VfL im Wellental der Emotionen


Die Ambitionen des VfL Bochum waren groß nach der letzten Saison, wo man letztlich in zwei engen Relegationsduellen gegen den Erstligisten Borussia Mönchengladbach das Nachsehen hatte. Während jedoch die Borussia sich zu absoluten Überraschungsmannschaft der 1.Liga entwickelte, hat sich der VfL zum sportlichen Sorgenkind der Zweitklassigkeit gemausert.

Abstiegskampf ist derzeit das meist gefürchtete Wort an der Castroper Straße. Grund dafür ist eine extrem schwache Serie der Bochumer, die mit Aufstiegsambitionen gestartet nun mit sechs Zählern vor den Abstiegsplätzen liegen. Natürlich viel zu wenig für die hohen Ansprüche der einst „Unabsteigbaren“ aus dem Ruhrpott, die noch nie in ihrer Vereinsgeschichte drei Spielzeiten am Stück im Unterhaus des deutschen Fußballs spielen mussten. Bisher war es immer der Fall, der die Bochumer den direkten Wiederaufstieg feiern konnten.
Auch das Last-Minute 2:2 gegen TSV 1860 München konnte die gedrückte Stimmung „tief im Westen“ nicht erhellen. Auch der Fakt, dass Daniel Ginczek, seinerseits Leihstürmer von Borussia Dortmund, seine beängstigend anmutende Torflaute von 449 Minuten mit dem 1:0 Führungstreffer beenden konnte, war ein Stimmungsaufheller. Auch wenn sein Treffer mitverantwortlich dafür war, dass eine ganz schwere Last von den Schultern der VfL-Gemeinde gefallen ist. Ginczek zumindest war einer der wenigen beim Verein für Leistungssport, der sich noch freuen konnte, nach der Winterdepressionsstimmung im Frühling. So diktierte er den Journalisten in die Blöcke: „Das war einfach nur ein geiles Gefühl, ein riesiger Moment.“
Trotzdem würde er nicht beim VfL spielen, wenn nicht auch noch ein Makel an seiner persönlichen Erfolgsgeschichte anheften würde. So konnte der laufstarke Stürmer nach der Pause die Seinigen mit 2:0 in Front bringen. Nach einem Zauberpass des Offensivkollegen Inui wollte er es zu schön machen und schlenzte die Kugel mit zuviel Effet rechts am Tor vorbei. Ehrlich konstatiert er: „Das hätte das 2:0 sein müssen, das wäre die Entscheidung gewesen.“ Dieser Fehlschuss leitete eine andere Entwicklung im Spiel ein. Plötzlich lagen die Gäste aus München mit 2:1 in Führung
und sahen lange Zeit wie der sichere Sieger aus. Mit einer tollen Moral jedoch kämpften sich die Bergmann-Schützlinge ins Spiel zurück und konnten durch Kramer in der letzten Minute ausgleichen. Ginczek war die Erleichterung im Gesicht anzumerken, als er bilanzierte: „Der späte Ausgleich ist, betrachtet man die Ergebnisse der Konkurrenz, ein gefühlter Sieg. Unsere Mannschaftsleistung war okay, kein Vergleich mehr mit dem Auftritt in Aachen.“
Trotz alledem ist seine Zukunft beim VfL Bochum ungewisser denn je. Sein Ausleihvertrag mit dem BVB wird am 30. Juni diesen Jahres beendet sein. Beide Vereine haben noch keine Gespräche geführt. Sportliche Themen waren in diesen Tagen der heißen Saisonendphase deutlich wichtiger. Wenn man sich allerdings das Offensivpotential des designierten Deutschen Meisters betrachtet, lässt dies nur einen Rückschluss zu: Ginczek wird sein Engagement in Bochum weiter ausdehnen. Dies wäre auch in seinem Sinne, wie der Angreifer zugibt: „Ich fühle mich hier wohl und kann mir gut vorstellen zu bleiben.“
Sein Rückblick auf das aufregende Spiel gegen 1860 München lässt ihn immer noch emotionalisieren. Mit glänzenden Augen spricht er von diesem besonderen Nachmittag im Rewir Power Stadion. „Beim 1:0 habe ich mich gefühlt wie ein Held, bei der vergebenen Großchance wie ein Depp.“ Loben wollte er seinen Trainer Andreas Bergmann, der ihn Mut zusprach: „Er hat mir zugerufen, Junge, hak das ab, es geht weiter.“
Der letzte Eindruck ist häufig der Wichtigste. So auch beim 21-jährigen der erklärte: „Toll, wie uns die Zuschauer auch beim Rückstand unterstützt haben. Nach dem Spiel war es fast schon ein versöhnlicher Abschluss. Jetzt wollen wir in den letzten drei Spielen noch einmal zeigen, dass wir besser sind als unser Tabellenplatz. Ein Sieg ist überfällig.“


Informationen
Quelle: reviersport.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: VfL Bochum; Bergmann; Ginczek
Datum: 18.04.2012 20:41 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-vfl-im-wellental-der-emotionen-889.html
RSS Feed
Nächster Artikel:
» Wer steigt auf / Wer steigt ab?
Kommentare
Name:
E-Mail: (nicht öffentlich)
Homepage:
Kommentar:
Spam-Schutz: Bitte das Wort ZWOTE in das Feld eintragen!


Für diese News ist leider noch kein Kommentar vorhanden.

Für den Inhalt des Kommentars ist der Autor verantwortlich. Die Kommentare spiegeln nicht die Meinung von 2-liga.com wieder.
Diese Nachrichten könnten Sie ebenfalls interessieren
Anzeige
Anzeige