St. Pauli: Boll, der optimistische Realist


Für Timo Boll geht es jetzt darum, dass der FC St. Pauli seine restlichen beiden Spiele bei Dynamo Dresden und vor allem im direkten Aufstiegsduell gegen den SC Paderborn siegreich gestaltet. Wenn dann noch Fortuna Düsseldorf bei Greuther Fürth oder gegen den MSV Duisburg patzen sollte, dann würde vielleicht ein Relegationsduell gegen den 1.FC Köln blühen. Im Interview mit dem „kicker“ gibt Boll Auskunft, wie seine Gefühlslage aussieht vor dem Schlussfinish in der zweiten Bundesliga.

Erst vor zwei Jahren in der Spielzeit 2009/10 ist der FC St. Pauli aufgestiegen. Die Offensive gehörte zusammen mit Bayern München zur Besten im deutschen Profi-Fußball. Schon damals waren zwölf Spieler aus Paulis aktuellem Kader dabei und konnten dieses einzigartige Gefühl erleben. Boll sieht dies als Vorteil für sein Team, wenn er sagt: „Klar, es ist von Vorteil, dass wir wissen, wie es geht. Die Relegation wäre nochmal eine andere Drucksituation. Aber die hat ja unser Trainer Andre Schubert 2009 mit Paderborn erfolgreich bestritten“, vertraut er auch der Nervenstärke seines Cheftrainers.

Der große Unterschied zu damals besteht jedoch in der Tatsache, dass es jetzt ein wahres Schneckenrennen um den verbliebenen Relegationsplatz gibt, während 2010 St. Pauli mit tollem Fußball vor Selbstvertrauen nur so strotzte. Früher war vieles spielerisch gelöst worden, während in diesen Tagen vor allem Kampf und Einsatz im Fokus stehen. Boll versucht eine Erklärung dafür zu finden: „Ein Grund ist die Erwartungshaltung an uns, ein anderer unsere Rolle in der Liga. Vor zwei Jahren hatte uns anfangs keiner auf dem Zettel, jetzt gehören wir als Absteiger automatisch zum Favoritenkreis. Viele Gegner standen sehr tief. Darauf haben wir nicht immer die richtigen Lösungen gefunden.“

Der noch als Kommissar tätige Boll ist eine „ehrliche Haut“. Das spürt man bei ihm und das hört man auch. So gibt er unumwunden zu, dass er im Gegensatz zu vielen Paulianern, die den Kiezklub zusammen mit Eintracht Frankfurt zum absoluten Aufstiegsfavoriten auserkoren haben, Probleme vorhergesehen hatte. „Ich hatte das nicht vorausgesetzt. So ein Abstieg kann auch Nachwirkungen haben, das hat die Vergangenheit, gerade auch in unserem Klub, gezeigt. Ich denke, der Trainerwechsel hat zum Erfolg beigetragen.“

Konkret nennt er mögliche Gründe für eine Verbesserung in vielen Bereichen: „Holger Stanislawski hat hier Großes vollbracht, aber durch Andre Schubert ist
direkt ein frischer Wind reingekommen. Die Gefahr, in einen Trott zu verfallen, hat nicht bestanden. Mein Fazit am Ende der Saison wird positiv ausfallen, unabhängig davon, wie sie zu Ende geht.“
Auch auf Nachfrage betont er noch einmal, dass beim FC St. Pauli allgemein die Ansprüche ein wenig nach unten geschraubt werden sollten: „Wenn wir die letzten beiden Spiele gewinnen, hätten wir am Ende mehr Punkte als im Aufstiegsjahr! Ziel des Verein ist es, immer zu den Top 25 in Deutschland zu gehören. Das schaffen wir zum dritten Mal in Folge. Aber klar ist: Wir wollen mehr!“, stellt er noch einmal deutlich klar, dass die Motivation weiterhin hoch ist beim Hamburger Stadtteilklub.

Der 32-Jährige nennt auch Punkte, die für Pauli sprechen. „Unser Personal. Sobiech ist zurück, Zambrano nicht mehr gesperrt. Dass wir personell aus dem vollen schöpfen können, hat uns lange gefehlt. Jetzt kann es uns einen zusätzlichen Schub geben.“ Besonders Marius Ebbers ist für ihn ein ganz wichtiges Element im Aufstiegsrennen: „Das ist auch ein entscheidender Faktor. Fürth hatte Ocean und Frankfurt Meier. Wir haben erst jetzt endlich wieder einen fitten Ebbers. Er kann den Unterschied ausmachen – in den nächsten zwei bis vier Spielen!“

Boll ist jedoch nicht nur Realist, sondern auch Optimist. Daher ist er von einer möglichen Relegation gegen den Drittletzten der Bundesliga überzeugt. „Der Glaube ist groß. Wir haben in Dresden eine richtig schwere Aufgabe. Düsseldorf in Fürth auch. Wenn wir unsere beiden Spiele gewinnen, schaffen wir die Punktlandung auf Platz drei, davon bin ich überzeugt.“

Was definitiv klar ist, ist der Fakt das Pauli beide Spiele gewinnen muss, um noch eine realistische Chance zu haben. Düsseldorf ist nach derzeitigem Stand der härteste Konkurrent. Wenn die Fortuna patzen sollte, müssen die Hamburger da sein. In der Relegation gegen einen nicht gerade vor Selbstvertrauen strotzenden Gegner ist dann alles möglich.


Informationen
Quelle: www.kicker.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: FC St. Pauli; Schubert; Boll; Ebbers
Datum: 26.04.2012 14:04 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-st--pauli--boll--der-optimistische-realist-906.html
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