Matthias Lehmann: „Karriereende beim 1. FC Köln ist durchaus vorstellbar“


Zweifelsfrei ist Matthias Lehmann eine der großen Enttäuschungen beim 1. FC Köln in dieser Spielzeit gewesen. Mit viel Vorschlusslorbeeren ist der 29-jährige Mittelfeldspieler von Bundesliga-Aufsteiger Eintracht Frankfurt verpflichtet worden und hat nicht die Klasse demonstrieren können, die sich besonders Trainer Holger Stanislawski von ihm erhofft hatte. Gemeinsam arbeiteten die Beiden beim FC St. Pauli und stiegen 2010 gemeinsam in die Bundesliga auf. Nun stellt sich auch für den gebürtigen Ulmer das neue Jahr 2013 als eine Art Neuanfang dar.

Ähnlich wie der 1. FC Köln wurde das komplette Leistungspotential noch nicht abgerufen und so die Hoffnungen für das neue Jahr durchaus gewaltig, dass vieles besser werden wird. Im Gespräch mit der „Bild“ äußert sich Lehmann auch über seinen derzeitigen Gesundheitszustand, wenn er sagt: „Die Verletzungssorgen sind endlich komplett weg. Ich hatte leider länger Probleme mit meiner Achillessehne, als ich dachte. Aber jetzt trainiere ich schmerzfrei, fühle mich wohler und freue mich auf den Neustart 2013!“ Optimierungsbedarf hat Lehmann auch im abgelaufenen Spieljahr 2012 aus FC-Sicht erkannt und auch sein eigenes Leistungsvermögen hat durch eine unzureichende Vorbereitung nur selten ihr Maximum erreichen können: „Es hätte auf jeden Fall besser sein können. Eigentlich hatte ich eine gute Vorbereitung. Dann ging aber irgendwie das Selbstvertrauen verloren.“

Lehmann ist Realist genug, um erkennen zu können, dass es auch bei ihm noch erhebliches Steigerungspotential gibt. Deshalb verspricht er den FC-Fans: „Den besten nicht – zumindest nicht konstant. Ich denke, ich habe meine Qualitäten gezeigt, weiß aber auch, dass ich das zu selten geschafft habe. Das ist nicht mein Anspruch.“ Und hat sich zum klaren Ziel gesetzt: „Ich will hier mit dieser Mannschaft und den Verantwortlichen etwas bewegen und dafür erwarte ich natürlich auch von mir selbst mehr als das, was ich bislang gezeigt habe.“

Lehmann kann vieles, was einen guten Fußballer ausmacht. In der Hinrunde agiert er aber zuweilen seltsam teilnahmslos und hat auch die notwendige Sicherheit in seinen Aktionen vermissen lassen. Vielleicht hat ihm auch das notwendige Selbstvertrauen gefehlt, denn auch bei seiner vorherigen Station bei Eintracht Frankfurt konnte er nur unzureichend Spielpraxis sammeln: „Ich hatte in Frankfurt keine wirkliche Klarheit, habe erst gespielt, dann auf der Bank gesessen, plötzlich wieder gespielt, und dann war ich draußen. Das war neu und nicht einfach. Und es ist ein Unterschied, ob man perfekt vorbereitet in eine Saison geht oder zuvor nicht so viel zum Einsatz kam.“

