Peter Stöger: „Ich sehe den 1. FC Köln als große Chance für mich“


Peter Stöger: „Ich sehe den 1. FC Köln als große Chance für mich“
Bild: dfb.de
Das zweite Jahr in Serie spielt der 1. FC Köln nun in der 2. Bundesliga. Mit dem österreichischen Meistertrainer Peter Stöger kommt nun neue Hoffnung, dass das Gastspiel im Fußballunterhaus eines der bedeutendsten Traditionsvereine in Deutschland nur von kurzer Dauer sein wird. Im Interview mit dem Kölner Stadt-Anzeiger äußert sich der Blondschopf nun über seine ersten Wochen als neuer FC-Trainer.

„Wir werden der Mannschaft bis zum Saisonstart die nötige Frische geben“

Nun gehört auch das Trainingslager im österreichischen Windischgarsten der Vergangenheit an. Sehr zufrieden äußerte sich Stöger nun über die Ergebnisse dieser intensiven Vorbereitung in den Alpen: „Wir konnten das ganze Programm durchziehen, die Intensität war hoch. Bis auf kleine Wehwehchen gab es keine Verletzungen, das alles ist sehr positiv. Nun werden wir der Mannschaft bis zum Saisonstart die nötige Frische geben.“ Rotation scheint für ihn kein allzu großes Thema zu sein, wie er verraten hat: „ Es war wichtig, dass wir ans Limit gehen. Denn wir müssen bis Weihnachten die nötige Substanz haben. Die Saison ist lang. In der Meisterschaft will ich nicht groß durchwechseln, vor allem in der Defensive nicht. Aber natürlich wollen wir nicht wieder nach sechs Spielen zwei Punkte haben, nach zwei Spielen sechs Punkte wären besser.“

„Es gibt viele sehr gute Kollegen und wenige interessante Jobs“

Die Trainersuche des 1. FC Köln war bekanntlich relativ intensiv und langanhaltend. Vor dem Engagement von Stöger sind bereits zahlreiche andere Namen vielfach diskutiert worden. Der 47-jährige Stöger ist nicht der Meinung, dass er als eine 1c-Lösung präsentiert werden kann. Vielmehr zeigt er auch absolutes Verständnis, dass der Verein sich bei der Trainersuche so verhalten hat: „ Darüber denke ich gar nicht nach. Bei Austria Wien wollte man damals Franco Foda, dann ist er nach Kaiserslautern gegangen und ich bin nachgekommen. Ich sehe mich nicht in einer Situation, in der ich der alleinige Kandidat des 1. FC Köln bin und finde es absolut legitim, dass es andere Kandidaten gab. Man ist als Trainer immer in einer Konkurrenzsituation. Es gibt viele sehr gute Kollegen und wenige interessante Jobs.“

„Ich sehe den FC als interessante Aufgabe“

Bekanntlich ist Peter Stöger mit dem Hauptstadtklub Austria Wien Titelträger in Österreich geworden. Die Möglichkeit auf die Champions-League-Qualifikation hätte durchaus bestanden. Stöger jedoch entschied sich dagegen für ein Engagement beim deutschen Zweitligisten. Nun nennt er die Gründe dafür: „Ich sehe den FC als interessante Aufgabe und als große Chance für mich. Ich möchte dabei sein, wenn man daran arbeitet, im sportlichen Bereich etwas aufzubauen, was mit den Rahmenbedingungen Schritt halten kann. Das ist Reiz genug, auch wenn es die Zweite Liga ist. Ich glaube, dass die Zweite Liga in Deutschland die mit Abstand beste zweite Liga in Europa ist. In meiner Heimat hat jeder den Wechsel verstanden, weil jeder weiß, welche Bedeutung der FC in Europa immer noch hat.“ Gerüchte besagen auch, dass Bundesligist Werder Bremen den jetzigen Köln-Trainer als möglichen Schaaf-Nachfolger ausfindig gemacht hat. Stöger kann dies jedoch keineswegs bestätigen, wenn er sagt: „Es hat nie konkrete Gespräche gegeben. Aber – in Wien sagt man über sieben Ecken – wurde mir zugetragen, dass ich als Kandidat im Gespräch war. Aber wenn Bremen dann einen Trainer wie Robin Dutt verpflichtet, habe ich auch kein Problem zu sagen, das ist eine andere Kategorie. Er deckt ein ganz anderes Profil ab, da sehe ich mich nicht als Verlierer.“

