beurteilen, weil es für mich ohnehin etwas Besonderes ist. Ich freue mich.“ Und er fügt hinzu, dass er eine große Vorfreude vor diesem ganz besonderen Spiel verspürt: „Überhaupt nicht. Ich habe überhaupt keine Bedenken. Deshalb habe ich mich ja für Köln entschieden! Weil ich das erleben möchte. Es ist neu für mich, aber ich habe keinen Stress – ich freue mich einfach.“

„Jeder will die drei Punkte gegen Düsseldorf, das ist doch klar“

Der 1. FC Köln ist bekanntlich ein sehr volksnaher Verein, der eine besonders intensive Symbiose zu den Menschen aufgebaut hat. Speziell vor dem Heimspiel gegen die Fortuna haben die FC-Fans dem österreichischen Trainer für diese komplizierte Aufgabe noch einmal sensibilisiert: „Es wird allgemein mehr, dass ich erkannt werde, das ist klar. Bei den Leuten, die ich treffe, habe ich immer das Gefühl, dass sie positiv eingestellt sind und Sympathie für den FC haben. Was mir auffällt: Vor ein paar Wochen haben die Leute gesagt: „Alles Gute für die Saison.“ In dieser Woche interessiert die Saison niemanden, jetzt geht es nur um eins: Jeder will die drei Punkte gegen Düsseldorf, das ist doch klar.“ Zugleich hat er verraten, dass er die ganz besondere Atmosphäre vor dem Anpfiff intensiv erleben möchte: „Ich werde versuchen eine Möglichkeit zu finden, draußen zu sein, um die Stimmung aufzusaugen.“

„Wir sind in der Zweiten Liga und müssen daran arbeiten, dass wir das ändern“

Einen kleinen Seitenhieb von Bayer Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler, der einst erklärt hat, dass in Köln das Schönste die 30 Minuten vor dem Anpfiff sind, bewertet der meinungsstarke Stöger wie folgt: „Wir versuchen die 90 Minuten so erträglich als möglich zu gestalten. Wie die Leute für diesen Klub leben, das zeichnet ihn ja aus. Ich habe gelesen, dass 80 Prozent der Kölner in irgendeiner Form Sympathie zeigen. Da wollen wir jetzt mal sportlich Schritt halten, das ist eine riesige Aufgabe. Wir sind jetzt in der Zweiten Liga und müssen daran arbeiten, dass wir das ändern. Am besten so schnell wie möglich, auf jeden Fall aber so seriös wie möglich.“

„Ich könnte etwas vom Wiener Derby erzählen, das interessiert aber keinen“

Sehr interessant ist für viele Beteiligte auch die Tatsache, wie die Vorbereitung vor solch einem Spiel aussieht. Stöger ist jedoch der klaren Ansicht, dass eine besondere Art der Motivation nicht unbedingt erforderlich ist: „ Vor so einem Spiel braucht man nicht viel zu sagen. Alle, die in der Kabine sitzen, haben dieses Gefühl, dass das jetzt ein ganz besonderes Spiel ist, vielleicht noch viel mehr als ich selbst. Ich könnte etwas vom Wiener Derby erzählen, das interessiert aber keinen Menschen.“ Und er beschreibt seine Kenntnis über diese Art des Lokalderbies wie folgt: „Es gibt so viele Menschen, die diese Rivalität spüren – ich sehe meine Aufgabe eher darin, dass ich mit einer gewissen Nüchternheit an die Sache heran gehe. Ich muss mich in diese Rivalität nicht auch noch als Trainer mit hineinstürzen. Ich versuche den Blick fürs Wesentliche zu b
ehalten: Meine Mannschaft, die Taktik, der Gegner. Und außerdem: Dass es ruhig verläuft, das ist mir ganz wichtig. Ich war immer froh, wenn Derbys sportlich hochklassig waren und es friedlich blieb – dann bin ich zufrieden nach Hause gefahren.“

