FC St. Pauli: Freibeuter der Liga mit geringer Punkteausbeute


Beim chronisch ambitionierten Zweitligisten FC St. Pauli war der Saisonstart alles andere als erfolgreich. Nur zwei Zähler haben die Hamburger bisher einfahren können und sind damit im unteren Bereich der Tabelle zu finden. Folglich ist die Stimmung sehr schlecht am Millerntor. Nun wird nach Wegen aus der Krise gesucht.

Schon ein ganzes Jahrzehnt spielt Fabian Boll für den populären Hamburger Verein. Gegenüber der „Bild“ wählt er drastische Worte, wenn er sagt: „Vogelwild. Erschreckend. Das ist der schlechteste Start, seit ich hier bin.“ Gegen den FC Energie Cottbus wurde völlig verdient mit 0:2 verloren. Nun ist ein Sieg Pflicht gegen den starken Aufsteiger aus Sandhausen. Eine richtige Erklärung für den Saisonstart hat Boll bisher noch nicht ausfindig machen können. Möglicherweise ist es dem neuen System mit zwei neuen Stürmern geschuldet. Diese Taktikänderung hat das Team noch nicht gänzlich verinnerlichen können. Dazu kann der fleißige, zentrale Mittelfeldspieler nur gegenüber der „Bild“ erklären: „Das haben wir noch nicht drin. Weil wir uns zu viele Gedanken machen, fehlt das wichtige intuitive Handeln. Aber das ist eigentlich auch egal. Wenn die grundlegenden Dinge nicht klappen, ist das System Jacke wie Hose, dann ist alles für den Mors...“
Es liegt bei den Paulianern wirklich vieles im Argen. So gibt es grobe Defizite in vielerlei Hinsicht. Vor allem die einstigen Automatismen stimmen noch keineswegs überein. Viele einfache Pässe kommen nicht an. Die Aufteilung und die Laufwege offenbaren Schwächen. Deshalb ist auch die Forderung von Kapitän Boll eindeutig und klar: „Bei uns spielt jeder Mannschafts-Teil für sich, da ist keine Harmonie. Wir müssen wieder mit dem kleinen Fußball-ABC anfangen. Gegen Sandhausen müssen wir erst die Zweikämpfe gewinnen, danach Fußball spielen.“ Schwerwiegend ist ohne Frage der Ausfall von Stürmer Max Kruse, der zum Bundesligisten SC Freiburg gewechselt ist. Dort konnte er am ersten Spieltag mit einem Treffer überzeugen. Auch zu dieser Personalie kann der meinungsfreudige Boll etwas sagen: „Sein Abgang hat uns nicht gut getan. Er war einer, der durch Einzelaktionen Lücken in der gegnerischen Abwehr aufgerissen hat.“
Leider gibt es noch keinen neuen Kruse, der torgefährlich und spielstark agieren kann. Es gilt als sicher, dass im Training extrem hart gearbeitet werden muss, möchte man den Weg aus der Erfolglosigkeit gehen. Es ist durchaus realistisch, dass der strenge Trainer Andre Schubert wieder auf das schon bewährte 4-2-3-1 System setzen möchte. Für Boll würde dies kein großes Problem darstellen: „Florian Bruns und Dennis Daube haben doch schon gezeigt, dass sie auf der Zehner-Position spi
elen können.“
Das wirklich enttäuschende 0:2 in der Lausitz bei Energie Cottbus hat den Sinn für die bittere Realität geschärft. So gibt es erhebliche Probleme im Kreativbereich des Mittelfelds, wodurch auch die Angriffsreihe eklatant leidet. Es gibt kaum brauchbare Zuspiele und keinen Akteur, der mit Selbstbewusstsein und Dynamik für die Überraschungsmomente im Spiel sorgen könnte. Der bislang einzige Treffer stammt von Abwehrspieler Florian Mohr durch einen Freistoß. Immer mehr wird die Sehnsucht größer, dass Max Kruse zurückkehrt. Absolut unrealistisch, da der 24-jährige Freiburger sich in seiner neuen sportlichen Heimat sehr wohlfühlt. Sowohl gegen Viktoria Hamburg im Pokal als auch gegen Mainz in der Bundesliga konnte er einen Treffer zum jeweiligen Sieg beisteuern. Max Kruse in seiner derzeitigen Form wäre eine absolute Bereicherung für die „Freibeuter“ der Liga.
Vielleicht können die beiden Neuzugänge ein wenig bei der Kompensierung des besten Offensivspielers behilflich sein. Dazu Schubert gegenüber der „Bild“: „Lenny Thy und auch Akaki Gogia können ähnlich spielen, in die Tiefe stoßen – aber beide fallen verletzt aus. Außerdem sind sie noch kein Kruse.“
Der Transfermarkt hat nur noch wenige Tage geöffnet. Deshalb ist es auch sehr gut möglich, dass Sportmanager Rachid Azzouzi auf dem Transfermarkt noch einmal tätig wird. Ein gestandener Linksverteidiger steht auf der Fahndungsliste ganz weit oben. Trotzdem appelliert der Ex-Profi: „Wir sollten unseren Jungs vertrauen, ihnen Zeit geben. Einen Kruse findet man nicht von heute auf morgen.“
Ein Grund für einen möglichen Transfer könnte auch die angespannte Personalsituation sein. So gibt es derzeit vier Ausfälle zu beklagen und auf der Ersatzbank gegen Cottbus waren statt wie üblich sechs nur fünf Spieler zu finden. Trotzdem darf dies nicht als Grund für diesen Stotterstart herhalten, wie auch Schubert findet: „Drei Spiele, zwei Punkte, ein schlechter Start.“
Möglicherweise gibt es noch einen 19-Jährigen, der den Stadtteilkickern auf dem Platz behilflich sein kann. Der Mittelfeldspieler Joseph-Claude Gyau steht bei 1899 Hoffenheim unter Vertrag und hat schon zur Probe mittrainiert. Auch der erst 20-jährige Grieche Georgios Valerianos könnte als Linksverteidiger ins Beuteschema passen. Er spielt derzeit noch beim griechischen Erstligisten OFI Kreta.


Informationen
Quelle: bild.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: FC St. Pauli; Schubert; Kruse; Boll; Mohr; Thy; Gogia
Datum: 29.08.2012 20:16 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-fc-st--pauli--freibeuter-der-liga-mit-geringer-punkteausbeute-1111.html
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