FC St. Pauli: Der Aufsichtsrat liefert die Gründe für Orths-Ablösung


FC St. Pauli: Der Aufsichtsrat liefert die Gründe für Orths-Ablösung
Nun gibt es beim FC St. Pauli viele Diskussionen auf Funktionärsebene. So hat etwa Marcus Schulz als Aufsichtsratsvorsitzende des FC St. Pauli zusammen mit seinem Stellvertreter Uwe Doll zum ersten Mal öffentlich Stellung beziehen können. Letztlich hat es das Kontrollgremium zu verantworten, dass es beim Zweitligisten zu einem Führungswechsel gekommen ist. Nun wird die Zeit nach Präsident Stefan Orth mit Akribie und Willenskraft angegangen.

„Ich bewundere ihn für die Pressekonferenz“

So hat etwa Schulz gegenüber dem „Hamburger Abendblatt“ fast schon ein wenig emotional berichten können: „Ich bewundere ihn für die Pressekonferenz am Dienstag. Er hat dabei eine ungeheure Größe gezeigt.“ Ganz bewusst hat Orth darauf verzichtet, dass er gegen den Aufsichtsrat noch einmal verbal nachtritt. So ist bereits bekannt, dass der stets kritische Aufsichtsrat bei der anstehenden Mitgliederversammlung am 16. November nicht ihn, sondern den 38-jährigen Oke Göttlich als neuen Vereinsboss vorschlagen wird. Doll stimmt versöhnliche Töne an, wenn er sagt: „Wenn etwas Zeit ins Land gegangen ist, werden wir sicher auch wieder gemeinsam ein Bier trinken.“

„Oke Göttlich hat uns am meisten überzeugt“

Wichtig ist nun vor allem auch zu erfahren, warum das Präsidium sich nun neu aufstellen soll. Schulz gibt zu, dass er und seine Kollegen bereits seit Februar Gespräche mit geeigneten Kandidaten geführt haben. Dies hat er dem „Hamburger Abendblatt“ verraten können: „Wir haben uns viel Mühe gemacht. Es war ein systematischer Prozess. Am Ende gab es drei Personen in der Endausscheidung, darunter natürlich auch Stefan Orth, der immer unser erster Ansprechpartner war.“ Und er fügt entscheidend hinzu: „Dann aber hat uns Oke Göttlich am meisten überzeugt.“ Nun wird es also der Musikmanager sein, der nun die kommenden vier Jahre den Verein führen soll. Schulz versuchte zudem einen direkten Fußballbezug herzustellen: „Jedes Präsidium hat seine Zeit. Vor einigen Jahren war der Verein in einer solch schwierigen wirtschaftlichen Lage, dass jemand gebraucht wurde, der als Abräumer in der Abwehr hemdsärmelig anpackt und auch mal ordentlich dazwischengrätscht. So einer war Corny Littmann. Dann ging es um die Aufbauarbeit, wie bei einem Sechser in einer Mannschaft, und dies haben Stefan Orth und sein Team hervorragend geleistet. Nun aber benötigen wir einen Zehner, der die Bälle verteilt und auch mal einen reinmacht. So einer ist Oke Göttlich.“

Schulze nennt wichtige Vorgaben für die Zukunft

Der Aufsichtsrat traut Göttlich eher als Stefan Orth zu, dass die elementar und strategisch überaus wichtigen Aufgaben vernünftig und zukunftsweisend gelöst werden können. Als ehemaliger Musikmanager soll dabei Oko Göttlich auch über die bessere Erfahrung verfügen, wie wie Werte gesichert und ausgebaut werden können, ohne sich jedoch zu massiv zu kommerzialisieren: „Die Herausforderung
en der Zukunft liegen vor allem in der Behauptung der eigenen Werte in einem sich absehbar weiter kommerzialisierenden Fußballballumfeld und der gleichzeitigen Sicherung des finanziellen und sportlichen Erfolges.“

„Wir wollen konkurrenzfähig bleiben mit den eigenen Werten“

Drei ganz wesentliche Fragen nennt er dabei, die er nun beantwortet haben möchte: „Zum Einen geraten wir durch die Sicherheitsbestimmungen des DFB immer stärker unter Beschuss. Zum Anderen gibt es die Entwicklung, dass Fußballvereine wie Marketingabteilungen von Unternehmen wirken, ich nenne da nur RB Leipzig. Und letztlich ist ein Thema die Ausgliederung von Profifußball-Abteilungen.“ So scheint es auch keineswegs abwegig zu sein, wenn die Deutsche Fußball-Liga (DFL) verfügen wird, dass die Vereine aus den beiden Bundesligen zumindest ihre Profi-Abteilungen als eigene Gesellschaft führen müssen. Dies wird sich allerdings in der Zukunft erst entscheiden. Zumindest scheint dieses Gedankenspiel nicht völlig sinnfrei zu sein. Ein ganz wichtiges Credo bringt Schulz eindeutig zum Ausdruck, wenn er als Konstante festgelegt haben möchte. „Wir werden nur erfolgreich sein, wenn wir eine aktive Antwort auf diese Fragen der Zukunft haben werden. Konkurrenzfähig zu bleiben mit den eigenen Werten – das ist das A und O.“

Ex-Präsident Littmann verwundert über den Aufsichtsrat

Schulz hat eine enorm hohe Meinung von Göttlich, dem er eine extrem hohe strategische Intelligenz, Integrationsfähigkeit und Durchsetzungsvermögen bescheinigen kann. Als neuer Vizepräsident, der sich primär um den Bereich Sport zu kümmern hat, bringt der ehemalige St. Pauli-Profi Benjamin Adrion eine Art Stallgeruch mit. Bei der anstehenden Mitgliederversammlung genügt für Göttlich und seinen Tross schon eine einfache Mehrheit. Die im Verein organisierten Anhänger erhalten durch das neue Präsidium eine noch größere Akzeptanz, wie immer mehr deutlich wird. Der ehemalige Pauli-Präsident mit Corny Littmann hat sich gegenüber dem „Hamburger Abendblatt“ auch dazu äußern können und seine eigene Meinung klar zum Ausdruck gebracht: „Man wird sich einmal sehr genau ansehen müssen, mit welchen Personen künftig das Präsidium und auch der Aufsichtsrat besetzt sind.“ Er ist jedoch auch Fachmann genug, um diese Entwicklung zumindest als merkwürdig zu erachten: „Ich finde es verwunderlich, dass der Aufsichtsrat das Präsidium über den grünen Klee lobt und dann ein ganz neues installiert wird."


Informationen
Quelle: abendblatt.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: FC St. Pauli, Orth, Göttlicher, Schulz, 2. Bundesliga
Datum: 03.07.2014 16:45 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-fc-st--pauli--der-aufsichtsrat-liefert-die-gruende-fuer-orths-abloesung-13818.html
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