„Ich habe ein Idealbild“

Grundsätzlich wird viel und intensiv in Köln gesprochen. Besonders die Taktik ist ein oftmals diskutiertes Thema bei den Fußballfans in der rheinischen Metropole. Seine Philosophie beschreibt Peter Stöger wie folgt: „Ich habe eine Idealbild. Aber es ist die Qualität des Trainers, sich auf die Spieler einzustellen und zu sehen, wo sie ihre Stärken am besten abrufen können. Ich bringe kein festes System mit, sondern richte mich nach den Spielern im Kader. In Wien haben wir ein 4:3:3 gespielt. Wir haben um die Meisterschaft gespeilt, darum habe ich ein offensives Spielsystem gewählt. Das könnte hier ähnlich sein. Ob es dann ein 4:3:3 oder ein 4:1:4:1 ist, muss man sehen. Ein guter Trainer sorgt dafür, dass die Spieler auf dem Platz die Chance haben, ihre Stärken auszuspielen und sich wohlfühlen.“

„Die Berichterstattung ist sehr groß“

In Österreich wird die deutsche Bundesliga schon traditionell sehr intensiv verfolgt. Für die 2. Liga gilt dieses Interesse ebenso. Die Tatsache, dass der 1. FC Köln durch Stöger auch aus der Alpenrepublik beobachtet worden ist, scheint dadurch erklärbar zu sein, dass in der abgelaufenen Spielzeit mit Maierhofer, Royer und Wimmer ein „Ösi-Trio“ bei den „Geißböcken“ unter Vertrag gestanden hat. Stöger hat zu dieser Thematik nun folgendes zu sagen: „ Die Berichterstattung ist sehr groß. Und natürlich habe ich die Österreicher Maierhofer und Royer und Wimmer verfolgt. Von daher bin ich nicht ganz blank hergekommen, wie man in Östererreich sagt. Diese Liga ist für österreichische Trainer sehr interessant. Weil sie ein Niveau hat, womit man sich einigermaßen vergleichen kann. Jeder schaut gern Bayern und Dortmund, aber man muss sich fragen: was ist realistisch und was kann man in Österreich umsetzen? Es ist wunderbar, bei Arsenal oder Barcelona zu hospitieren, aber wie frustrierend ist es, dann zurückzukommen und sagen zu müssen: Jetzt habe ich alles gesehen, aber es wird nie umsetzbar sein.“

„Das ist eine andere Dimension“

Seit mehreren Wochen ist er nun beim 1. FC Köln in v
erantwortlicher Position. Er scheint wahrlich überwältigt zu sein von der Bedeutung dieses großen, deutschen Traditionsvereins: „ Das ist eine andere Dimension. Vor allem, wenn ich in der Stadt unterwegs bin. Nicht auf dem Platz. Ganz einfach gesagt: Eine Fußball-Mannschaft ist eine Fußball-Mannschaft. Da gehst du als Trainer hin und versuchst, den bestmöglichen Job zu machen. Aber außerhalb ist dieser Verein in dieser Stadt – und das sage ich nach drei Wochen –  allgegenwärtig und Mittelpunkt sehr vieler Gespräche. Das ist eigen, und das macht den Reiz dieses Klubs aus und es vielleicht ein Stück schwieriger, dadurch aber auf alle Fälle interessanter.“ Zuviel Druck hat der lockere Ex-Profi jedoch bisher nicht erkennen können, wie er dem Kölner Stadt-Anzeiger verraten hat: „Ich gehe mit dem Wissen in die Saison, dass das ein außergewöhnlicher Verein ist und dass viele Menschen den Wunsch haben, in der höchsten Liga mit ihrem Verein unterwegs zu sein. Bei mir herrscht eher Vorfreude, dass ich versuchen kann, das aufzubauen.“

Die Vor- und Nachteile des 1. FC Köln

Auch in Österreich ist der FC durchaus bekannt. Stöger nennt Inhalte, die ihm über den 1. FC Köln im Vorfeld zugetragen worden sind: „ Es ist in Gesprächen häufig von dem Umfeld gesprochen worden, und dass die Medienlandschaft extrem groß ist, die finanzielle Situation schon einmal besser war. Und auf der anderen Seite, dass der FC unglaublich euphorische Fans hat. Ich habe bislang nicht den Eindruck, dass irgendetwas dabei ist, durch das ich mich unwohl fühlen könnte. Es ist viel, aber das ist doch klar in einer Millionenstadt, dass die Berichterstattung groß ist. Genauso klar ist, wenn man nicht jede Woche gewinnt, ist nicht alles positiv. Wenn man damit nicht umgehen kann, ist es in diesem Job heutzutage sowieso schwierig. Wenn man das nicht mag, muss man sich einen Verein suchen, zu dem wenige Zuschauer kommen und über den wenig berichtet wird.“

