VfL Bochum: Geburtstagskind Heinemann wünscht sich Integration der Nachwuchsspieler


VfL Bochum: Geburtstagskind Heinemann wünscht sich Integration der Nachwuchsspieler
Bild: dfb.de
Zweifelsfrei ist Frank Heinemann das Gesicht des VfL Bochum. Von den VfL-Fans wird er deshalb auch liebevoll „Funny“ oder „Mister VfL“ gerufen. Seit 1976 ist er schon Mitglied bei den einst „Unabsteigbaren.“ Am heutigen Tag wird das Bochumer-Urgestein 49 Jahre alt und hat sich deshalb mit den Redakteuren der Vereinshomepage „vfl-bochum.de“ zu seinem Ehrentag interviewen lassen.

„Wir wollen viele junge Spieler integrieren“

Auf die obligatorische Frage, was er sich denn in seinem neuen Lebensjahr wünscht, kann er folgende Antwort geben: „Den Klassiker: Gesundheit. Bei aller Aufregung, zum Teil über Kleinigkeiten, vergisst man manchmal, dass nichts so wichtig ist wie die eigene Gesundheit und die der Familie. Bezogen aufs Sportliche, wollen wir die Mannschaft weiter voranbringen. Wir haben einen großen Umbruch bewältigt bzw. immer noch zu bewältigen, wollen weiterhin viele junge Spieler integrieren. Das ist ein ehrgeiziges Unterfangen, das nicht immer reibungslos klappt. Exemplarisch kann man das bei Jan Gyamerah beobachten, der in der Saisonvorbereitung positiv aufgefallen ist, dann aber durch langwierige Verletzungen zurückgeworfen wurde. Im letzten Spiel des Jahres in Dresden konnte er dann wieder mitwirken und dort zeigen, dass er in der 2. Bundesliga bestehen kann.“

Aus der finanziellen Not eine Jugend machen

Heinemann macht deutlich, dass ihm die Arbeit mit jungen Spielern besonders große Freude bereitet, da dort die Identifikation besonders stark ausgeprägt ist. Für den finanziell klammen VfL bietet die Integration von eigenen Talenten aus dem Nachwuchs oder der zweiten Mannschaft deshalb auch eine exzellente Möglichkeit, um wirtschaftlich solide zu wirtschaften und sich sportlich und emotional durch die Eigengewächse zu stärken: „Wir sehen es ja aktuell an Henrik Gulden und Daniel Heber, die wir mit ins Trainingslager nach Spanien nehmen. Auch Lukas Klostermann war beim Feldstufentest am Dienstag dabei. Wir haben Onur Bulut und Fabian Holthaus, die in dieser Saison ihr Profidebüt gegeben haben. Und nicht zu vergessen Felix Dornebusch, der sich nach längerer Verletzungspause inzwischen wieder in Wettkampfform gebracht hat. Man muss dabei aber immer im Blick haben, dass es nicht nur bergauf geht. Das ist für die Spieler und deren Umfeld nicht immer leicht zu verstehen, doch zur Entwicklung junger Spieler gehört es nun mal dazu, dass kleinere Tiefs dabei sind. Trotz der mittlerweile hervorragenden fußballerischen Ausbildung in Deutschland schaffen nur relativ wenige Talente den Sprung in die höheren Spielklassen. Doch der VfL hat sich als gute Adresse herausgestellt, wenn es darum geht, den Sprung nach oben zu schaffen. Nehmen wir unsere Torhüter: Andi Luthe, Michael Esser und Felix Dornebusch sind alle beim VfL ausgebildet worden und haben die Qualität, um im Profifußball zu spielen. Darauf kann der Verein stolz sein.“

