„FC Reloaded“: Abschied vom Söldnertum. Identifikation gesucht!?


Man sollte dies gewiss nicht zu laut äußern, doch einige FC-Fans sehen die Rückstufung in die Zweitklassigkeit mittelfristig sogar als Fortschritt. Getreu dem Motto: Ein Schritt zurück und zwei nach vorne. Der lange Zeit vermisste Selbstreinigungsprozess beim FC setzt nun immer mehr ein. Zu lange wurde ein Söldnertum in verschiedenen Ebenen des Vereins kultiviert, welches in diesen Tagen durch eine intensive Identifikation mit den Werten des 1. FC Köln abgelöst werden soll. Frank Schaefer, Jörg Jakobs und Holger Stanislawski gelten als die neuen Baumeister dieses „neuen FC“.

Zurzeit wartet jedoch trotz der großen Ambitionen immer noch eine Mammutaufgabe auf die Beteiligten. Nach jetzigem Stand würde Coach Stanislawski stattliche 38 Spieler zum Trainingsauftakt begrüßen. Rund 24 Profis wären nach dem Gusto des akribischen Arbeiters. Deshalb müssen noch einige Profis aussortiert werden. Ein weiteres Ziel wird es sein, möglichst viel Geld durch die anfallenden Transfers zu generieren. Der Kaderplaner Schaefer mahnt aber auch, dass es nur mit 19-Jährigen nicht gehen kann und wird.
Der Countdown läuft in diesen Tagen, denn in gut einer Woche ist Trainingsauftakt am Geißbockheim. Es soll vieles anders werden, möglichst besser. Die Grundrenovierung einer maroden Mannschaft ist noch in vollem Gange. Es vergeht kein Tag, wo nicht mögliche Neuzugänge in den Fachmagazinen und Boulevardmedien gehandelt werden. Viele erweisen sich als reine Spekulationsobjekte, einige gelten als ernsthafte Kandidaten. Große Fragezeichen schweben über dem Geißbockheim. Ideen gibt es viele. Die Umsetzung bereitet jedoch immer noch Schwierigkeiten, da die Vorgänger ein Vermächtnis in Form von finanziellen Problemen hinterlassen haben.
Einige Spielerberater teilen immer noch die romantische Ansicht, dass beim 1. FC hohe Grundgehälter gezahlt werden. Mit dieser Mär soll nun endlich Schluss sein, denn die Leistung soll im Vordergrund stehen. Folglich steht im Fokus der neuen „Macher“, dass vermehrt erfolgsbezogene Verträge ausgehandelt werden.
Auf Frank Schaefer kommt in diesen Tagen eine besondere Aufgabe zu. Er hat schon viele Jahre beim FC gearbeitet. Diese Aufgabe wird sicherlich seine schwerste Aufgabe aus der er aber auch gestärkt hervorgehen könnte. Er schwankt in seine Aussagen. Auf der einen Seite gibt er zu, dass die Kader-Aktivitäten noch definitiv abgeschlossen seien und noch einiges im Personalsektor getan werden müsste. Andererseits räumt er jedoch auch freimütig ein: „Würde man jetzt eine Mannschaft aufs Papier bringen – es wäre schon eine gewisse Struktur erkennbar.“
Eine Struktur, die jedoch beileibe nicht dazu ausreicht, um die großen Ziele des FC auch realistisch angehen zu können. Vor allem soll eine Leitlinie im Verein erkennbar sein. Schaefer fasst zusammen: „Leistung und Qualität, Umbruch und Talent, Trainierbarkeit und Fitness.“ Worte,
die mit Leben gefüllt werden müssen.
Bewusst verzichtet der ehemalige Jugendkoordinator darauf, das Alter der Spieler zu benennen, was auch damit begründet sein könnte, „dass wir hier nicht dem Jugendwahn verfallen sind.“ Realistisch erklärt er, „nur mit 19-Jährigen in die Saison zu gehen, das wäre fahrlässig.“

Als Paradebeispiel nennt er die bestimmte Balance im Team. Die Neuverpflichtungen Strobl und Bröker werden genannt. Strobl, der Neuzugang aus Hoffenheim, bezeichnet Schaefer als „hungrig, aber mit weniger Erfahrung.“ Bröker hingegen, der aus Düsseldorf kommt, ist mit seinen 27 Jahren ungleich erfahrener und konnte soeben erst den Bundesliga-Aufstieg mit Fortuna feiern. Frank Schaefer weiß über diese beiden Personalien zu berichten: „Zwei verschiedene Profile“, so Schaefer, „zwei Altersklassen, aber beide Spieler verfügen über die Eigenschaften, die wir gerne in unserem Team sehen wollen, nämlich individuelle Qualität, Teamfähigkeit, Disziplin und hohe Laufbereitschaft sowohl mit, aber auch gegen den Ball.“
Weitere Variablen belasten den Verein. Absolute Führungsspieler sollen den Verein verlassen. Nun gilt es darum für Rensing, Geromel, Riether und Novakovic Abnehmer zu finden, die vor allem auch das nötige Kleingeld zahlen können. Der Qualitätsverlust ist dennoch enorm, auch wenn bis auf Rensing, Anspruch und Wirklichkeit der Genannten meilenweit auseinander klafften. Trotzdem schränkt Schaefer ein: „Man darf aber nicht vergessen“, sagt Schaefer, „dass diese Spieler für den 1. FC Köln viel geleistet haben und über hohe individuelle Qualität verfügen. Deshalb hat der Verein mit ihnen faire und offene Gespräche geführt. Auch die Spieler haben ihre Vorstellungen. Es geht darum, Lösungen zu finden, die möglichst allen gerecht werden.“
Als „worst case“ könnte jedoch auch eintreten, dass die Spieler zum Saisonbeginn weiterhin auf der Gehaltsliste stehen. Da die sportliche Werthaltigkeit in keinem Zusammenhang zur finanziellen Vergütung stehen, muss das neue „Führungsduo“ die Spieler verkaufen, womöglich auch unter Wert, da auch die interessierten Vereine über die finanzielle Situation beim FC genauestens Bescheid wissen. Immer mehr scheint es darauf hinauszulaufen, dass eine vertragliche Lösung angestrebt wird.


Informationen
Quelle: ksta.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: 1. FC Köln; Schaefer; Jakobs; Stanislawski; Bröker; Strobl; Rensing; Novakovic
Datum: 07.06.2012 11:31 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-„fc-reloaded“--abschied-vom-soeldnertum--identifikation-gesucht---978.html
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