Unruhige Löwen wollen ihre Stärke demonstrieren


Der TSV 1860 München ist auch weiterhin mächtig ambitioniert, wenn es darum geht, dass in echte Verstärkungen investiert wird. Wie auch im Fall vom albanischen Angreifer Armando Sadiku, der beim Schweizer Zweitligisten FC Lugano in elf Spielen immerhin schon acht Treffer erzielen konnte. Nun ist er in den Fokus des Münchener Traditionsvereins gerückt, der sich anschickt, möglichst schon in dieser Spielzeit den langersehnten Aufstieg in die Bundesliga zu erreichen.

Ohne Frage ist der Spielerkader von 1860 München qualitativ und quantitativ sehr ansprechend besetzt. Dies hat der reiche Mäzen Hasan Ismaik mit der Öffnung seines Geldbeutels geregelt. Dennoch gibt es offensichtlich im Angriff einige Verbesserungsmöglichkeiten. Mit Benjamin Lauth gibt es zweifelsfrei einen hervorragenden Akteur im Spiel von 1860, der im Sturm die notwendige Klasse mitbringt. Wenn der vereinstreue Spieler jedoch einmal verletzt sein sollte, dann droht wahres Ungemach, denn der im Sommer aus Polen verpflichtete Argentinier Ismail Blanco offenbart noch erhebliche Defizite in vielerlei Hinsicht, denn seine starken Leistungen aus der ersten, polnischen Liga konnte er im deutschen Unterhaus noch nicht an seine beste Leistungsfähigkeit anknüpfen.
Sicherlich muss mit dem spielstarken Südamerikaner noch ein wenig Geduld geübt werden. Dennoch ist davon auszugehen, dass der 29-Jährige sein großes Potential möglichst schnell unter Beweis stellen kann. Wenn dies jedoch bis zur Winterpause nicht ausreichend getan worden ist, dann ist davon auszugehen, dass der albanische Angreifer Armando Sadiku eine gute Alternative darstellen könnte. Der 21-Jährige hat in dieser Spielzeit in elf Partien schon stolze acht Treffer erzielen können. Auch in der WM-Qualifikation hat er bereits seinen Torinstinkt unter Beweis stellen können und traf für sein Heimatland. Keine Neuigkeit, denn auch in der abgelaufenen Spielzeit hat er schon 19 Treffer in 27 Ligaspielen für seinen Arbeitgeber beisteuern können.
Während im Angriff noch weiter nach möglichen Verstärkungen gesucht wird und auch Neuverpflichtungen nicht auszuschließen sind, ist im Mittelfeld genügend Personal vorhanden, um die Münchener noch spielstärker und unberechenbarer zu machen. Besonders das Comeback vom griechischen EM-Teilnehmer Grigoris Makos nach acht Wochen Pause erweitert die Zuversicht im „Löwenstüberl“.
Sein ehemaliger Trainer bei Panionios Athen Ewald Lienen hat seinen einstigen Mittelfeldspieler Makos angerufen. Dieser konnte trotz der durchaus prekären Situation seinem Trainer raten. Seine Begründung liefert der Spieler von 1860 München gegenüber der „Münchener Abendzeitung“: „Die Ausgangslage ist ganz schlecht, aber Ewald ist ein Kämpfer, er kann das schaffen. Es tut mir weh, wenn ich sehe, wie es AEK heute geht. Ich leide mit. Es ist mir schwergefallen, den Verein in so einer Situation zu verlassen.”
Sein Wechsel von Griechenland nach Deutschland liegt schon einige Monate zurück. Dennoch hat der sympathische Nationalspieler sichtbare Schwierigkeiten über die desaströse, finanzielle Situation zu sprechen. Auch seine Verletzungsgeschichte ist beileibe nicht einfach zu verkraften, da er sich am 9. August im Training nach nur einem Pflichtspiel bei seinem neuen Arbeitgeber das Syndesmoseband im linken Fuß gerissen hat. Neun, lange Wochen Pause waren zu überstehen, bis er im Testspiel gegen den Drittligisten SV Wacker Burghausen sein langersehntes Comeback geben wird. Ein zufrieden wirkender 1860-Trainer Rainer Maurer erklärt sich mächtig zufrieden mit der Wiederkehr des potentiellen Führungsspielers, der in den letzten Jahren durch konstant starke Leistungen in der griechischen Liga auf sich aufmerksam machen konnte. Folglich ein zufriedener Coach: „Das ist ein sehr positives Zeichen für uns. Wir haben ihn geholt, damit er einer der Leistungsträger bei uns wird.”
Dennoch sollte auch in diesem Fall Realismus Einzug halten, da die Hoffnungen Makos ein wenig überfordern könnten. Es dürfte sicherlich klar sein, dass körperliche Schwächen da sein werden. Auch die mentale Komponente darf keineswegs u