Lehmann gilt als Spielmacher vor der Abwehr, der durch kluge Pässe das Spiel gestalten soll. Dies ist ihm bekanntlich nur allzu selten gelungen. Lehmann hat erkannt, dass der Spielgestalter möglicherweise allzu kritisch beobachtet wird, wenn er gegenüber der „Bild“ erklärt: „Das ist doch verständlich. Natürlich nimmt man durch die Position und Ballkontakte mehr am Spiel teil als andere, die auf Bälle aus dem Mittelfeld angewiesen sind.“ Das Privileg als Führungsspieler zu gelten, möchte er nicht annehmen, denn seiner Meinung nach ist die Leistung das entscheidende Kriterium: „Es ist nie einfach, egal ob ich den Trainer vorher schon kannte oder nicht. So platt das klingt – es geht für jeden immer wieder bei Null l
os.“ Sympathisch machen ihn auch selbstkritische Töne, die er anschlägt, da ihm auch durchaus bewusst erscheint, dass es noch erheblichen Steigerungsbedarf in seinem Spiel gibt: „Darüber war ich mir aber vor meinem Wechsel im Klaren. Und ich weiß, dass ich die Erwartungen größtenteils nicht erfüllt habe – auch nicht meine eigenen. Ich habe eben zu unkonstant gespielt. Das will ich ändern.“

Lehmann wehrt sich eindeutig dagegen, dass er der Lieblingstrainer von FC-Trainer Holger Stanislawski sein könnte. Er begründet dies gegenüber der „Bild“: „Das wird gern und schnell behauptet. Aber das ist Quatsch. Wir verstehen uns natürlich gut, haben schließlich zwei Jahre in St. Pauli viel bewegt und tolle Erfolge gefeiert. Aber deshalb spiele ich jetzt in Köln nicht mehr oder weniger. Da ist Stani gar nicht der Typ für. Wenn ich in der Rückrunde nicht gut spiele, wird er sich sicher auf meiner Position für jemand anderen entscheiden, das ist klar.“ Und der erfahrene Lehmann weiß auch richtig einzuschätzen, dass auch er sich erheblich steigern muss, da auch für ihn das Leistungsprinzip nicht außer Kraft gesetzt werden sollte. Auch für seine persönliche Entwicklung hat er diesen Konkurrenzkampf als durchaus wichtig erachtet: „Konkurrenz ist aber auch gut und macht jeden Spieler stärker. Und am Ende will ich mich ja auch weiter entwickeln.“

Mit 29 Jahren ist das Karriereende für die viel umhergereisten Fußballer absehbar. Auch wenn es für ihn sportlich noch nicht ganz so ansprechend verlaufen ist, so könnte er sich ein Karriereende beim Tabellenzehnten der 2. Liga gewiss vorstellen: „Warum nicht? Ich denke, ich bin im besten Fußball-Alter, habe zwei Jahre Vertrag und die Option auf mehr. Da muss man irgendwann schauen. Vorstellbar ist es.“ Wie viele in Köln hat er auch den Aufstieg in die Bundesliga noch nicht komplett abgeschrieben. Deshalb ist er überzeugt davon, dass auch für die Persönlichkeitsbildung und die Vita jedes einzelnen jungen Spielers beim FC, solch ein Aufstieg enorm wertvoll sein kann: „Ein Aufstieg kann nicht zu früh kommen. Erstens wäre er gerade in Köln natürlich auch finanziell etwas ganz Besonderes. Und zweitens steht das am Ende bei jedem Spieler in der Laufbahn. Ich durfte schon zwei Aufstiege mitmachen und weiß, dass das ein ganz besonderes Erlebnis ist. In Hamburg feierten damals 110.000 Leute mit uns auf dem Kiez. So ein Erfolg ist mehr wert als zahlreiche U-Länderspiele oder Ähnliches!“

Matthias Lehmann hat sich in diesem Gespräch mit der „Bild“ sehr offen gezeigt und demonstriert, dass auch bei ihm die Motivation enorm ist. Dennoch muss auch er klar konstatieren, dass die Leistung auf dem Fußballfeld das wichtigste Kriterium ist, auch wenn die Worte des geholten Führungsspielers absolut stark gewählt worden sind.


Informationen
Quelle: www.bild.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: 1. FC Köln; Stanislawski; Lehmann
Datum: 16.01.2013 20:36 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-matthias-lehmann--„karriereende-beim-1--fc-koeln-ist-durchaus-vorstellbar“-3664.html
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