1860-Sportchef Hinterberger: „Fußball in der 2. Liga ist kein Wunschkonzert“


1860-Sportchef Hinterberger: „Fußball in der 2. Liga ist kein Wunschkonzert“
Bild: dfb.de
Die Ambition im Lager des TSV 1860 München war vor der bald zu Ende gehenden Saison wahrlich enorm. Mit qualitativ ansprechenden Neuzugängen finanziert durch den jordanischen Investor Hasan Ismaik haben die „Löwen“ versucht die Wahrscheinlichkeit auf den erhofften Aufstieg in die Bundesliga zu erhöhen. Zwei Spieltage vor Saisonende muss ehrlich konstatiert werden, dass die Sechziger in ihr zehntes Zweitligajahr gehen werden, nachdem sie 2004 aus der Bundesliga abgestiegen sind. Im Gespräch mit der „Abendzeitung München“ teilt Sportchef Florian Hinterberger nun mit, wie es denn tatsächlich in Zukunft weitergehen soll. Alles steht von nun an auf dem Prüfstand.

Entlassungsgerüchte tangieren Hinterberger nicht
Ehrlich gibt Hinterberger zu, dass das Saisonziel letztlich verpasst worden ist. Ein Mitspielen um Platz drei bis zum letzten Spieltag war schon vor mehreren Spieltagen mehr Wunsch als Realität. Nun wird es darum gehen, dass diese suboptimal verlaufene Saison vernünftig aufgearbeitet wird. Dazu meint Hinterberger: „Wir wollten bis zum Schluss um Platz drei mitspielen – das war das Ziel und das haben wir nicht erreicht. Es ist hier doch immer so, dass es Kritik hagelt, wenn du nicht vorne mit dabei bist. Aber Fußball in der 2. Bundesliga ist kein Wunschkonzert.“ Zuletzt hat der meinungsfreudige und vor allem stolze und egoistische Investor Hasan Ismaik dafür plädiert, dass „a new Sportchef“ installiert werden soll, was soviel bedeutet, dass Hinterberger seinen Posten räumen soll. Über seine Gefühlslage berichtet der Kritisierte wie folgt: „Nix. Als ich das gehört habe, hatte ich gerade ein Gespräch mit unserem Trainer. Ich habe das dann einfach zur Kenntnis genommen und wir haben weiter unsere Arbeit gemacht.“ Und er macht deutlich, dass er den Fokus zukünftig auf andere Themen lenken möchte, denn: „Ich kann es ja nicht ändern. Deswegen verschwende ich daran wirklich auch kaum einen Gedanken.“ Auch über die Tatsache, dass er hätte gehen müssen, wenn Ismaik 13 Millionen Euro an den Verein gezahlt hätte, ruft beim lockeren Bayern keine Panik hervor, wie er gegenüber der „Abendzeitung“ deutlich macht: „Wenn der Verein so entschieden hätte und mehr Millionen gekommen wären – ja, dann wäre es eben so gewesen. Wenn alles im positiven Sinne des Vereins entschieden worden wäre, wäre es doch in Ordnung gewesen.“ Und er gibt ehrlich zu, dass er ohne Probleme den Job bei den Löwen aufgegeben hätte: „Wenn so entschieden worden wäre, dann ja.“

Hinterberger sieht sich nicht als Notlösung
Etwas kurios anmutend war die Tatsache, dass sein Vertrag verlängert worden ist, da die Finanzierbarkeit eines anderen Sportchefs nicht mehr möglich gewesen ist. Dennoch sieht sich Hinterberger keineswegs als eine Art Notlösung: „Nein, überhaupt nicht. Ich bin keine Notlösung! Denn ich weiß, wie viel Arbeit das hier alles ist, mit dem begrenzten Budget, das uns zur Verfügung steht. Mit fünf Millionen Euro mehr auf dem Konto ist es leichter, eine Mannschaft zusammenzustellen, die vorne mit dabei ist.“ Und er nennt einen gan
z wichtigen Grund für seine Vertragsverlängerung: „Ich glaube schon, dass man sieht, was für eine Arbeit hier geleistet wird.“

Rechtfertigung für Blanco und Makos
Harsche Kritik hat sich an ihm gebündelt, da einige Transfers keine Wirkung gezeigt haben. Exemplarisch für eine verbesserungswürdige Transferpolitik mögen die Zugänge Ismael Blanco und Grigoris Makos gelten: „Mit Ismael Blanco hat es aus verschiedenen Gründen nicht funktioniert. Bei Grigoris Makos muss ich immer ein wenig schmunzeln: Als wir ihn im Sommer verpflichtet haben, war hier richtig viel los, alle haben Bärte getragen und sich gefreut, dass wir ihn nach München geholt haben. Aber auch das hat nicht so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt haben. So etwas passiert im Sport. Aber wenn von zehn oder zwölf Neuzugängen nur zwei nicht so funktionieren, ist die Quote immer noch sehr vernünftig. Und ich bleibe dabei, dass wir eigentlich einen Kader zusammengestellt haben, der ganz oben hätte mitspielen können.“

Aufstieg ist das Ziel in der nächsten Saison
Und zugleich versucht er nun auf Ursachenforschung zu gehen, da er aus den begangenen Fehlern unbedingt lernen möchte. Einige Defizite hat er erkennen können, die es in Zukunft gilt abzustellen. 1860 München hat viel Potential. Tradition, treue Fans. Es fehlt letztlich jedoch an der Umsetzung, weshalb seit 2004 der Sprung in die Erstklassigkeit auch nicht gelingen konnte. Zu den Gründen äußert sich auch Hinterberger: „Sicherlich spielt die Unruhe eine Rolle. Aber wir müssen alles analysieren und hinterfragen. Wie war die Leistung der Spieler über die gesamte Saison? Wie war die Leistung der Führungsspieler? Was ist mit der Mentalität der Spieler? Da gibt es so viele verschiedene Faktoren, die wir jetzt besprechen müssen. Und dann kommt noch etwas hinzu, was man von außen nicht so sieht: Wir haben mit Alexander Schmidt unseren Spielstil komplett verändert. Wer von Fußball etwas versteht, hat das auch gesehen: mehr Ballbesitz, deutlich aktiveres Spiel.“ Er gibt jedoch auch selbstbewusst das Ziel für die kommende Spielzeit aus: „...ist ganz klar: um den Aufstieg mitzuspielen! Das haben wir dieses Jahr nicht geschafft und darüber ärgere ich mich brutal. Und egal, was da jetzt im Umfeld bei uns wieder los ist, das interessiert nicht – da muss man sich abschotten. Wir sind der TSV 1860 und wir haben nun einmal dieses Arbeitsfeld hier.“


Informationen
Quelle: abendzeitung-muenchen.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: TSV 1860 München; Schmidt; Ismaik; Hinterberger; Makos; Blanco
Datum: 09.05.2013 11:21 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-1860-sportchef-hinterberger--„fussball-in-der-2--liga-ist-kein-wunschkonzert“-5422.html
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