nterschätzt werden. Deshalb versucht der clevere Hellene auch verbal die Erwartungen zu drücken, indem er mitteilt: „Ich muss die Verletzung aus meinem Kopf rausbekommen. Ich darf nicht mehr so viel dran denken und will sie so schnell wie möglich vergessen. Außerdem muss ich sehen, wie meine Kondition ist. Ich bin selbst gespannt darauf, wie ich in Form bin.“
Selbst scheint er noch ein wenig skeptisch zu sein, während die Teamkollegen die große Vorfreude auf den Rückkehrer demonstrieren. Der Defensivkollege Kai Bülow äußert sich über die enormen körperlichen Voraussetzungen von Makos: „Er hat eine überragende physische Präsenz. Das sieht man schon im Training, hoffentlich kann er das auch im Spiel zeigen. Er macht uns auf jeden Fall alle besser.“ Auch der meinungsfreudige Goalgetter Benni Lauth sieht die deutlichen Vorteile mit dem Griechen im Spiel: „Wir werden von seiner Rückkehr klar profitieren. Aber er war lange weg. Man sollte nicht zu schnell zu viel verlangen.”
Dennoch muss man auch in dieser Situation die Realität keineswegs verkennen, denn auch ohne den potentiellen Führungsspieler präsentierten sich die „Löwen“ bärenstark. In neun Pflichtspielen seit seiner Verletzung gab es nur in Berlin eine Niederlage, als gegen den klaren Aufstiegsfavoriten Hertha BSC verdient mit 0:3 verloren worden ist. Der „echte Profi“ Makos hat die bisherigen Begegnungen analysiert: „Ich habe die Spiele studiert, viel über die Liga gelernt. Wir waren nicht immer gut, aber wir haben Punkte geholt. Das macht es leichter für mich, wenn ich wieder zurückkomme.”
Den enormen Ehrgeiz kennt auch Trainer Maurer, der den zuvor chronisch fitten Griechen möglichst schnell wieder richtig fit haben möchte. Dies ist sein erklärtes Ziel, deren Umsetzung jedoch keine Einfachkeit sein wird. Denn auch Maurer weiß: „Wir müssen höllisch aufpassen. Nach solchen Verletzungen gibt es oft Folgeverletzungen, wenn der Muskel müde wird, wird es gefährlich.“ Makos möchte viel spielen und das möglichst schnell. Der erfahrene 60er-Trainer jedoch möchte erst einmal in Ruhe diese Situation bewerten und auch deshalb wird Maurer nur für eine Halbzeit spielen. Die Begründung vom Löwen-Coach: „Alles andere wäre absolut unvernünftig.“
Die Defensivarbeit ist zumindest schon einmal sehr gut gelöst worden. Grund dafür sind die beiden erfahrenen Akteure wie Aygün und Vallori. Über sein Zusammenspiel mit dem Spanier meint der Deutsch-Türke Necat Aygün: „Guillermo und ich kommunizieren viel. Das hilft einem auch im Spiel. Alle dreißig Sekunden sage ich ihm, wo sein Gegenspieler ist und wo der hinläuft. Und umgekehrt macht er das Gleiche. Auch privat harmonieren wir gut. Als Guillermo letzten Winter zu uns kam, war mir gleich klar, dass das passt.“ Über seine ganz persönliche Beziehung zum süddeutschen Traditionsverein lässt der 32-Jährige wissen: „Als die Sechziger 1994 in die Bundesliga aufstiegen, war ich 14 und als Balljunge im Stadion. Auch die Aufstiegsfeier auf dem Marienplatz habe ich miterlebt. Damals dachte ich mir: ,Das will ich auch mal als Spieler erleben.’ Dieser Wunsch ist immer noch da. Seitdem ich für die Profimannschaft der Löwen spiele, verfolge ich nur ein Ziel: den Wiederaufstieg. Ich erinnere mich gut daran, wie das bei Sechzig war in der Ersten Liga – diese Euphorie und die Derbys gegen Bayern. Ich tue jetzt alles dafür, dass wir das in naher Zukunft wieder erleben können.“ Diese Worte wurden von ihm auch wahrlich schon mit Leben gefüllt. Die Konstanz und der Wille zum Aufstieg werden wichtige Faktoren auf dem Weg Richtung Erstklassigkeit sein.


Informationen
Quelle: abendzeitung-muenchen.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: TSV 1860 München; Maurer; Lauth; Sadiku; Makos; Aygün; Vallori
Datum: 12.10.2012 19:43 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-unruhige-loewen-wollen-ihre-staerke-demonstrieren-2480.html
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