St. Pauli-Trainer Frontzeck: „Es ist klar, dass wir Zeit brauchen“


St. Pauli-Trainer Frontzeck: „Es ist klar, dass wir Zeit brauchen“
Bild: dfb.de
Am morgigen Montagabend wird es also für die beiden Pokalverlierer FC St. Pauli und Fortuna Düsseldorf ernst, wenn es zum achten Spieltag in der 2. Bundesliga zum hochbrisanten Spiel zwischen diesen beiden Traditionsteams kommen wird. Besonders für die Gäste aus Düsseldorf hat diese Partie eine enorm wichtige Bedeutung, denn durch die jüngsten Ergebnisse ist man bis auf Relegationsplatz 16 abgerutscht. Die Paulianer stehen mit drei Punkten mehr auf der Habenseite auf dem neunten Tabellenplatz. Dies macht auch deutlich, dass die 2. Bundesliga auch nach Hälfte der Hinrunde exorbitant ausgeglichen erscheint. Gegenüber „RP-Online.de“ hat sich nun der Trainer der Hamburger, Michael Frontzeck, ausführlich gegenüber der „Hamburger Morgenpost“ zu gewissen Themen geäußert.

„Ich hatte das Glück, mich in Hamburg einleben zu können“

Mönchengladbach ist die Geburtsstadt der derzeitigen Cheftrainers des FC St. Pauli. Dies mag er auch keineswegs verleugnen, wie er gegenüber der „Mopo“ deutlich macht: „Ich bin im Rheinland geboren und aufgewachsen und habe dort die meiste Zeit verbracht, von daher fühle ich mich natürlich als Rheinländer. Allerdings kann ich nicht leugnen, dass ich mich auch im Norden sehr wohlfühle.“ Frontzeck ist erfahren genug, um wissen zu können, dass es vielen Trainern nicht vergönnt ist sich in der Stadt richtig einleben zu können, da die Halbwertszeit oft sehr geringer Natur ist: „Wenn man als Trainer Pech hat, dann nicht. Dann hat man gerade die Koffer ausgepackt und wird schon wieder entlassen. Ich hatte hingegen das Glück, mich in Hamburg einleben zu können.“ und zugleich hat er sofort drei Sehenswürdigkeiten aus der Hansestadt parat, die er seinen Freunden immer empfehlen würden Konkret benennt er: „Einen Spaziergang an der Elbe, ein Besuch in Schmidts Tivoli und ein Spiel am Millerntor.“

„Ich bin interessiert, wie sich die Borussia entwickelt“

Trotzdem hat er auch verraten, dass er seine Geburtsstadt Mönchengladbach ganz gewiss nicht vergessen nicht vergessen hat. Immerhin hat er insgesamt stattliche 17 Jahre als Spieler oder Trainer in dieser Mannschaft verbringen dürfen. Hier nennt er weitere Argumente, warum er auch weiterhin so enge Bindungen zu seiner Heimatstadt aufrecht erhält: „ Ich habe noch mein Haus in Mönchengladbach, meine Familie und Freunde leben dort. Auch zur Borussia habe ich noch Verbindungen, schließlich habe ich da den größten Teil meiner Karriere verbracht. Seit 33 Jahren bin ich mit Uwe Kamps gut befreundet und habe auch zu allen, mit denen ich bei der Borussia zusammengearbeitet habe, ein gutes Verhältnis.“ Seine Beziehung zu Borussia Mönchengladbach beschreibt er nun wie folgt: „Ich bin interessiert, wie sich die Borussia entwickelt, habe zuletzt auch das Heimspiel gegen Hannover gesehen, aber es ist nicht so, dass der erste Blick direkt auf das Ergebnis von Borussia geht.“

„Es ist für mich eine ungesunde Entwicklung“

Mehrfach schon ist Frontzeck auf seinen Trainerstationen relativ zeitig entlassen worden. Dies kritisiert er auch offen gegenüber der „Hamburger Morgenpost“ wenn er sagt: „Es ist für mich eine ungesunde Entwicklung. Es kann immer mal passieren, dass man merkt, dass es nicht passt. Aber wenn ein Verein vor einer Saison von Kontinuität spricht und nach acht Wochen wird der Trainer entlassen, dann kann etwas nicht stimmen. Trainer bleiben anscheinend das schwächste Glied in der Kette. Sie sind manchmal vielleicht nicht ganz unschuldig, wenn man – gerade im Erfolgsfall – immer alles auf sich bezieht. Fußball ist aber ein Mannschaftssport, es ist also immer eine Gruppe und nie ein Einzelner.“