„Wir wollen versuchen, etwas zu entwickeln“

Bei vielen Kölner-Fans ist sehr positiv bewertet worden, dass ihr FC zukünftig deutlich offensiver agieren soll, denn zukünftig soll taktisch häufiger im 4-3-3-System gespielt werden. Über die Taktik vor dem heutigen Spiel gegen Düsseldorf kann der 47-Jährige folgendes sagen: „Egal, welcher Gegner: Wir wollen versuchen, etwas zu entwickeln. Es kann schon sein, dass wir hier oder da mal anders aufstellen, aber wir werden schon ein gewisses Risiko nehmen. Wenn wir alle Videos ausgewertet haben, schauen wir, ob hier oder da ein anderer Spieler vielleicht besser passt. Aber nicht, um Defensivaufgaben besser zu verteilen. Sondern um zu sehen, ob ein anderer Offensiver von seiner Art her noch mehr Gefahr für die Düsseldorfer ausstrahlt.“Zugleich macht er jedoch auch deutlich, dass die Erwartungen realistisch gehalten werden sollten: „Ich will nicht sagen: Stöger und der 1. FC Köln wollen Show bieten, dann heißt es wieder, was ist das für eine Show – die haben drei Torchancen? Aber die Richtung, in die wir uns orientieren wollen, ist gepflegter Offensivfußball.“

„Nach vorne müssen wir zielgerichteter mit den Möglichkeiten umgehen“

Schon in der abgelaufenen Spielzeit ist besonders stark aufgefallen, dass die Kaltschnäuzigkeit im Torabschluss beim 1. FC Köln noch nicht ganz so stark ausgeprägt erscheint. Auch im ersten Saisonspiel gegen Dynamo Dresden wurden einige vielversprechenden Tormöglichkeiten leichtfertig vergeben. Folgende Kritikpunkte nennt der diesjährige österreichische Meistertrainer in Bezug auf seine Mannschaft: „Wir haben in der Defensive den einen oder anderen Fehler gemacht, zum Teil Stellungsprobleme wegen der Umstellung auf einen Sechser. Nach vorne müssen wir zielgerichteter mit den Möglichkeiten umgehen. Wir haben viele Chancen gehabt, die am Ende des Tages gar nicht wie Chancen ausgesehen haben, weil wir den einen oder anderen Spieler nicht genug ins Offensivspiel eingebracht haben.“

„Grundsätzlich wäre Stanislawskis-Sichtweise interessant“

Nur vage äußert er sich zum Rücktritt von Vorgänger Holger Stanislawski, wenn er sagt: „Ich kenne ihn nicht. Ich weiß nur, dass er die Möglichkeit gehabt hätte, seine Arbeit fortzusetzen. Ich hoffe, dass ich ihn irgendwann mal treffe, um mich mit ihm auszutauschen. Am Anfang wollte ich das bewusst nicht, aber grundsätzlich wäre seine Sichtweise interessant.“ Auch zu Daum hat er eine Meinung: „Ich kenne ihn aus Wien, als er Trainer bei Austria war. Aber es ist wie bei Stanislawski: Jetzt war mir wichtig, mir mein eigenes Bild zu machen, und nicht, mich von anderen warnen zu lassen, auf wen oder was ich aufpassen muss.“

„Ich möchte wieder mehr Sport treiben“

Vielleicht ist der mentale und damit auch körperliche Druck bei keinem Trainer in der 2. Bundesliga so ausgeprägt, wie bei Peter Stöger, der fast schon zum Aufstieg aus finanzieller und prestigeträchtiger Notwendigkeit gezwungen ist. Zu einem möglichen Komplett-Check seiner körperlichen Werte kann er folgendes berichten: „Dieses Jahr bin ich noch nicht dazu gekommen, aber letztes Jahr habe ich noch einen Komplett-Check gemacht. Ich sag mal so: Die inneren Werte sind in Ordnung. Aber ich möchte wieder mehr Sport treiben.“


Informationen
Quelle: express.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Peter Stöger, 1. FC Köln, Fortuna Düsseldorf
Datum: 28.07.2013 10:30 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-koelns-trainer-stoeger-und-die-enorme-vorfreude-aufs-rheinische-derby-6660.html
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