Paderborn-Trainer Stephan Schmidt: „Ich bin kein Freund von Matchbällen“


Mit gerade einmal 36 Jahren ist Stephan Schmidt der jüngste Profi-Trainer im deutschen Fußball. Schon mit 32 Jahren hat der Trainer des SC Paderborn zusammen mit St. Paulis einstigem Kulttrainer Holger Stanislawski die Fußball-Lehrer-Lizenz in Köln erworben und hat im Jahr 2011 sogar mit Wolfsburgs A-Jugend die Deutsche Meisterschaft holen können. Seit Sommer 2012 trainiert er den Zweitligisten SC Paderborn und hat sich nun zum Gespräch mit der „Hamburger Morgenpost“ vor dem heutigen Spiel auf dem Paulianer Millerntor getroffen.

Nach U19-Titelgewinn viele Angebote aus dem Profibereich
Die Skepsis war für den gebürtigen Berliner nicht unbedingt gering, als er als Nachfolger für seinen kurzfristig zu RB Salzburg wechselnden Namensvetter Roger Schmidt den Trainerposten im Juli 2012 beim SCP angenommen hat. Doch Selbstbewusstsein ist zweifelsfrei ein gewaltiger Trumpf für Schmidt, der nach seinem Titelgewinn durchaus begehrt gewesen ist. Darüber berichtet er: „Ich hatte bereits 2011 nach dem U19-Titelgewinn Angebote aus dem Profibereich. Aber da war die Zeit noch nicht reif, ich wollte mich weiterentwickeln. Ich habe bei Sporting Lissabon, in Liverpool und bei Villarreal hospitiert.“
Möglicherweise hat diese Selbstsicherheit auch eine ganz bestimmte Eigenschaft herbeigeführt, die er der „Mopo“ verraten hat: „Ich hatte Sportmanagement studiert und drei Jahre an der Elite-Schule für Fußball in Berlin doziert. Da ging es auch schon darum, Menschen zu motivieren und zu begeistern.“ Und er vergleicht die Bedingungen bei seiner vorherigen Station mit der beim ostwestfälischen Überraschungsteam: „Ich habe bereits im Jugendbereich unter professionellen Bedingungen gearbeitet. In Wolfsburg war das Trainer-Funktionsteam größer als in Paderborn.“

„So war ich mit der Leistung beim 0:3 in Köln zufrieden – was nicht jeder verstanden hat“
Bekanntlich hat der SCP sein letztes Auswärtsspiel beim Aufstiegskandidaten aus Köln letztlich deutlich mit 0:3 verloren. Doch Ergebnis ist für Schmidt nicht immer das primäre Gut, wie er deutlich macht: „Ich habe eine junge Mannschaft, die sich im großen Umbruch befindet und in der viele zum ersten Mal in der 2. Liga spielen. Sie sollen mutig spielen, Spaß am Fußball haben. Ich möchte nicht nur Spiele gewinnen, sondern strebe einen Entwicklungs-Prozess an. So war ich mit der Leistung beim 0:3 in Köln zufrieden – was nicht jeder verstanden hat.“ Die Leistung war durchaus gut. Auch die Tatsache, dass von den insgesamt 35 Zählern immerhin 20 in auswärtigen Stadien geholt worden sind, versucht er zu begründen, wenn er sagt: „Bei unseren Heimspielen war die Eigenerwartung seitens der Mannschaft sehr hoch. Es ist nicht einfach, die Blockade zu lösen. 2013 haben wir
aber zweimal (2:0 gegen Aue und 3:0 gegen Frankfurt, die Red.) gewonnen. Auswärts ist es leichter, da sind wir nicht so dem Druck ausgesetzt und die Ergebnisse entsprechend.“

Schmidt von Millerntor-Atmosphäre begeistert
Im Abstiegskampf haben die Konkurrenten wie Regensburg, Dresden, Bochum und Aue ihre Spiele verloren. Dies könnte für die beiden in komfortabler Position befindlichen Mannschaften von Paderborn und St. Pauli bedeuten, dass mit einem Sieg ein ganz wichtiger Schritt für den Aufstieg getan sein könnte. Schmidt möchte nicht explizit die Bedeutung der St. Pauli-Begegnung betonen, wenn er sagt: „Ich bin kein Freund von Matchbällen. Wir haben noch acht Spiele. Das nächste ist das bei St. Pauli, nur darauf liegt der Fokus. Darauf freuen wir uns alle.“ Zugleich lobt er ausdrücklich die Atmosphäre in den höchsten Tönen, wenn er sagt: „Ich selbst habe mit Hertha II am Millerntor gespielt. Das war schon beeindruckend. Vor Wochen war ich beim Köln-Spiel im Stadion. Diese Atmosphäre ist ansteckend, mitreißend. Die Zuschauer sind durchweg positiv eingestellt. Das fasziniert mich. Viele meiner Spieler haben noch nie vor einer solch großen Kulisse gespielt. Sie sollen das genießen.“

„Naki hat sein Herz auf dem richtigen Fleck“
Mit Deniz Naki und Mahir Saglik sind zwei Paderborner-Offensivspieler vom FC St. Pauli erst vor kurzem gewechselt. Über den gebürtigen Dürener Naki weiß Schmidt zu berichten: „Deniz Naki hat sein Herz auf dem richtigen Fleck. Seine Offenheit und Ehrlichkeit machen seine Persönlichkeit aus. Ich mag diesen Menschen. Auch seine Unberechenbarkeit auf dem Platz. Er ist ein Straßenfußballer, der ein Spiel entscheiden, einen Angriff finalisieren kann.“

Schmidt lobt Sagliks Vorlagenfähigkeiten
Auch die Tatsache, dass der erst im Winter verpflichtete Saglik noch keinen Treffer erzielen konnte, macht Schmidt nicht unbedingt bange, wie er mit den Vorlagenfähigkeiten des gebürtigen Paderborners begründen kann: „Dafür hat er drei Tore vorbereitet, er zeichnet sich halt nicht durch Egoismus aus. Natürlich hat er den Anspruch, Tore zu erzielen. Ich habe die Geduld mit ihm – auch weil er viel für die Mannschaft investiert.“


Informationen
Quelle: mopo.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: SC Paderborn; Schmidt; Saglik; Naki; FC St. Pauli
Datum: 01.04.2013 13:04 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-paderborn-trainer-stephan-schmidt--„ich-bin-kein-freund-von-matchbaellen“-4788.html
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