St. Paulis-Kalla: „Ich bin sehr sicher, dass der FC St. Pauli immer noch der andere Verein ist“


St. Paulis-Kalla: „Ich bin sehr sicher, dass der FC St. Pauli immer noch der andere Verein ist“
Seit dem Jahr 2003, also seit elf Jahre spielt der mittlerweile 27-jährige Jan-Philipp Kalla für den Zweitligisten FC St. Pauli. Der gebürtige Hamburger hat sich damit zum Publikumsliebling entwickeln können. Die gleichen Ambitionen bezüglich des Beliebtheitsfaktors hat der gleichaltrige Neuzugang Michael Görlitz, der vom Ligakonkurrenten FSV Frankfurt ans Millerntor gewechselt ist und einen von bislang drei Neuzugängen darstellt. Die beiden erfahrenen Spieler haben sich nun gegenüber dem „Hamburger Abendblatt“ ausführlich im Trainingslager im österreichischen Villach äußern können. So erzählen sie durchaus interessante Geschichten in diesem ausführlichen Interview.

„Die Spieler haben es mir leicht gemacht“

Rund einen Monat befindet sich Michael Görlitz nun also im Trainingsbetrieb bei den Kiezkickern. Der ehemalige Schweden-Legionär. Über seine erste Zeit bei seinem neuen Verein kann der Mittelfeldspieler folgendes berichten: „Ich habe mich ja schon vor dem ersten Training mit meinem ehemaligen Frankfurter Teamkollegen John Verhoek und auch mit Bernd Nehrig ausgetauscht. Daher wusste ich ein bisschen, was mich hier erwartet. dies ist auch so eingetreten. Ich bin wirklich sehr gut vom Team aufgenommen worden. Die Spieler haben es mir leicht gemacht.“ Zudem kann er nur allzu gut bestätigen, dass dieser Verein etwas ganz Besonderes darstellen kann, was auch mit den speziellen Anhängern zusammenhängt: „Der Verein hat auf jeden Fall einen ganz speziellen Charme. Das liegt nicht zuletzt an den Fans, die einfach das gewisse Etwas haben und anders sind als die Anhänger der meisten anderen Vereine.“

Kalla widerspricht ungesunden Wandel zum Kommerzklub

In den letzten Jahren ist besonders aus Fankreisen immer wieder die Vermutung nahe gelegt werden, dass der FC St. Pauli sein Image als außergewöhnlicher Verein deutlich abgelegt hat, weil die Kommerzialisierung auch beim Hamburger Stadtteilklub schon Einzug gehalten hat: „Ich bin sehr sicher, dass der FC St. Pauli immer noch der andere Verein ist. Klar, es gab in den vergangenen Jahren einige Veränderungen, aber es verändert sich behutsam und Stück für Stück, wenn man zum Beispiel an den Stadionumbau denkt. Hier läuft alles geregelt und gut überlegt ab und es behält überwiegend seinen Charme. Es gibt aber eben auch Dinge, wie etwa Logen im Stadion, die muss man einfach mitmachen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Andererseits gab es auch schon viele Angebote, den Stadionnamen zu verkaufen. Aber solche Sachen wird es bei uns in naher Zukunft sicherlich nicht geben.“

Kallas neue Aufgabe als Führungsspieler

Lange Zeit galt Kalla als das Eigengewächs, welches auf den sportlichen Durchbruch wartet, auch weil die Leistungen nur allzu selten wirklich konstant abgerufen werden konnten. Mittlerweile hat er seine Leistungen auf ein konstantes Niveau bringen können. Er zeigt sich gegenüber dem „Abendblatt“ auch ein Stück weit stolz, dass er für diesen Verein spielen kann: „Erst einmal freue ich mich natürlich, dass ich noch hier bin. Es ist jetzt mein zwölftes Jahr beim FC St. Pauli, und habe eine ganze Menge miterlebt. Ich habe noch im alten Stadion gespielt und mich im alten Clubheim umgezogen. Ich sehe es als Aufgabe und Herausforderung an, den neuen und jungen Spielern etwas von diesem anderen FC St. Pauli mit auf den Weg zu geben. Das sind oft auch eher Kleinigkeiten, die man zwischendurch mal in den Raum wirft.“ Und er wird noch ein Stück weit konkreter, wenn er zu berichten weiß: „Rassismus und auch Sexismus haben bei uns keinen Platz. Das sollte zwar überall selbstverständlich sein, ist aber wahrscheinlich nicht in jedem Verein so. Darum sollte bei
uns zum Beispiel kein Spieler mit einem T-Shirt herumlaufen, auf dem eine nackte Frau abgebildet ist. Ich versuche Vorbild zu sein, auf dem Platz und neben dem Platz, damit andere sich daran ein Beispiel nehmen können.“

