Stanislawskis Spiel gegen die eigene Vergangenheit


Der Fokus vor dem heutigen Zweitliga-Top-Spiel zwischen dem 1. FC Köln und dem FC St. Pauli ist ganz klar und deutlich auf die Rheinländer gelegt, die mit einem dreifachem Punktgewinn den Weg aus der sportlichen Krise schaffen wollen. Trotzdem sollte man auf die Paulianer achten, weil auch das Team von Trainer Andre Schubert zum Siegen fast schon verdammt scheint.

Mit einem Auswärtssieg in der Domstadt kann der Anschluss an die oberen Plätze hergestellt werden. Deshalb wurde in den rund zwei Wochen auch extrem intensiv an den bisher gezeigten Schwächen gearbeitet. Gegenüber dem „Hamburger Abendblatt“ nennt Trainer Schubert die primären Inhalte der Übungseinheiten: „Es ging um Spielaufbau, Zweikampfverhalten, Aggressivität, hohes Verteidigen, frühes Attackieren. Schließlich wollen wir unsere offensive Orientierung beibehalten.“
Dies war die Legung auf den sportlichen Fokus. Dennoch muss klar konstatiert werden, dass fast alle Medien äußerst ausführlich sich der Thematik um Holger Stanislawski gewidmet haben, der zum ersten Mal in einem Pflichtspiel auf seinen ehemaligen Verein trifft. 18 lange Jahre war der kahlgeschorene Coach beim Hamburger Stadtteilverein aktiv und ist zu einer Ikone rund um das Millerntor mutiert.
Sein „Herzensverein“ aus der Hansestadt könnte mit einem Sieg im Rhein-Energie-Stadion dafür sorgen, dass es auch in der nächsten Spielzeit zumindest aus Kölner Sicht zu weiteren Duellen mit den „Freibeutern der Liga“ kommen wird. Es dürfte unrealistisch sein, bei dann nur einem Zähler nach fünf Spieltagen vom Aufstieg des FC zu spekulieren. Die Vergangenheit und auch die Tendenz spricht klar gegen die Domstädter, denn seit nunmehr 13 Partien wird auf einen Sieg gewartet. Mehr als einen Treffer konnte das Geißbockteam zuletzt im Dezember 2011 gegen den SC Freiburg erzielen. Dennoch ist der Ex-Stanislawski-Schützling Marius Ebbers von den Qualitäten des 42-Jährigen vollauf überzeugt, wenn er gegenüber dem „Abendblatt“ erklärt: „Es ist schwer, dies als Außenstehender zu bewerten, aber ich denke, Stani ist im Moment grundsätzlich noch sicher. Sollten da jetzt noch weitere Spiele kommen, die ähnlich wie die ersten laufen, wird es allerdings auch für ihn eng.“ Trotz seiner FC-Vergangenheit muss Ebbers offen einräumen: „Ich wünsche es ihm nicht, aber wir werden Stani jetzt nicht helfen können.“
Wie tief „Stani“ noch bei Pauli verwurzelt ist, beweist auch die Tatsache, dass seine Nummer 21 nicht mehr vergeben wird. Viel mehr Anerkennung kann einem Spieler nicht mehr zuteil werden. Zu einigen Spielern und Verantwortlichen steht er noch in Kontakt. Dennoch ist seine Zielsetzung
klar: „Wir brauchen die Punkte, und letztendlich ist es wurscht, gegen wen du spielst: Barcelona, Real Madrid oder St. Pauli.“ Einen kleinen Rückblick erlaubt er sich jedoch auch, wenn er konstatiert: „Wir als Dreigestirn haben mehr Jahre St. Pauli auf dem Buckel als alle, die da jetzt tätig sind, zusammen.“ Und ergänzt die Leistungen, die das Trio für den chronisch klammen Verein gezeigt hat: „Wir haben damals einiges für diesen Verein auf den Weg bringen können, sodass der FC St. Pauli jetzt gut dasteht. In einer Zeit, die ähnlich schwer war wie jetzt hier, mit ganz vielen Schwierigkeiten im Rucksack.“
Trotz allem ist der Druck klar bei den Kölnern liegend. Dies bestätigt auch Ebbers: „Ich erwarte ein heißes Spiel. Die müssen, wir wollen drei Punkte haben. Sie haben den höheren Druck.“ Dabei gibt es enge Verbindungen zwischen diesen beiden Vereinen, denn neben Ebbers haben auch Florian Kringe und Christopher Buchtmann eine Kölner Vergangenheit. Die Motivation wird dementsprechend enorm sein. Beim 1. FC Köln hat Matthias Lehmann mehrere Jahre das Pauli-Trikot getragen. Nach seinen Achilllessehnenproblemen hofft er auf einen Einsatz. Sympathie ist zumindest schon einmal vorhanden. Dennoch wird diese zumindest während der 90 Spielminuten nicht so stark ausgeprägt sein.
Auch Stanis Nachfolger ist angetan von der Vergangenheit seines Gegenübers: „Ich finde es toll, dass ein Spieler oder Trainer überhaupt so lange bei einem Verein wirken kann.“ Und er fügt hinzu: „Und es ist doch klar, dass, wenn einer so lange einen Verein geprägt hat, er dann noch viele Freunde und Beziehungen zum Klub hat. Es belastet mich auch nicht, dass er seinen Ring aufzieht.“ Den berühmten Paulianer Aufstiegsring soll diesmal den Kölner Glück bringen, so seine Hoffnung. Schubert versucht diese Situation ein wenig zu relativieren: „Wir spielen nicht gegen Holger Stanislawski, wir spielen gegen den 1. FC Köln. Es sei denn, Stani läuft selbst auf. Aber dann würde ich kontern und Schulle (Co-Trainer Timo Schultz, d. Red.) spielen lassen. Aber noch mal: Da spielen nicht zwei Trainer, sondern zwei Mannschaften gegeneinander.“
Für Kölns selbstbewussten Torwart Timo Horn ist ein Anreiz schon mal gegeben, denn: „Ganz klar, wir holen den Sieg für Stani.“


Informationen
Quelle: abendblatt.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: 1. FC Köln; Stanislawski; FC St. Pauli; Schubert; Ebbers; Buchtmann; Kringe; Lehmann; Horn
Datum: 17.09.2012 20:43 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-stanislawskis-spiel-gegen-die-eigene-vergangenheit-2221.html
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