„Dass Mike Büskens unter Druck stehen soll, kann ich nicht verstehen“

Beim morgigen Kontrahenten hat Mike Büskens massiv mit der derzeitigen Erfolgslosigkeit in seinem Verein zu kämpfen. Für Frontzeck herrscht Unverständnis, dass, der im Sommer noch als Hoffnungsträger verpflichtete gebürtige Düsseldorfer nun anscheinend zur Diskussion stehen soll. Frontzeck findet dazu klare Worte: „Dass Mike Büskens unter Druck stehen soll, kann ich nicht verstehen. Er ist im Sommer neu zur Fortuna gekommen, der Verein muss sich nach dem Abstieg erst einmal sammeln. Es müssen neue Spieler integriert werden. Die Mannschaft muss sich finden. Das braucht alles seine Zeit. Es ist derzeit leider so, dass man im Umfeld zu oft zu früh die Nerven verliert.“ Düsseldorf hat er ebenso in sein Herz geschlossen, auch wegen der Erfahrungen
als Fußballprofi: „Ich kann mich an große Spiele mit Gladbach gegen Düsseldorf erinnern. Auch im Europapokal sind wir häufiger ins Rheinstadion ausgewichen. Düsseldorf ist für mich eine sehr schöne Stadt. Und so gern ich die Elbe mag, so sehr mag ich den Rhein.“

„Ich bin bislang zufrieden“

Seit knapp einem Jahr ist Michael Frontzeck nun Trainer beim FC St. Pauli. Damals hat er die Mannschaft vom zuvor glücklosen Andre Schubert auf dem 17. Tabellenplatz übernommen. Nun steht man immerhin auf einem Mittelfeldplatz. Allerdings ist die diesjährige 2. Bundesliga bisher so ausgeglichen besetzt, dass ein paar Niederlagen in Serie schon wieder den Trainer in die Kritik rücken lassen. Frontzeck hingegen zeigt sich sichtbar stolz, wenn er über seinen Anteil an der Entwicklung der Mannschaft berichten darf: „Das müssen andere beurteilen. Als ich hergekommen bin, stand die Mannschaft auf dem 17. Platz. Wir haben es mit sieben Punkten aus den letzten drei Spielen geschafft, uns auf Platz zehn zu schieben, konnten den Abstieg aber erst am vorletzten Spieltag definitiv abwenden. Das habe ich alles nicht vergessen. Wir haben jetzt eine neue Mannschaft, haben eine gute Mischung aus talentierten, jungen, hungrigen Spielern und gestandenen Profis. Neun Spieler sind dazu gekommen, da ist es klar, dass wir Zeit brauchen. Denn der Reifeprozess einer Mannschaft dauert einfach. Aber ich bin bislang zufrieden.“

„Entscheidend ist für mich, dass man bei sich sein muss“

Zugleich scheint er von dieser Aufgabe echt begeistert zu sein, denn auch er weiß, dass der FC St. Pauli beileibe kein gewöhnlicher Verein ist, wie er gegenüber der „Hamburger Morgenpost“ nun verraten hat: „St. Pauli ist ein Klub, der nicht alles für den Erfolg opfert, sondern seinen Werten treu bleibt. Der Verein hat sich in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt. Wir verfügen über ein herausragendes Publikum. Gerade junge Spieler haben hier die Möglichkeit, sich sehr gut zu entwickeln, da Fehler von den Fans verziehen werden. Sie stehen in jedem Spiel zu 100 Prozent hinter der Mannschaft. Das ist großartig.“ Über seine persönliche Entwicklung kann er folgendes berichten: „Man entwickelt sich ja immer weiter. Entscheidend ist für mich, dass man bei sich sein muss. Man muss von dem, was man tut, überzeugt sein. Ich genieße meine Arbeit hier, sie macht mir viel Spaß.

Düsseldorf mit Potential für das obere Drittel

Vor dem hochbrisanten Spiel der beiden ehemaligen Bundesligisten scheint für ihn absolut klar zu sein, dass es keinen klaren Favoriten in diesem Duell gibt, da Düsseldorf über deutlich mehr Potential verfügt, als dies der momentane Tabellenplatz derzeit aussagt: „Es wird ein ausgeglichenes Spiel. Ich habe Düsseldorf gegen Dresden gesehen. Fortuna hat eine gute Mannschaft und eine Reihe namhafter Spieler, mit denen sie ins obere Drittel kommen sollte. Ob es dann auch für das Aufstiegsrennen reicht, kann ich zu so einem frühen Zeitpunkt, an dem noch alles so dicht beieinander ist, nicht sagen.“

„Da habe ich schon andere Sachen erlebt“

Eine nicht so unangenehme Erfahrung musste er auch machen, als er nach einem schweren Zusammenprall im Training sogar eine Notoperation über sich ergehen lassen musste. Frontzeck jedoch ist ein „harter Hund“ und möchte klarstellen, dass sein Leben nicht wirklich in Gefahr gewesen ist: „Glauben Sie nicht alles, was so berichtet wird. Es war ein kleiner Eingriff, bei dem die Lunge aufgerichtet wurde. Aber es war nichts Größeres. Da habe ich schon andere Sachen erlebt. Ich habe mir bei dieser ganzen Geschichte keine Gedanken um mein Leben gemacht. Und die drei, vier Rippen sind auch wieder gut zusammengewachsen.“


Informationen
Quelle: mopo.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Michael Frontzeck, FC St. Pauli, Fortuna Düsseldorf, Mike Büskens, Borussia Mönchengladbach
Datum: 22.09.2013 14:08 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-st--pauli-trainer-frontzeck--„es-ist-klar--dass-wir-zeit-brauchen“-7796.html
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