Stanislawski und seine Vorstellungen vom 1. FC Köln


Der 1. FC Köln möchte sich ein neues Image geben. Die zweite Bundesliga ist ein Zeichen für den Aufbruch. Einige Fans befürchten, dass es einen neuerlichen Einbruch geben könnte, weil die Stützen wegbrechen und eine falsche Personalpolitik betrieben wurde. Der Kölner an sich ist schwankend und emotional. Diese Gefühlsachterbahn demonstriert er nun auch hinlänglich wenige Wochen vor der ersten Zweitligasaison seit über vier Jahren. Der neue Trainer Holger Stanislawski erklärt einen möglichen Weg, der Erfolg versprechen kann.

Dabei äußert er sich im großen Interview mit dem Fachmagazin „kicker“ zu verschiedenen Themen, die den Fan interessieren. Bei St. Pauli war er als Spieler und Trainer fast schon eine Art Volksheld. In Hoffenheim passte er nicht rein. Es wird immer mehr deutlich, dass der impulsive „Stani“ in einem Verein arbeiten muss, wo Leidenschaft und Tradition gleichermaßen herrscht. Die Wichtigkeit dieser Station beschreibt er: „Ich sehe das für mich nicht als so wichtig, auch wenn in Hoffenheim nach sieben Monaten das Aus kam. Jeder kennt die Gründe, die nicht im Sportlichen lagen. Wichtig ist, dass ich meine Energie in dieses Projekt stecken kann. Hier wird mir nicht langweilig.“
Sehr kontrovers wird die Torwartentscheidung diskutiert. Schon sehr früh hat sich Stanislawski auf den erst 19-jährigen Timo Horn festgelegt. Der 42-Jährige äußert sich dazu: „Es ist natürlich ein wahnsinniger Schnitt. Acht oder neun Stammspieler machen den Umbruch nicht mit. Wir werden nicht dem Jugendwahn verfallen, aber sicherlich schon das eine oder andere Mal mit weniger erfahrenen Profis Spiele verlieren. Wir wollen sehr frisch, sehr frei spielen. Irgendwann brauchen diese Jungs das Vertrauen, müssen sich die Hörner abstoßen.“
Viele Variable gibt es im Kader des FC. Schwierig könnte es dann werden, wenn eine kritische Situation eintritt. Vertrauen und Erfahrungswerte sind in solch einer Situation von einer enormen Bedeutung. Auch deshalb hat er sich bewusst dafür entschieden Keeper Thomas Kessler aus Frankfurt zurückzuholen. Mit dem 26-Jährigen arbeitete er bereits erfolgreich beim FC St. Pauli. Auch sein ehemaliger Schützling Matthias Lehman ist in den Fokus gerückt. Der Kölner Hoffnungsträger hat dazu eine Meinung: „Es hilft, wenn du Spieler hast, die die Abläufe schon verinnerlicht haben. Es ist wichtig, wenn man Charaktere kennt, die vorleben können, was man will. Wir haben Tobias Strobl aus Hoffenheim dazu geholt und Kessler. Bislang haben wir noch keine weiteren Spieler verpflichtet, die ich kenne. Warten wir ab. Bastian Oczipka hätte ich gerne hier gesehen, aber es ist nicht alles möglich.“
Bewusst wird auf die hervorragend ausgebildete Jugend gesetzt, die eine Rarität in den letzten Jahren, die Identifikation, wieder intensivieren sollen. Ein Konsens muss nämlich ohne jeden Zweifel erreicht werden. Nur gemeinsam mit den Fans kann diese „Höllentou
r“ in der zweiten Liga erfolgreich durchgestanden werden. Persönliche Egoismen müssen hinten angestellt werden. Mit Bröker, Chihi und Clemens gibt es große Hoffnungsträger bei den ambitionierten Rheinländern. Auf die Frage, ob er wieder offensiver spielen möchte, antwortet der Trainer: „Ja, wir haben anfangs in Hoffenheim und St. Pauli ohne Stürmer, nur mit Mittelfeldspielern gespielt. Wir müssen sehen: Wie weit sind die jungen Stürmer, Ishak und Przybylko? Dahinter haben wir variable Spieler. Sie sollen sehr flexibel spielen.“
Harsche Kritik übte nach seiner Beurlaubung Ex-Trainer Stale Solbakken, der viele Sachen in Köln massiv kritisiert hat. Bei sich selbst hat er jedoch eine ausgeprägte Milde walten lassen den „chaotischen Verein“ für viele Fehlleistungen verantwortlich gemacht. Stanislawski möchte hingegen nicht in die Vergangenheit zurückschauen, sondern merkt lediglich an, dass er sich anders verhalten hätte. Zum „kicker“ sagt er zu dieser Geschichte: „Ich habe das kicker-Interview bewusst nicht gelesen. Ich hätte in Hoffenheim sicherlich auch Gründe gehabt, Tabula rasa zu machen, aber das macht man einfach nicht. Das tut im Nachgang keinem gut. Und ich habe als Person und als Trainer dadurch unheimlich gewonnen. Ich möchte relativ unbefleckt in diese Aufgabe reingehen, auch wenn das schwierig ist, weil dir jeder erzählt, was nicht lief. Aber leicht kann jeder . . .“
Sehr große Hoffnungen werden mit dem aus Hoffenheim neuverpflichteten Tobias Strobl verknüpft. Vielleicht kann der 21-Jährige die Überraschung im „neuen FC-Team“ werden. Stani predigt Realismus, wenn er sagt: „Tobi hat keine Stammplatzgarantie, aber mir gefällt der Junge. Er ist ruhig, sachlich, klar im Kopf und er marschiert einfach. So ein klarer Charakter ist hier ganz wichtig. Aber er ist nicht der einzige. Clemens, McKenna oder andere Spieler haben gemerkt, was hier passiert ist, dass sich der Verein nicht mit Ruhm bekleckert hat - nicht nur die Mannschaft. Tobi wird auch mal nicht spielen, aber das Wichtigste ist: Er marschiert.“
Seine Idee vom Fußball beschreibt er: „Zum Fußball gehört Emotionalität genauso wie Fitness. Mit Lethargie in ein Zweitliga-Spiel zu gehen, ist schwer. Aber nur durch Laufen und Kämpfen wirst du Achter. Das langt nicht. Wir wollen attraktiv spielen, den Fans etwas zurückgeben. Wir sind in der Bringschuld.“


Informationen
Quelle: www.kicker.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: 1. FC Köln; Stanislawski; Clemens; Horn; Kessler; Strobl; McKenna
Datum: 17.06.2012 19:32 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-stanislawski-und-seine-vorstellungen-vom-1--fc-koeln-986.html
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