Aufstiegs-Endspiel für die „Löwen“


Der TSV 1860 München ist derzeit unweigerlich die Mannschaft der Stunde in der 2. Bundesliga. Alle Spiele in 2012 wurden gewonnen. Häufig sogar sehr überzeugend. Auch das Glück des Tüchtigen musste am letzten Spieltag bei Union Berlin in Anspruch genommen werden. Der 1:0 Sieg kurz vor Schluss war extrem glücklich. Eine Tugend, die häufig jedoch nur auf aufstiegsreife Mannschaften zutrifft.

Es scheint, als ob sich die ganze „Löwen-Familie“ nichts sehnlicher wünschen würde, als die langersehnte Rückkehr in die Erstklassigkeit. Im Jahr 2004 passierte der „Betriebsunfall“ Abstieg. Seitdem dümpeln die 60er mehr schlecht als recht in der Zweitklassigkeit herum. In diesem Jahr scheint vieles anders. Vor allem, wenn gegen den direkten Kontrahenten aus St. Pauli im direkten Aufstiegsduell gewonnen werden sollte.
Das Hinspiel jedoch verlor 1860 nach einer komfortabel erscheinenden 2:0 Führung. Auch der zuletzt vermisste Kevin Volland ist wieder einsatzbereit. Für 1860-Coach Reiner Maurer war es kein Schock. Vielmehr war der Wunsch jedoch relativ groß, dass sich einer der Konkurrenten einen Ausrutscher erlaubt. Das Problem jedoch ist, dass sich weder Fürth, noch Frankfurt oder Paderborn und auch nicht Düsseldorf einen Ausrutscher geleistet haben. Trotzdem ist die Enttäuschung bei Maurer nicht allzu groß, denn die Vorfreude auf die nächste große Prüfung überwiegt deutlich. Gegen den Tabellenfünften aus St. Pauli steht ein Team fünf Zähler vor den Löwen, die vor der Spielzeit deutlich höher eingeschätzt wurden. Mit einem Heimsieg kann der Abstand auf nur zwei Punkte verkürzt werden. Der „Ober-Löwe“ zeigt sich gefräßig: „Wir wollen das Spiel unbedingt gewinnen. Bevor wir irgendwelche Hoffnungen schüren, müssen wir St. Pauli schlagen.“ Trotzdem relativiert er: „Natürlich darf keiner so vermessen sein zu glauben, dass wir alle 17 Rückrunden-Partien gewinnen.“
Zudem winkt noch das Heimspiel beim abstiegsbedrohten Team von Erzgebirge Aue. Das Ziel gegen die als gleichwertig anzusehenden Hamburger ist klar: „Klar wollen wir den sechsten Sieg in Serie draufsetzen“, so Maurer, der auch die Stärken des Gegners realistisch einschätzt: „Sie haben zwar keinen Spielaufbau wie Düsseldorf, Fürth oder Frankfurt. Trotzdem ist die Auswärtsbilanz top. Sie sind bärenstark, auch wenn sie nicht so spektakulär wie die anderen Teams auftreten. Wir müssen bei den Kontern das Tempo mitgehen, sonst wird es für uns ein böses Erwachen geben.“
Trotzdem hat der gewiefte Trainer auch einige Schwachpunkte beim Kiezklub ausgemacht. So sagt Maurer zum Ausfall von Lasse Sobiech (Sprunggelenksentzündung) und Boll: „Mit den beiden fehlen zwei kopfballstarke Spieler.“ Weil auch der Einsatz von Marius Ebbers aufgrund einer Oberschenkelzerrung noch unklar ist, „müssen wir dort ansetzen“.
Vermehrt wurde auf ein Videostudium gesetzt. Daher zeigte Maurer seiner Mannschaft viele Videos über Gegner St. Pauli. Deutlich mehr als sonst. Besonders die Stärken von Pauli wurden präsentiert. Sehr gut kann sich Maurer auch an das Hinspiel am Millerntor erinnern, als 1860 München scheinbar dilettantisch eine sicher wirkende 2:0 Führung verspielte. Maurer erinnert sich voller Enttäuschung: „Das 2:4 war für den ein oder anderen eine Lehrstunde. Einige waren dieser Situation nicht gewachsen, als das Millerntor nach dem Anschlusstreffer bebte.“
Danach begann die Erfolgsserie: „Anschließend haben wir uns auswärts sehr gut präsentiert. Die Mannschaft ist weiter als damals.“