Wunsch erfolgreich zu sein wird erhöht

Rund 700.000 Euro sollen an Ablösesumme angeblich geflossen sein. Dies wird jedoch nur vermutet. Stöger kann mit dem dadurch gesteigerten Druck durchaus umgehen, wie er offen anmerkt, wenn er sagt: „ Das habe ich mitbekommen. Das erhöht für mich persönlich nicht den Druck, sondern vielmehr den Wunsch erfolgreich zu sein. Damit die Leute, die sich im Verein für mich stark gemacht haben, sagen können: Das hat sich ausgezahlt.“ Zugleich wird er wie beim Wechsel zu Austria Wien auch diesmal wieder auf Gehalt verzichten, um sich den Traum eines neuen Vereins realisieren zu können: „Das war eine ähnliche Geschichte. Aber das war für mich nicht entscheidend, welche Summe im Vertrag gestanden hat. Für mich war der sportliche Schritt sehr wichtig. Das wäre nicht am Geld gescheitert, wie der Wechsel von Wiener Neustadt zu Austria Wien. Das waren sportlich die richtigen Schritte für mich, da ist der Faktor Geld nicht der ausschlaggebende.“ Peter Stöger gilt als überaus akribischer Arbeiter. Ein vertrauensvolles Team ist für ihn von großer Relevanz. Deshalb hat er auch Teamentwickler Werner Zöchling dazu holen können, der ein wesentlicher Erfolgsfaktor sein wird: „ Er ist Personalentwickler und Soziologe. Kein Psychologe oder Psychiater. Er arbeitet für verschiedene Firmen, um dort einzelne Bereiche zu checken und zu schauen, wie der Teamgeist entwickelt ist und ob es Berührungsängste gibt. In einer Fußballmannschaft sind viele Personen, die auf ihren persönlichen Erfolg schauen müssen, obwohl es ein Mannschaftssport ist. Deswegen ist es wichtig, dass es trotzdem in der Gruppe stimmig ist. Ich beschäftige mich intensiv mit der Frage, wie man eine Gruppe führt. Weil es ein wichtiger Punkt ist, um erfolgreich zu sein. Mir ist wichtig, das ein paar Dinge von einem externen Spezialisten aufgearbeitet werden. Die Zeiten, in denen man als Cheftrainer alle Bereiche abdecken konnte, sind lange vorbei. Wer das glaubt, ist ein Stück weit überheblich. Bei Fragen, wie wir als Mannschaft auftreten wollen, wird er dabei sein. Dann wird es die Möglichkeit für einzelne Spieler geben ihn zu kontaktieren. Das läuft auf freiwilliger Basis.“

„Ich bin sehr froh, dass es mit Anthony Ujah geklappt hat“

Vielfach ist auch über die Kaderplanung intensiv diskutiert worden. Nun scheinen sämtliche Planstellen besetzt zu sein. Stöger äußert sich wie folgt zu den bisher getroffenen Personalentscheidungen: „ Wir sind gut unterwegs, der Kader passt zusammen und wir werden unsere offensiven Varianten finden. Wir haben junge Spieler dabei und im Jugendbereich weitere gute Spieler. Das sehe ich als meine Aufgabe, sie zu sichten und zu fördern. Ich bin sehr froh, dass es mit Anthony Ujah geklappt hat, er ist ein wichtiger Faktor für uns.“

Stöger träumt vom Aufstieg

Über den möglichen Gedanken an den Aufstieg kann Peter Stöger nun folgendes mitteilen: „Mir wurde gesagt, ich könne mir das nicht vorstellen. Also brauche ich nicht drüber nachzudenken. Man muss vorsichtig sein, mit allen Aussagen zum Aufstieg. Aber ich kann schon sagen, dass ich natürlich schon einmal eingeschlafen bin mit dem Traum, mit meinem Trainerteam und den verantwortlichen die Gruppe zu bilden, die es geschafft hat, den 1. FC Köln wieder raufzubringen. Wenn ich das nicht sagen würde, würde ich lügen.“


Informationen
Quelle: ksta.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: 1. FC Köln, Anthony Ujah, Mainz 05, Slawomir Peszko
Datum: 11.07.2013 10:54 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-peter-stoeger--„ich-sehe-den-1--fc-koeln-als-grosse-chance-fuer-mich“-6341.html
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