Görlitz freut sich über Tippgeber Kalla

Jan-Philipp Kalla kann als dienstältester St. Pauli-Spieler den neuen Spielern doch einige wichtige Sachen mit auf den Weg geben. Dies hat er auch getan. Görlitz zeigt sich dafür dankbar: „Ich denke, es ist grundsätzlich gut, einen solch erfahrenen Spieler im Team zu haben, den man auch zu den speziellen Abläufen fragen kann, und bei dem man sich Tipps holt.“

Heimbilanz muss verbessert werden

Eine große Problematik in der Vorsaison war ganz gewiss die maximal mäßige Heimbilanz bei gerade einmal fünf Siegen vor dieser stimmungsvollen Kulisse. Daran sollte unbedingt gearbeitet werden, da man das heimische Millerntor-Stadion wieder zu einer Festung machen möchte. Das Ziel eine Heimmacht zu werden ist klar postuliert worden. Görlitz hat eines der stimmungsvollsten Stadien in Deutschland bislang nur als Gästespieler wahrgenommen. Er kann bestätigen, dass sich die Gästespieler in solch einer Atmosphäre absolut wohlfühlen: „Das stimmt auf jeden Fall. Es herrscht dort immer eine harmonische Atmosphäre, weil die St. Pauli-Fans nicht selten auch für die Gastmannschaft klatschen. Für eine auswärtige Mannschaft ist es immer auch eine große Motivation, in einem ausverkauften Stadion, und das ist am Millerntor eigentlich immer der Fall, zu spielen.“

„Wir sind alle sehr heiß auf die neue Saison“

Kalla hat sich klar zum Ziel setzen können, dass der Wohlfühlfaktor für die gegnerischen Spieler sich zukünftig deutlich in Grenzen halten soll. Dafür hat er auch schon ein mögliches Erfolgsrezept ausfindig machen können: „Wir müssen schon im allerersten Heimspiel der neuen Saison klar machen, dass es für den Gegner an dem Tag und auch für alle weiteren Gegner am Millerntor nichts zu holen gibt. Wir sind alle sehr heiß auf die neue Saison, weil alle, die bisher schon bei uns waren, mit dem Ende der vergangenen Saison und mit der Heimbilanz nicht zufrieden waren. Es heißt für uns, von Anfang an zu kratzen, beißen und grätschen, so weit es im erlaubten Rahmen ist.“

Görlitz freut sich über moderneres Training bei Pauli

Naturgemäß bekommt es Görlitz bei seinem neuen Verein auch mit einem neuen Coach zu tun. Roland Vrabec wird ihn künftig fußballerisch betreuen und dann hoffentlich auch weiterbringen können. Nun nennt Görlitz die wichtigen Unterschiede zwischen seinem Ex-Trainer Benno Möhlmann und seinem neuen Coach: „Ich hatte vorher beim FSV Frankfurt ja mit Benno Möhlmann einen erfahrenen Trainer, der schon sehr lange im Profifußball tätig ist. Ich habe in der kurzen Zeit beim FC St. Pauli durchaus einige Unterschiede erkennen können. Es ist hier ein moderneres Training, bei dem auch die Taktik eine größere Rolle spielt, was ich sehr gut finde.“


Informationen
Quelle: abendblatt.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: FC St. Pauli, Michael Görlitz, Jan-Philipp Kalla, 2. Bundesliga, Vrabec
Datum: 20.07.2014 11:04 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-st--paulis-kalla--ich-bin-sehr-sicher--dass-der-fc-st--pauli-immer-noch-der-andere-verein-ist-14105.html
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