Gute Mischung zwischen Erfahrung und Jugendlichkeit

Der erfahrene Co-Trainer Heinemann weiß jedoch ebenso, dass die Mischung zwischen Jung und Alt absolut stimmig sein muss. So ist er sich durchaus bewusst, dass einige Routiniers enorm wichtig für die mannschaftliche Geschlossenheit sind: „Was zum Beispiel Slawo Freier und Marcel Maltritz in dieser Saison geleistet haben, ist fantastisch. Andi Luthe ist zwar erst 26, aber aufgrund seiner Position, seiner Ruhe und seiner Ausstrahlung würde ich auch dazu zählen. Ich könnte mich im Augenblick nicht an einen entscheidenden Fehler von ihm in der Hinrunde erinnern.“

Heinemann beurteilt die Neuzugänge positiv

Über die Neuzugänge fällt „Funny“ ein relativ mildes Urteil. So ist auffällig, dass er den Faktor Zeit und Geduld ins Spiel bringt. Von der Qualität der Sommerneuzugänge zeigt er sich absolut angetan: „Auch da muss man genau hinschauen. Für Danny Latza ist es beispielsweise seine erste Saison in der 2. Bundesliga. Florian Jungwirth kennt zwar die Liga aus seiner Zeit in Dresden, musste sich hier beim VfL aber auch wieder umstellen. Richard Sukuta-Pasu hat beim VfL nun hoffentlich seine Heimat gefunden. Er brauchte einige Zeit, vor allem die Phase ohne anerkannten Torerfolg – gegen Dresden hat er ja regulär getroffen, was aber nicht anerkannt wurde – wirkte sich ein wenig belastend aus. Nicht nur durch seine Tore, die er ja dann erzielen konnte, hat er sich ein großes Standing bei den VfL-Fans erworben, auch seine Art, sich für die Mannschaft einzubringen, kommt gut an. Christian Tiffert bringt viel Erfahrung mit ein, brauchte aber Zeit, um sich nach einer mehrmonatigen Fußballpause zu akklimatisieren. Piotr Cwielong kommt aus einer anderen Liga, aus einem anderen Land und musste sich sportlich und sprachlich neuen Herausforderungen stellen. Patrick Fabian war nach drei Kreuzbandrissen beinahe schon raus aus dem Profifußball, umso bemerkenswerter sein Willen, das Comeback zu realisieren. So, und wenn ich nun ein
en Strich drunter mache, haben wir fast ein komplettes Team, nimmt man die eingangs erwähnten Jungen dazu. Angesichts dieser Bestandsaufnahme ist es eigentlich ganz gut gelaufen. Ich hätte mir ein paar Punkte mehr gewünscht. Gemäß der Hochrechnung, die wir sechs, sieben Spieltage vor dem Jahreswechsel angestrengt haben, sind wir um drei Punkte zurück.“

Ausgeglichene Liga: Fluch oder Segen?

Sehr auffällig ist die Tatsache, dass die Ausgeglichenheit in der 2. Bundesliga besonders stark ausgeprägt ist. Allein der 1. FC Köln, der mit acht Punkten auf einen Nichtaufstiegsplatz die Tabelle anführt und der FC Energie Cottbus, der ebenso viele Punkte Abstand auf einen Nichtbstiegsplatz aufweist, bilden die Ausnahme. Besonders eng geht es im Aufstiegskampf zu, wo vier Teams mit jeweils 31 Punkten um den Relegationsplatz kämpfen. Namentlich sind dies der „gefühlte Bundesligist“ 1. FC Kaiserslautern, der starke Aufsteiger Karlsruher SC und die beiden Kultvereine 1. FC Union Berlin und FC St. Pauli. Sogar fünf Teams sind mit 21 Punkten im Abstiegskampf punktgleich. So sind dies der Reihe nach: FSV Frankfurt, FC Ingolstadt 04, Arminia Bielefeld, FC Erzgebirge Aue und Dynamo Dresden. Bochum hat nur zwei Punkte mehr auf der Habenseite. Zugleich Heinemann beurteilt die Spielklasse wie folgt: „Erst in den letzten Wochen hat sich so etwas wie eine Spitzengruppe gebildet. Und bis auf Köln kann man auch noch nicht davon sprechen, dass der Rest weit enteilt wäre. Ich gehe aber davon aus, dass sich aus dem Kreis der jetzt oben stehenden Mannschaften die Aufsteiger rekrutieren werden. Vielleicht wird noch eine Mannschaft dazu stoßen, das war´s dann aber. Wir haben gegen starke Teams – mit Ausnahme des Union-Heimspiels – gut ausgesehen. Das spricht auch für unsere Truppe. Man sieht aber, dass man immer das Maximale bringen muss, um Erfolg zu haben. Sandhausen ist dafür ein gutes Beispiel, die haben noch kein Heimspiel verloren. Die Liga ist ständig in Bewegung, bis auf Cottbus, die vor der Winterpause ein wenig an Boden verloren haben, hat jede Mannschaft, auch aus den unteren Tabellenregionen, bewiesen, dass sie Teams von oben schlagen kann. Das ist schön und spannend, doch dabei dürfen wir nicht außer Acht lassen, dass der Abstand nach unten nur sehr gering ist.“

