Vergleich zwischen VHS und dem 1. FC Köln? Beide kämpfen um ihr Ansehen!


Bei einigen Fans des 1. FC Köln ist schon vor Beginn der feucht-fröhlichen Karnevalszeit gefühlstechnisch Aschermittwoch angesagt. Grund dafür ist die frappierende Torarmut ihres Herzensverein, der in fünf Zweitliga-Spielen nur einen Treffer erzielen konnte. Mit zwei Zählern belegen sie einen völlig enttäuschenden 16. Tabellenplatz im deutschen Fußball-Unterhaus.

Natürlich sind diese Zahlen, nicht gerechtfertigt, wenn man die Ansprüche eines der größten deutschen Traditionsvereine kennt, der es von seinem Umfeld und der Infrastruktur faktisch bis in den Europacup schaffen könnte. Doch jahrelanges Missmanagement von Personen, die mehr von ihrer Vergangenheit lebten und so schienen, als hätten sie die Buchführung in einem Wochenendkurs der lokalen Volkshochschule gelernt, führt nun zu einem finanziellen Drahtseilakt. Mit welch optimistischer „Milchmädchenrechnung“ über die Finanzen eines der einst angesehenster Vereine der Bundesrepublik beurteilt wurde, hinterlässt nur kollektives Kopfschütteln. Die derzeitigen Probleme wurden in der Vergangenheit durch Inkompetenz vorbereitet. Das Ansehen des Vereins sinkt in der öffentlichen Wahrnehmung weiter. Siehe den Vergleich mit der VHS. Früher respektiert, später akzeptiert, nun nur noch belächelt. Eine Entwicklung, die bei den alteingessenen FC-Fans zu ständiger Tränenbildung führen muss.

Glücklicherweise haben die oftmals kritisierten FC-Fans nach dem 0:0 gegen den FC St. Pauli ein ganz feines Gespür bewiesen und das sichtlich bemühte, leidenschaftlich kämpfende Team bedingungslos unterstützt. Nach dem Spiel gab es kollektiven Szenenapplaus. Eine Geste, die den FC-Profis wirklich gut getan hat, denn sie haben alles Mögliche gegeben, damit der erste Saisonsieg herausspringt. Nun muss eben bei einem direkten Konkurrenten im Tabellenkeller, beim 1. FC Union Berlin gepunktet werden, sodass der Anschluss ans Tabellenmittelfeld wieder hergestellt werden kann. Nicht dabei sein wird wahrscheinlich der an Achillessehnenproblemen laborierende Matthias Lehmann, der zuletzt ein leichtes Einzeltraining mit Assistenz-Trainer Klaus-Peter Nemet absolviert hat. Trotz der intensiven Vorbereitung ist ein Einsatz in der „Alten Försterei“ eher unwahrscheinlich, wie auch FC-Trainer Holger Stanislawski gegenüber dem „Express“ anmerkt: „Wir wollen ihn spätestens bis nächsten Dienstag wieder einsatzbereit haben.“ Verteidiger Dominic Maroh hat Probleme in der Hüftmuskulatur, während Kapitän Miso Brecko mit einem Pferdekuss zu kämpfen hat.

Was noch schwerer als die unterschiedlichen Verletzungen wiegt, ist die Tatsache, dass die Torgefährlichkeit reichlich Verbesserungspotential bietet. Dazu ein stets bemühter Thomas Bröker: „Wir müssen aufpassen, dass sich das nicht in den Köpfen festsetzt.“ Um diese mentale Problematik vor dem gegnerischen Gehäuse zu bändigen, versucht der Trainer Einzel- und auch Gruppengespräche bezüglich dieser Thematik wahrzunehmen. Selbstv
erständlich spielt nun auch Torschusstraining eine größere Rolle: „Die Jungs brauchen jetzt viel Zuspruch. Und sie müssen sich ihr Selbstvertrauen im Training holen“, so die Begründung von „Stani“.

Im Spiel gegen Union gibt es wieder neue Möglichkeiten im Angriff, wie der 42-Jährige bestätigen kann: „Da werden die Karten neu gemischt. Jeder hat wieder eine Chance.“ Dennoch muss man aufpassen, da das Stadion in Berlin-Köpenick als „heißes Pflaster“ gilt, was auch der sportliche Leiter Frank Schaefer bestätigen kann: „Das wird ein heißer Fight in der Alten Försterei vor vollem Haus. Wir dürfen deshalb nicht zu viel über unsere Blockade reden. Es sind ja nicht nur unsere Stürmer. Genau wie sie vorbildlich nach hinten arbeiten, ist in der Offensive auch die ganze Mannschaft gefragt.“

Dennoch ist der Ex-Trainer optimistisch: „Das Wichtigste ist, dass man in jedem Moment sieht, dass die Jungs wollen. Sie brauchen keine Zusatzmotivation wie eine Prämie. Die ganze Mannschaft brennt auf Tore, auf Siege. Und die werden sich bald einstellen.“ Auf die Fans darf sich der Verein auch diesmal wieder verlassen. Selbst Sport1-Experte Peter Neururer, der als ehemaliger FC-Trainer die Mechanismen im Umfeld des Domstadtklubs bestens kennt, war von der Begeisterungsfähigkeit der Kölner-Anhänger beeindruckt: „Einmalig. Das hat man bei anderen Traditionsvereinen schon ganz anders gesehen. Wie die Zuschauer den FC trotz Platz 16, trotz aller Schwierigkeiten unterstützen und nach vorne peitschen – darüber sollte man reden. Und nicht über ein paar Chaoten.“ Und weiter lobt er bei „Sport1“, dass die Fans sich mit dieser Mannschaft identifizieren, weil die Söldnermentalität der Vergangenheit angehört: „Das ist das Gute: Motivieren brauchst du von denen keinen.“ Die Stimmung im Stadion beschrieb auch der Kölner Trainer Stanislawski: „Das war eine fantastische Stimmung. Jeder, der ins Stadion kommt, will sehen, dass wir gewinnen, auch mal schmutzig. Aber die Zuschauer haben ein feines Gespür dafür, was die Mannschaft investiert“, und teilt seine Hoffnung der Öffentlichkeit mit: „Wir decken die Gegner oft genug mit Torschüssen ein und irgendwann fällt dieses Tor, dass sich wildfremde Menschen in den Armen liegen. Aber es ist auch, wie die Truppe sich gibt – auf dem Platz und neben dem Platz. Das machen die Jungs super – und auch das war in Köln nicht immer so. Und die Reaktion der Fans ist der Dank dafür.“
Neururer fordert nun vielmehr Geduld im „Express“: „Man muss der Mannschaft Zeit geben, sich zu entwickeln.“


Informationen
Quelle: express.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: 1. FC Köln; Stanislawski; Schaefer; Brecko; Lehmann; Maroh; Neururer
Datum: 20.09.2012 18:31 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-vergleich-zwischen-vhs-und-dem-1--fc-koeln--beide-kaempfen-um-ihr-ansehen--2242.html
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