Der 1. FC Köln darf sich keine Schwächen erlauben


Auch beim fast schon traditionell großspurig auftretenden 1. FC Köln wird so ganz langsam realisiert, dass die Zeiten sich massiv geändert haben. Die Zeiten eines Lukas Podolski liegen nun gefühlt schon eine halbe Ewigkeit zurück, denn nun genießt „Schmalhans Küchenmeister“ Hochkonjunktur in der Domstadt. Mit Maierhofer und Bruno sind zwei vernünftige Spieler gekommen, die einen ambitionierten Zweitligisten hilfreich sein können. Echten Glamour, wie es die Neuzugänge beim 1. FC Kaiserslautern versprühen, kann dieses Duo jedoch nicht vollziehen.

Wenn das Geld knapp zu sein scheint, muss zumindest sportlich für eine Aufbruchstimmung gesorgt werden. Dies konnte durch eine formidable Testspielbilanz, wo sogar der amtierende Doublesieger Borussia Dortmund geschlagen werden konnte, eindrucksvoll erledigt werden. Ein wenig Galgenhumor machte sich in der kreativen Kölner-Fanszene breit, als sie das allseits bekannte Liedgut anstimmten: „Und Ihr wollt Deutscher Meister sein?“ Letztlich konnte der FC über den BVB mit 1:0 triumphieren. Die Fans waren besoffen vor Glück, doch der kühle Norddeutsche Holger Stanislawski versuchte seriös den Euphoriezug zu bremsen, indem er mathematisch gebildet nüchtern feststellte: „Null Tore, null Punkte!“
Demut ist beim 1. FC Köln nun ein ganz besonderes Gut, denn nun müssen Spiele gegen Aalen, Sandhausen und Aue erfolgreich bestritten werden, um eine realistische Möglichkeit auf Erstligaweihen zu erhalten. Nun zählt mit Kevin McKenna ein fußballerisch arg limitierter Kicker zu den wichtigsten Leistungsträgern bei den Kölnern, die in Trainer Holger Stanislawski einen Malochertyp verpflichtet haben, der durch Kampf, Arbeit und einer gehörigen Portion Charme zu überzeugen weiß. Vielleicht ist dieser Trainer auch genau der richtige Mann, um die chronische Finanznot möglichst elegant zu nutzen, um neue Ideen und Konzepte entwickeln zu können. Letztlich wäre es interessant zu beobachten sein, wie ein Christoph Daum mit den vorherrschenden Schwierigkeiten klargekommen wäre. Insgesamt muss dem ehemaligen Pauli- und Hoffenheim-Trainer Respekt für die erbrachte Leistung gezollt werden.
Nun ist es also das vorrausgesetzte Verständnis für die jetzige Situation, was auch am jüngsten Transfer von Innenverteidiger Andrades deutlich wurde. In der Vergangenheit sind Verhandlungen mit Spielern, medizinische Untersuchungen und Vertragsunterschriften am Geißbockheim in den lokalen Boulevardmedien aufgetaucht. In diesem Fall jedoch gab es eine löbliche Diskretion, die als Paradebeispiel für zukünftige Wechsel gelten sollte. Ein großer Macher ist zweifelsfrei Präsident Werner Spinner, dem eine gewisse exorbitante Kommunikation nachgesagt wird. Dennoch hat er Ziele und Visionen, die sicherlich umzusetzen sind. Bei ihm merkt man die Fähigkeiten, die für solch einen Job unbedingt erforderlich erscheinen. Zuletzt konnte mit
Thomas Wehrle ein echter Hoffnungsträger für den Verein gewonnen werden. Der Geschäftsführer ist vom Bundesligisten VfB Stuttgart losgeeist worden und kündigt derweil vorab schon einmal an, dass „Kostendisziplin einführen bei größtmöglichem sportlichen Erfolg“ eingeführt werden soll.
Diese neue Sparsamkeit hat durchaus seine Berechtigung, denn nur durch eine Fan-Anleihe konnte für die laufende Saison eine Fan-Anleihe in Höhe von zehn Millionen Euro gesichert werden. Wenn es in diesem Jahr mit dem Aufstieg nicht klappen sollte, dann muss der Etat von geschätzten 20 Millionen Euro auf etwa zwölf Millionen Euro reduziert werden. Wehrle wird dieser „Drahtseilakt“ durchaus zugetraut. Nur dezent tangiert diese Personalentscheidung jedoch die kommenden sportlichen Aufgaben, wie auch Mittelfeldmann Daniel Royer deutlich macht: „Wir sind nicht weit vom Relegationsplatz entfernt, den wollen wir erreichen.“ Der Optimismus ist noch da. Die nächsten Spiele sollten jedoch tunlichst gewonnen werden. Vor allem das direkte Aufeinandertreffen beim 1. FC Kaiserslautern im Frühling sollte siegreich gestaltet werden. Erfreulich immerhin die Tatsache, dass „die Jungs untereinander eingespielt“ seien, wie unlängst Trainer Holger Stanislawski bekannt gegeben hat. Dieser Testspielsieg gegen Borussia Dortmund lässt die „Geißböcke“ nun wieder deutlich selbstbewusster werden.
In den kommenden vier Begegnungen gegen Erzgebirge Aue, Energie Cottbus, FC St. Pauli und Union Berlin sollte möglichst eine Siegesserie gestartet werden. In der Hinserie konnte einzig gegen Pauli ein Unentschieden herausgeholt werden. Damit gab es den kapitalen Fehlstart in die Zweitklassigkeit. Nun hofft „Stani“ auf Wiedergutmachung: „Wir haben jetzt die Möglichkeit aus den nächsten vier Spielen für uns selber Punkte gutzumachen.“ Und er stellt zugleich eine klare Forderung an sein Team, wenn er sagt: „Die Rückserie ist nur 15 Spieltage lang und wir haben da relativ wenig zu verschenken. Wir haben genug verschenkt in der Hinserie.“ Dennoch wäre Stani nicht authentisch, wenn er den Gegner nicht noch einmal stark redet, denn der Respekt vor dem sächsischen Mittelfeldteam ist enorm. Nach Aussage vom FC-Trainer zeigt sich der FCE „sehr zweikampfstark, sehr, aggressiv und unheimlich schnell im Umschaltspiel.“


Informationen
Quelle: www.fr-online.de ; express.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: 1. FC Köln; Stanislawski; Maierhofer; Andrades; Wehrle; Royer
Datum: 01.02.2013 21:45 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-der-1--fc-koeln-darf-sich-keine-schwaechen-erlauben-3952.html
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