„Es wird weiterhin unsere Aufgabe sein, die jungen Spieler weiter voranzubringen“

Bis Anfang Februar pausiert die 2. Fußball-Bundesliga. Grund genug, um mit einer intensiven Vorbereitung die Grundlage für einen erfolgreichen weiteren Saisonverlauf zu legen, wie das „VfL-Urgestein“ auch deutlich macht: „18 geschossene Tore sind eindeutig zu wenig, da müssen wir uns verbessern. Das Umschaltspiel, für das wir schon oft gelobt worden sind, kann noch verbessert werden. In dieser ausgeglichenen Liga ist es extrem wichtig, defensiv gut zu stehen. Das haben wir mit Ausnahme des erwähnten Berlin-Spiels gut gemacht, das werden wir beibehalten. Wir haben fast fünf Wochen Vorbereitungszeit, eine lange Phase. Uns erwarten sehr gute Testspielgegner, Hoffenheim, Dortmund und Gladbach sind Top-Adressen. Da wollen wir kein Kanonenfutter sein. Es wird weiterhin unsere Aufgabe sein, das gesamte Mannschaftsgebilde noch enger zusammenzubinden und gerade die jungen Spieler weiter voranzubringen. Früh punkten, erfolgreich sein und schnellstmöglich den Klassenerhalt sichern – das trägt auch zur Entwicklung bei. Es gilt, die richtige Mischung aus Qualität, Erfahrung und jugendlichem Elan zu finden.“

„Ich bin immer noch nicht ganz ruhig“

Zwischen Sommer 2011 und Sommer 2013 hat Frank Heinemann zwei Jahre lang als Co-Trainer beim Hamburger SV gearbeitet. Der Bochumer-Publikumsliebling hat auch diese Zeit in der Hansestadt geprägt, da er beim Bundesligisten ein völlig anderes Umfeld im Vergleich zum VfL wahrgenommen hat. Über seine Zeit beim HSV urteilt er nun wie folgt: „Bei dem einen oder anderen setzt das mit der Altersruhe etwas eher ein, bei mir hat das gedauert. Ich bin aber immer noch nicht ganz ruhig, das würde nicht meinem Naturell entsprechen. Ich hatte zwei richtig gute Jahre in Hamburg, habe ein neues Umfeld kennen gelernt, neue Trainer mit neuen Ideen. Da entwickelt sich eine andere Diskussionskultur als die, die man bis dahin gewohnt war. Generell hat sich die Fußballszene aber seit 1986, meinem ersten Profijahr, deutlich verändert. Da muss man sich anpassen, ohne sich groß zu verbiegen. Nicht alles, was neu ist, ist automatisch gut, und nicht alles Alte ist schlecht.“


Informationen
Quelle: vfl-bochum.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: VfL Bochum, Frank Heinemann, 2. Bundesliga
Datum: 08.01.2014 17:03 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-vfl-bochum--geburtstagskind-heinemann-wuenscht-sich-integration-der-nachwuchsspieler-9904.html
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