Das Positive hingegen ist, dass sich die Löw
en innerhalb eines halben Jahres enorm entwickelt haben: „Die Mannschaft ist sicher weiter als damals. Wir wollen Revanche für das Hinspiel nehmen”, so Maurer. Der gebürtige Allgäuer tritt jedoch auch als Mahner auf: „Wenn wir das Tempo von Pauli nicht mitgehen, wird es ein böses Erwachen geben.” Den Kontrahenten aus dem hohen Norden sieht er als gefährlich an: Sie stehen massiert hinten drin, pressen mit elf Mann auf den Ballführenden und versuchen so, das Spiel zu zerstören.“
Personell sieht es wieder deutlich besser aus im „Löwenkäfig“. Der überaus torgefährliche Stürmer Kevin Volland kann nach seiner Sperre wieder auflaufen. Wahrscheinlich wird Maximilian Nicu für Volland weichen müssen.
Volland wird nach der Saison in die Bundesliga zur TSG 1899 Hoffenheim wechseln. Auch den Ur-Löwen Stefan Aigner zieht es womöglich Richtung Erstklassigkeit. Angeblich soll der 1.FC Nürnberg ganz oben im Ranking des neuen Arbeitgebers stehen. Der Club jedoch reagiert mit einer eher ungewöhnlichen Mitteilung.
Die AZ Nürnberg wusste angeblich ein wenig mehr und hatte schon am Freitag von einem nahezu perfekten Wechsel innerhalb Bayerns von München nach Nürnberg berichtet. So wurde sogar Aigners Berater Michael Koppold in der Zeitung zitiert: „Stefan will mal was Neues machen, sich verändern. Bei 1860 herrscht teilweise Zirkus hoch drei. Das ist auch ein Mosaiksteinchen, das zu der Entscheidung geführt hat.“
Am Wochenende hingegen hat der fränkische Traditionsverein ein Interesse am 24-Jährigen dementiert. So heißt es wörtlich auf der Homepage des 1. FC Nürnberg: „Es gab und gibt seitens des Club keine Kontakte zu Aigner und seinem Berater.“ FCN-Manager Martin Bader erklärte: „Normalerweise ist es nicht unsere Art, jedes Transfergerücht zu kommentieren“, so Martin Bader, der auch im Vorstand Sport & Öffentlichkeitsarbeit beim 1. FC Nürnberg tätig ist. Auch stellt er klar: „Aber in diesem Fall ist es keine Spekulation, sondern eine Behauptung. Deshalb möchten wir Stellung beziehen: An diesem Thema ist nichts dran.“
Besonders beachtlich ist die Schlussformulierung, die vom Club-Verantwortlichen gewählt wurde. „Der 1. FC Nürnberg wünscht Stefan Aigner für seine Zukunft alles Gute und drückt ihm die Daumen, dass sich die Löwen und der Club im kommenden Jahr in der Bundesliga begegnen.“
Ein Neuzugang hat derzeit gute Laune, auch wenn er sich bislang noch keinen Stammplatz erobern konnte. Der Spanier Guillermo Vallori wechselte in der Winterpause vom FC Zürich zum Verein aus München-Grünwald. Er sieht überhaupt kein Problem, dass er noch nicht zur Stammbelegschaft zählt: „Das ist aber kein Problem. Ich bin doch erst angekommen. Es ist ein Monat vergangen, aber erst jetzt bin ich so richtig da. Es war die ganze Zeit Hektik, Hektik, Hektik. Ich musste noch meine Wohnung in Zürich leer räumen, dann der Umzug. Meine Eltern haben mir dabei geholfen. Aber jetzt habe ich meine Wohnung, kenne mich aus, brauche kein Navi mehr. Jetzt kann’s so richtig losgehen. 1860 hat mich ja nicht geholt, damit ich im ersten Monat alles zeige, aber die Mannschaft gewinnt ja auch so“, so der Abwehrspieler.


Informationen
Quelle: abendzeitung-muenchen.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: 1860 München; Maurer; Aigner
Datum: 04.03.2012 21:11 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-aufstiegs-endspiel-für-die-„löwen“-832.html
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